Paradies für Seerosen

Entlang des Grünen Bandes 2021

zum zweiten Teil des Reiseberichts

zu den Fotos

17.7. Vorab ein Test

Hochwasserfrei

Endlich wieder Reisen! Corona hat uns allen zugesetzt und jetzt muss wieder etwas mehr Normalität ins Leben!

Da meine zweite Impfung erst am 8.7. war, habe ich mich für den heutigen Morgen noch einmal zum Test am Stadion Essen angemeldet. Termin: 8:33Uhr, damit wir auch früh aufbrechen können. Leider hatten die Johanniter den Schlüssel vergessen, mussten noch mal los und die Testungen begannen erst nach 9Uhr. Einen guten Teil der NRZ hatte ich da schon gelesen.

Die katastrophale Lage nach den Unwettern in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hatte mich in den letzten Tagen aufmerksam die Pegelstände der Fulda beobachten lassen, denn unsere erste Station ist der Campingplatz des MKC-Muenden. Aber die Fulda hat durch das zusätzliche Wasser aus der Edertalsperre nicht wirklich Hochwasser.

perfekter Campingplatz

Diesen Platz kannten wir trotz vieler Besuche bei den Freunden in Hann.-Münden noch nicht. Da der Campingplatz hinter der Schleuse aber von Fahrzeugen über 3t nicht mehr angefahren werden darf, hatten die Freunde diese Möglichkeit für uns gefunden. Eine gute Empfehlung und ab sofort für uns in Hann.-Münden erste Adresse.

Und gleich noch ein Tipp: am Abend waren wir in Lippoldshausen im Landgasthaus „Zum Krug“. Perfekte bürgerliche Küche! Fleischige Schnitzel die ihren Namen verdienen und Steaks auf den Punkt richtig gebraten!

18.7. Göttingen – Hannover

Frühstücksplatz

Die Nacht auf dem Campingplatz des MKC-Muenden war ruhig und wir haben gut geschlafen. Allerdings sagte uns eine Camperin, dass dies in der Woche anders sei, da dann sehr früh der Berufs- und Schwerlastverkehr auf der anderen Fuldaseite über die Bundesstraße donnert. Jetzt sind es eher die sonntäglichen Motorradfahrer, die nach dem Ortsausgangsschild die Maschinen hochziehen.

Nach einem Frühstück am Fuldaufer, bei dem wir immer wieder der Sonne ausweichen mussten (hätten wir vor wenigen Tagen nicht gedacht) ging es weiter zum Kiessee nach Göttingen. Dort war vor Tagen ein Buschrohrsänger gemeldet worden, der erwartungsgemäß aber nicht mehr zu hören war. Trotzdem ein schöner Spaziergang und ein interessanter Schnüffelplatz für Gina.

Kiessee Göttingen


Nach einem ruhigen Nachmittag am See (wie immer hier ein Verweis auf die Fotoseite) ging es weiter gen Hannover, allerdings rollte es nicht lange: bei Nordheim hatte es einen Unfall in der Baustelle gegeben und der Stau hat uns eine Stunde gekostet, in der wir mehrfach minutenlang den Motor ausmachen konnten.

Es folgte dann aber ein sehr entspannter Abend mit leckerem Essen und netten Gesprächen bei den „Kindern“ in Hannover.

19.7. Hannover – Aschauteiche – Seehausen

Paradies für Seerosen

In der Nacht wurde ich wach und spürte, dass etwas in meinem Mund war, dass da so in dieser Form nicht hingehörte: meine erst am letzten Donnerstag neu zementierte Krone lag auf meiner Zunge. Jetzt hat meine Brücke nur noch drei Pfeiler. Ob das reicht? Ich werde es klären lassen müssen.

Nach einem wunderbar vitaminreichen Frühstück ging es stramm nach Osten.

An den Aschauteichen gibt es ganz wunderbaren Räucherfisch! Ein Aal und eine Lachsforelle gingen mit auf die Reise.

Vorher aber ein kleiner Rundgang an den Teichen mit der ersten Fischadlersichtung des Urlaubs. Ansonsten war es ornithologisch eher ruhig, dafür aber viele Libellen, die zum Teil gerade schlüpften.

der Herr der Aale

Am Nachmittag trafen wir in Seehausen ein, wo die Besichtigung von Meikes neu erworbenen Häuschen und etwas Gartenbau daselbst für die nächsten Tage angesagt sind. Aber auch Ausflüge in die Natur im Bereich des „Grünen Bandes“, das wir jetzt erreicht haben.

Und der Fisch war wirklich köstlich. Ein wenig ist noch für den Mittagsimbiss morgen übrig. Schöne Aussichten! ;-)

Wir stehen auf dem Stellplatz am Alandumfluter der Stadt Seehausen in der Altmark. Die Übernachtung kostet insgesamt 8€, der Strom 0,60€ pro Kilowattstunde und die Entsorgung 2€. Wir finden es ist ein schöner Platz und außerdem ist Meikes Häuschen ganz nah.

20.7. Seehausen Spezial an der Raiffeisentankstelle

Der Tag begann um 7:15Uhr mit dem Einsatz von zwei Freischneidern an der gegenüberliegenden Böschung. Hätte gerne auch zwei Stunden später sein dürfen, aber wie ich später erfuhr sind die Arbeiten von der Stadt vergeben und die Firma ist frei in der Entscheidung des Arbeitsbeginns. Eigentlich sollte nicht vor Neun angefangen werden.

Direkt um die Ecke in der „Große Brüder Straße“ ist eine Zahnärztin und ich habe nach dem Frühstück dort mein Zahnproblem erläutert. Leider war mein Gefühl richtig, dass es nicht nur der Zement ist, der in der Krone hängt,  sondern auch ein Stück vom Zahnstumpf. Wie die handfeste Zahnärztin, Frau Dipl. Stom. Elke Gabitow,  feststellte, wäre es „Verarsche“ gewesen, „auf die Schnelle“ daran „herumzubasteln“. Sie hat den Zahn fluoridiert und die Brücke gegen Schmutz gesichert. Kosten: 0€! Und für das minimale Kaffeekassengeld hat sich die nette Sprechstundenhilfe sehr gefreut.

das Gartenprojekt

Mein Part beim Häuschen ist der kleine Garten, in dem schon Tanja und Jörg die gröbsten Aufräumarbeiten erledigt haben. Trotzdem habe ich noch mal zwei große Säcke mit Grünzeug gefüllt und es ist immer noch nicht alles. Außerdem gab es noch alte Rankhilfen die entsorgt werden mussten. Also das Wohnmobil vom Stellplatz holen, alles gut verstauen und ab damit zum Recyclinghof. Hat alles gut geklappt!

Weil wir eh gerade unterwegs waren, ging`s zum Raiffeisenmarkt und siehe da, der Sprit war so günstig wie seit Tagen nicht. Also erstmal tanken. Es wurde ein teures Tanken. Völlig vom Wohnmobil entwöhnt habe ich automatisch die falsche Zapfpistole gegriffen und Super getankt … wie beim Meriva. Als ich den Rüssel wieder an der Säule befestigte wurde mir klar, was ich gerade getan hatte und ich habe erstmal herzhaft geflucht. Zum Glück hatte ich den Wagen noch nicht gestartet.

Die nette Frau in der Tankstelle hat gleich mehrere Werkstätten in Seehausen angerufen, aber alle sind durch Urlaub unterbesetzt und konnten nicht kommen. Aber es gibt ja noch den ADAC. Dort habe ich mit einiger Mühe jemanden erreicht, der all meine Daten aufgenommen hat und mir sagte, dass ich den gesamten Einsatz selber zahlen müsse, da Falschtanken keine Clubleistung wäre. Außerdem ginge beim ADAC Abpumpen vor Ort nicht, weshalb das Wohnmobil aufgeladen werden müsse. Was sollte ich machen? Also Auftrag erteilt.

Kurze Zeit später rief der ADAC-Dienst aus Stendal an, fragte wieso ich selber zahlen müsse und er hätte eine weite Anfahrt. In zwei weiteren Telefonaten hat er mich dann an das Abschleppunternehmen Rauch in Seehausen verwiesen und ich solle von „Kalle“ grüßen.

Die Firma Rauch hatte die nette Tankwartin allerdings auch schon angerufen … siehe oben. Und dieselbe Antwort bekam ich am Telefon natürlich auch. Trotzdem hat der Chef sich bereit erklärt, mal vorbei zu kommen.

Zu allem Überfluss blockierte ich mit meiner dämlichen Aktion die ganze Zeit auch noch zwei Zapfsäulen. Die entspannte Haltung der Dame war beispielhaft!

Schließlich kam Herr Rauch, mit Hilfe zweier Kunden wurde das Wohnmobil erstmal zur Seite geschoben und die Firma Rauch wird sich kümmern, wenn die Tageslage sich bei ihnen entspannt.

Und so konnte ich jetzt diesen Tag im Reisebericht auf dem Gelände der Raiffeisentankstelle abarbeiten, während Elke und Gina auf dem Stellplatz sitzen und unseren Übernachtungsplatz frei halten.

Zum Tagesabschluss: Schließlich kam der Juniorchef der Firma Rauch mit einem großen Fass, einem Kanister und eine Pumpe, mit der er das Spritgemisch aus dem Tank geholt hat. Es dauerte natürlich ein wenig, aber wir haben uns sehr nett unterhalten und gemeinsam festgestellt, dass die Seehäuser sich untereinander sehr gut kennen.

konzentriert beim Reisebericht

Die ganze Aktion der Firma Rauch sollte 70€ kosten, da hatte ich nach der Ankündigung des ADAC mit anderen Größenordnungen gerechnet und habe den Betrag natürlich gerundet. Für solche Hilfe kann man nur dankbar sein!

In der Zwischenzeit war der Dieselpreis noch mal um 4 Cent gesunken. Der Juniorchef hat sich sehr amüsiert, als ich ihm sagte, dass sich jeder sehr wundern würde zu hören, dass ich den Tank habe leer pumpen lassen um 4 Cent billiger zu tanken.

Zum Schluss der Aktion habe ich mich mit einer Flasche gutem spanischen Rotwein bei der freundlichen Frau in der Tankstelle bedankt. Was für nette menschliche Begegnungen in Seehausen.

Zum guten Schluss waren wir ganz wunderbar Essen beim Griechen in Seehausen. Mit einer überraschenden Dusche im Herrenklo und allem und so … doch noch ein guter Tag.

Die letzten Zeilen habe ich bei Meike im überdachten Hof geschrieben. Belästigt von einigen Mücken und mit der Sichtung eines Igels, der eine Ecke des Minigrundstücks  zum Quartier gewählt hat. ;-) Ist bei der Umgestaltung des Gartens unbedingt zu berücksichtigen!!!

21.7. entlang des „Grünen Bandes“ nach Bergen an der Dumme

weitläufiger Stellplatz Seehausen in der Altmark

Heute Morgen war himmlische Ruhe auf dem Stellplatz in Seehausen. Leider war ziemliches Chaos in meinen morgendlichen Träumen. Spuren des Lebens!

Sowohl Schwarz- wie auch Rotmilan überfliegen die Stadt regelmäßig und ein Exemplar war so freundlich, sich wunderbar beobachten und fotografieren zu lassen. Auch der Gelbspötter sang unmittelbar in den Bäumen an unserem Wohnmobil.

Am Arendsee ein kurzer Zwischenstopp in Zießau, wo wir nach einigen Kilometern am See entlang endlich parken konnten. Daselbst endlich der erste Weißstorch.

Einkaufen im Altmarkcenter in Salzwedel und dann gemütliche Weiterfahrt nach Bergen an der Dumme, wo wir zwei Nächte bleiben und morgen einen Besuch in der Duft- und Wandelgärtnerei Schoebel planen. Ein reines Frauenprojekt.

Campingplatz Bergen/Dumme

 

Auf dem Campingplatz Fuhrenkamp in Bergen wurden wir freundlich begrüßt und es gibt auch noch reichlich Platz, weil die Ferien in Niedersachsen erst am Donnerstag beginnen. Störche, Milane, Kornweihen und Mäusebussarde sind in unmittelbarer Umgebung des Platzes unterwegs. Und das Internet funktioniert in der Nähe der Rezeption gut, weshalb gleich endlich Fotos und der erste Teil des Reiseberichtes auf der Homepage gestartet werden.

22.7. Bergen an der Dumme

Noch im Bette liegend hörte ich die Kraniche aus der nahen Dummeniederung rufen. Den Weg vom Campingplatz zur Gärtnerei am Nachmittag plane ich entlang des Naturschutzgebietes und vielleicht haben wir ja Glück mit den Kranichen oder anderen raren Wiesenvögeln. Die ersten fernen Pirolrufe gab es schon zum Frühstück. Außerdem gehobener Verdacht auf überfliegenden Schwarzstorch, der leider hinter mir entlang flog. Ein Problem wegen meiner Nackenprobleme und als ich endlich stand, sah ich den Vogel nur noch hinterm Wald verschwinden.

Ein paar Worte zur Geräuschkulisse der nahen B71. Mich hat sie in der Nacht nicht gestört (mein „dienstlicher“ Traum schon!) und Elke meinte, dass sie auch erst am Morgen die LKWs gehört habe. Jetzt am Tage ist schon etwas mehr Betrieb, aber das haben wir an anderen Stellen schon deutlich anstrengender erlebt.

Überraschung nebenbei: Karsten kam nach dem Frühstück vorbei, sah die leere Rotweinflasche von Enrique Mendoza und sagte: „Der hat wirklich gute Weine!“ Er kennt sie von Wein und Vinos, wir seit 2019 ja auch direkt vom Erzeuger.

Der Mittagsgang mit Gina hat mich dann in die gegenüberliegenden Felder geführt und ich habe tatsächlich auch die männliche Weihe, die Elke gestern gemeldet hatte, auf einem abgeernteten Feld sitzen sehen. Freund Peter, der gestern am Telefon schon Zweifel angemeldet hatte, ob es sich nicht eher um eine Wiesenweihe handeln könnte, kann durchaus Recht haben. Da der Vogel nicht geflogen ist, konnte ich die Flügel nicht kontrollieren. Ergibt sich vielleicht noch.

Auf dem gleichen Feld sah ich seit langer Zeit endlich mal wieder einen Dreiertrupp Rebhühner. Ansonsten viele Schafstelzen und Pirolrufe aus der Ferne.

kleine Landpartie

Am Nachmittag ging`s durch die Dummeniederung zur Gärtnerei meines Vertrauens. Auf dem Weg wenig Vögel, aber viele interessante Insekten (siehe Fotoseite). Sehr niedlich war auch die Minikutsche mit Zwergponys. Und beispielhaft die Blumenwiese am Eingang des Ortes. Sozusagen als Einstimmung auf die Gärtnerei.

Vorher ging es aber noch in das Antik-Café. Mohnmarzipantorte…ein Gedicht.

Die Gärtnerei hielt, was mir der Internetauftritt versprochen hatte. Ein Pflanzensortiment für Meikes Garten ist zusammengestellt und die netten Betreiberinnen pflegen sie nun, bis wir sie in der nächsten Woche abholen.

Wendländisches Abendessen


Anschließend haben wir im Hotel-Restaurant Nigel gut gegessen. Flammkuchen der Saison mit frischen Pfifferlingen bzw. Pizza und dazu ein leckeres Bier aus dem Wendland. Natürlich auch hier unter freiem Himmel und bei angenehmen Temperaturen. Am Montag kommen wir wieder!

Zum Abschluss noch einen eisgekühlten Uso am Womo: ab heute gelten wir nun beide als durchgeimpft. Dazu passt: erst hier hat Elke drei Mal die Luca-App einsetzen müssen. Ansonsten sind die Verhältnisse hier bezüglich Corona aber sehr entspannt.

Ab morgen sind wir erstmal ohne Internetanschlüsse im Wendland unterwegs, weshalb die nächsten Tage möglicherweise erst am nächsten Montag wieder an dieser Stelle erscheinen.

Nemitzer Heide, Elbholz, Höhbeck, Hitzacker, … jetzt bewegen wir uns auf bekannten Wegen aus der Zeit, wo wir noch sehnsüchtig in die DDR geblickt haben, nicht glaubend, dass wir dort mal völlig frei hinreisen dürfen! Was für eine glückliche Wendung in der deutschen Geschichte!!!

23.7. Bergen – Trebel – Seehausen – Wahrenberg – Nemitzer Heide

Kraniche im Morgendunst

Um 4Uhr wurde ich von meiner Blase geweckt. Habe mich dann zwar wieder hingelegt, aber hörte die Kraniche und Pirole rufen und dachte an die „gute alte Zeit“. Also angezogen, Fernglas und Fotoapparat umgehängt und ab in die Dummeniederung. Was für ein Morgen! Nebelbänke waberten durch die Niederung und gleich zu Beginn und vor dem Sonnenaufgang Kraniche auf einem der abgeernteten Felder.

Ein Stückchen weiter haben mich die drei Rebhühner von neulich erschreckt, weil sie unmittelbar neben mir mit ihrem explosionsartigen Fluchtflug starteten.

Sonnenaufgang in der Dummeniederung

Gerade rechtzeitig vor dem Sonnenaufgang kam ich zu einem niedrigen Hochsitz und habe sitzend und völlig fasziniert das Spektakel der aufgehenden Sonne genossen. Was für ein Farbrausch, der durch die Nebelbänke zusätzlich verstärkt wurde.

Und für die Ohren wurde auch gesorgt: mindestens 5 Pirole waren durchgehend damit beschäftigt, die Reviere abzusingen. Die Rehböcke trieben die Ricken bellend vor sich her und immer wieder mal gab es Trompetenstöße der Kraniche aus den Dummewiesen. Plötzlich wusste ich wieder, was mich immer an den morgendlichen Spaziergängen früherer Jahre so begeistert hatte. Ob es hilft, dass ich demnächst öfter früh aus den Federn finde???

Anne-Elbe

Nach dem Frühstück ging´s ab nach Trebel um die Palisaden für Meikes Garten zu kaufen, einzuladen und in Seehausen abzuladen. Alle Fahrten des heutigen Tages waren im Bereich des „Grünen Bandes“, aber dieser Teil der Route ist eigentlich im Herbst dran. Jetzt ist es sozusagen „Beifang“.

Nächste Station Wahrenberg, ein Storchendorf, wie auf den Hinweisschildern steht. Wir trafen uns dort mit den Freunden Dieter und Katja und wenn ich an Rühstädt auf der anderen Elbeseite flussaufwärts denke, dann gibt es in Wahrenberg Nachholbedarf bei der Storchenvielfalt.

Anne-Elbe, ein bemerkenswertes Café auf dem Elbdeich war aber wirklich einen Besuch wert, hat leider aber nur noch bis zum Herbst geöffnet. Es sind wohl zu hohe Pachtforderungen, die einem wirklich bemerkenswerten Projekt den Garaus machen. Es gab wunderbare Pfannkuchen und auch die Suppe, der Salat und die Kuchen machten einen perfekten Eindruck.

Mutter und zu groß geratenes Kind

Ein besonderes Schmankerl für den Ornithologen war die Bachstelze, die einen jungen Kuckuck fütterte. Dieses Schmarotzertum ist immer wieder besonders.

Jetzt haben wir die ehemalige Grenze erneut überfahren und sind an einem oft besuchten Platz: dem Stellplatz am Nemitzer Heidehaus . Immer mit Mücken, aber auch mit viel Ruhe … sieht man mal vom Pirol ab, der sich auch hier mit mir ein Gesangsduell liefern möchte.

Der wirklich empfehlenswerte Stellplatz (14€ pro Nacht incl. Strom) und das Café haben neue Betreiber. An der Freundlichkeit hat sich aber nichts geändert.

Nemitzer Heidehaus

Hier sind ruhige Nächte wirklich garantiert.

24.7. Nemitzer Heide

männliche Schafstelze

Die Erfahrung aus Nacht und Tag: von einer Mückenplage kann derzeit hier nicht die Rede sein. Im Wohnmobil keine einzige und auch draußen nur ganz wenige.

Heute war wirklich Ruhetag. Natürlich haben wir mittags und abends eine kleine Runde durch die Heide gedreht, aber Temperaturen von fast 30Grad verlockten nicht zu weiteren Aktivitäten.

In der Heide die üblichen Verdächtigen: Schwarzkehlchen und Schafstelzen balgten sich um die besten Gesangsplätze, immer wieder stoben die Sandlaufkäfer davon und an geeigneten Stellen kann man die Trichter der Ameisenlöwen entdecken.

Trauermantel

Eine besonders erfreuliche Begegnung gab es unmittelbar an unserem Stellplatz: plötzlich flog ein Trauermantel um unser Wohnmobil und setzte sich sogar kurz auf einen Vorderreifen. Es ist ganz sicher über 10 Jahre her, dass ich diesen Schmetterling aus der Familie der Edelfalter das letzte Mal gesehen habe. Die Bestände sind in den letzten Jahren in Mitteleuropa dramatisch eingebrochen. Noch mehr als die der Fluginsekten überhaupt, und da ist es ja schon schlimm!

Apropos Fluginsekten: Hornissen flogen mehrfach um uns herum (ich hoffe auf der Jagd nach den vereinzelten Bremsen) und eine Schlupfwespe zog eine erbeutete und betäubte Spinne hinter sich her. Irgendwo in der Nähe muss sie ihre Erdröhre haben, in die sie die Spinne bringt, ein Ei darauf ablegt und die Röhre verschließt. Sozusagen Lebendfutter für den Nachwuchs.

Leine geklaut

Unser heutiges „Futter“ war ein ganz köstlicher Matjesteller mit frisch gezapftem Wendlandbräu. Auch Elke als Pilstrinkerin schmeckt das bernsteinfarbene Bier aus „ökologischem Anbau“. Vor dem abendlichen Spaziergang haben wir noch ein Bierchen genossen.

Für Gina ist es ja absolute Spitze, wenn Herrchen und Frauchen mit ihr spazieren gehen. Sie wird dann manchmal richtig ausgelassen, klaut sich schon mal die Leine oder springt voller Freude an uns hoch. Was sie natürlich eigentlich nicht soll und was heute Elke ein Lieblingsshirt gekostet hat, da Gina mit einer Kralle darin hängen geblieben war und einen Winkel hineingerissen hat. Elke war „not amused“.

Am späten Abend dann noch zwei Hörerlebnisse: ich bin ziemlich sicher, aus Richtung Nemitz kurz Wölfe heulen gehört zu haben. Gina war sofort sehr aufmerksam und die Dorfhunde machten minutenlang Theater. Als wieder Ruhe war, hörte ich das erste Schnurren der Ziegenmelker aus der Heide.

25.7. Nemitzer Heide mit Bruderbesuch

Morgens um 6:30Uhr war ich rechtzeitig aus dem Bett um die Dachluken zu schließen. Kaum waren sie zu, begann es in Strömen zu gießen und garniert wurde das Ganze mit einem kurzen aber heftigen Gewitter. Gina wusste gar nicht, wo sie sich im Wohnmobil in Sicherheit bringen sollte. Ab 8Uhr war es vorbei und um 9Uhr konnten wir den Frühstückstisch schon wieder vor dem Wohnmobil decken.

zwei Brüder plus Wühlmaus

Wie angekündigt kam kurz nach 10:30Uhr mein Bruder Jörg, der, wie an dieser Stelle mal bemerkt werden soll, entscheidenden Anteil an der Existenz dieser Homepage hat. Er schenkte mir die Möglichkeit dazu vor Jahren zum Geburtstag und hilft mir auch weiterhin die Seite auf dem Laufenden zu halten.

Elke wollte lieber am Wohnmobil bleiben und lesen. Jörg, Gina und ich haben eine kleine Runde durch die Nemitzer Heide gedreht, wobei Gina es sehr genossen hat, endlich mal ohne Leine ein wenig im eigenen Rhythmus zu laufen. Dabei war sie super brav und befolgte alle Kommandos sofort. Oft reichte ein kurzer Pfiff. Und als Jörg und ich uns längere Zeit für eine Rast auf eine schattige Bank gesetzt haben, hat sie sich eine schöne tiefe Sasse gegraben. Kühle Erde und auf dem Heimweg kurze Spurts von Schatten zu Schatten … der Hund weiß wie man mit einem sonnigen Tag in der Heide umgeht.

Bienenkäfer und Bläulinge an Rainfarn

Zurück am Heidehaus gab es leckeren Flammkuchen mit Lachs (8,50€) und kühle Getränke. Für die zweite Hälfte unserer Tour am „Grünen Band“ habe ich dem netten Personal schon mal unser Wiederkommen angekündigt.

Der Trauermantel flog noch mal kurz über die Caféterrasse (einige Kilometer später noch ein Exemplar über die Straße fliegend) und auf dem Rainfarn am Rand saßen ganz viele Bläulinge und ein Bienenkäfer in schickem Schwarz-Rot. Ein Sommer voller Farben!

Wer mehr über den Bienenkäfer oder auch Bienenwolf und seinen Einfluss auf die Wildbienen wissen möchte, dem empfehle ich die blaue Verlinkung. Wie ich natürlich überhaupt die Verlinkungen und die Fotoseite zum Reisebericht empfehle. ;-)

Dann trennten sich unsere Wege: Jörg ist zu einer kleinen Rundwanderung in der Nemitzer Heide aufgebrochen, während wir zum Campingplatz Fuhrenkamp in Bergen an der Dumme zurückgekehrt sind. Noch einen Ruhetag einlegen, bevor die Gartenaktion in Seehausen beginnt.

Am Abend trafen wir uns mit Britt und Karsten, den freundlichen Eigentümern des Campingplatzes und es wurde die letzte Flasche Enrique Mendoza geleert, die wir an Bord hatten. Die beiden haben eine zweijährige Reise mit einem umgebauten Mercedes 508 gewagt. U.a. Balkan, Griechenland, Iran, die ehemaligen Sowjetrepubliken inklusive Sibirien und die Mongolei. Wir waren sehr beeindruckt über die Erlebnisse entlang der Seidenstraße Elke sagte an einigen Stellen: „Das wär ja nix für mich!“. Es waren sehr unterhaltsame zweieinhalb Stunden. Übrigens musste noch eine Flasche Monasterio del Sur (beide Weine von vinos.de) dran glauben, die wir dann aus den Beständen von Karsten und Britt getrunken haben.

26.7. Bergen an der Dumme

Reiterfreuden

Der Ruhe- und Pflegetag ist ein wenig der Tag der Hitze und der Neuntöter.

Jörg hatte sich bei den angekündigten Temperaturen von knapp 30Grad überlegt lieber in die Göhrde, sprich in den Wald zu gehen. Sicher eine kluge Entscheidung.

Ich habe meine gesammelte Optik geschnappt, mir einen Hochsitz (na sowas – Besatzer) im Schatten gesucht und gewartet was passiert. Zuerst kam eine völlig entspannte Reiterin auf ihrem Schimmel vorbei und gestattete durch Kopfnicken, dass ich sie fotografieren durfte. Es muss eine große Freude sein, hier auszureiten und es bringt sicher unglaubliche Naturerlebnisse ein.

Neuntöter Weibchen

Gerade als Jörg anrief, meldete sich direkt hinter mir ein Neuntöter. Ich hatte das Gefühl, der Vogel sitzt mir direkt im Nacken. Und tatsächlich, dass Weibchen saß über mir in der Linde und lugte herunter.

Pfifferlinge und Storchenbier

Zwar hatte ich auf dem Hochsitz nur wenig Aufstellfläche für mein Stativ, aber es reichte für tolle Fotos via Smartphone und Spektiv vom Neuntöterpaar, dass glücklicherweise ein paar Sitzwarten in der richtigen Entfernung für diese Technik bevorzugte.

 

Nach der hitzeabwehrenden Grundreinigung ging es dann noch einmal in das Hotel-Restaurant-Nigel. Wunderbare Pfifferlinge mit Filetgulasch vom Schwein und vorerst die letzten Wendlandbiere. Wunderbar!

Morgen wird erst  alles eingekauft, was wir für die nächsten Tage für Garten und Leib und Seele brauchen. Dann ist Arbeitseinsatz und bald schon: GEBURTSTAG!

27.7. vom Wendland in Meikes Garten

Mein innerer Zeitplan für diesen Tag funktionierte perfekt: 10Uhr Aufbruch vom Campingplatz mit herzlicher Verabschiedung, Pflanzen und Erde einladen bei der Duft- und Wandelgärtnerei Schoebel, ein paar weitere Einkäufe bei Obi, Edeka und Fressnapf in Salzwedel und kurz nach Mittag Ausladen bei Meike.

erste Pflöcke eingeschlagen

Auch diesmal haben wir auf dem Stellplatz Glück mit einem zeitweiligen Schattenplatz. Zudem näher bei Meikes Häuschen. Der Empfang in der Touristeninformation auch diesmal vorbildlich freundlich. Da wir jetzt 3 Nächte bleiben und bei Meike ab dem Geburtstag Hochbetrieb herrscht, haben wir uns den Schlüssel für das Toilettenhaus geben lassen. Kaution: 30€, sonst keine zusätzlichen Kosten.

Und dann ging´s los: das Einschlagen der Palisaden war schweißtreibend und nicht ganz einfach, da immer wieder Steine im Weg waren. Und die Blasen an meiner rechten Hand zeigten schon bald, dass ich solche Arbeiten nicht gewohnt bin. Zwischenzeitlich kamen mir Zweifel an dem Plan, quasi ein niedriges Hochbeet anzulegen, die ich aber erfolgreich verdrängen konnte. Die Zahl der Palisaden hatte ich jedenfalls perfekt berechnet. Die Masse an Gartenerde hingegen nicht. Am Ende des Arbeitstages war klar, dass ich auch dem Obi-Baumarkt in Wittenberge einen Besuch abstatten und (selbstverständlich torffreie) Gartenerde kaufen musste.

einige Stunden und zwei Blasen später


Meike ist auf das Dach des ehemaligen Carports geklettert und hat mit Elkes Hilfe den größten Teil der Kiesbedeckung heruntergeholt. Dort wurde er nur immer wieder in die Regenrinne gespült und auf der Freifläche können wir ihn gut als Deckschicht gebrauchen.

Lobend erwähnt werden soll auch, wie gut Meike uns aus ihrer Miniküche heraus versorgt hat. Der Zweiplattenkocher reichte für ein leckeres Abendessen: Nudeln und eine mit frischem Gemüse verfeinerte Bolognesesauce.

28.7. Abschluss des Gartenprojektes

es ist vollbracht

Um 6Uhr war ich wach und überlegte, was ich sinnvollerweise schon im Garten tun könnte, um genau zu wissen, was ich bei Obi-Wittenberge noch holen muss. Eine halbe Stunde später stand ich bei Meike vor der Tür und musste feststellen, dass mir der Haustürschlüssel nix nützte, da ein Schlüssel von innen steckte. Auf ein kurzes zögerliches Schellen reagierte Meike nicht. Aber vor der Haustür konnte ich ihren Router nutzen um meine Mails abzurufen und auf dem Server ein wenig für Ordnung zu sorgen. Gerade hatte ich mich entschlossen kurz nach Sieben mal energischer um Einlass zu bitten, als Meike mich entdeckt hatte.

Auf der Fahrt zum Obi-Markt kreiste genau über der Elbbrücke ein Fischadler. Nett von ihm! Und wie schon in Salzwedel musste ich feststellen, dass die Gartenmärkte gut sortiert sind und mittlerweile torffreie Gartenerde zur Standartausstattung gehört, was den Naturschützer natürlich freut. So habe ich noch mal kräftig hingelangt und jetzt war das Material dann auch komplett.

Ziemlich genau um 16Uhr war das Gartenprojekt vorerst abgeschlossen. Ich bin es ganz zufrieden und nun kann morgen die „Gartenparty“ zur 50 steigen.

29.7. Meikes Geburtstag!!!

Beustertor

 

Auch heute wurde ich um 6Uhr wach und musste feststellen, dass wir keine Stromversorgung mehr hatten. Zum Glück (auch für die gekühlten Getränke für den Abend) wohl erst kurze Zeit. Nun begann die Fehlersuche, die mir die restliche Müdigkeit aus dem Körper trieb: nachdem es die Sicherungen des Wohnmobils und der Thermoschalter der Kabeltrommel nicht waren, sah ich uns schon auf dem Weg in die nächste Werkstatt. Es war aber viel einfacher: am Vorabend hatte ich an der Stromsäule die falsche Taste bedient. Erleichterung und 3€ Verlust.

Bevor die Fete des Tages begann, habe ich mit Gina noch eine Runde am Aland gedreht und bin durch das Beustertor, das letzte verbliebene Stadttor Seehausens, wieder in die Stadt zurückgekommen.

Geburtstagskind mit -torte

Es folgten:   

All das bei perfektem Wetter. Ein gelungener Geburtstag, wie man auch gut auf den Fotos sehen kann.

* Die Übernachtungsgäste im Hotel waren auch sehr zufrieden. Falls mal jemand kein Wohnmobil hat. ;-)

30.7. Abfahrt Seehausen – Teufelsmauer – Klostercamping Thale

die Teufelsmauer

Den Abschluss der Gemeinschaftsveranstaltung bot das gemeinsame Frühstück am schon bekannten Platz bei Henkel. Den Vorabend hatten die Gäste durchaus unterschiedlich gut überstanden, aber so ist es nun mal nach einem feuchtfröhlichen Umtrunk.

Ein letzter Blick zurück auf Meikes Häuschen und dann ging es ab in Richtung Tagesstation Thale im Harz. Die Fahrt war völlig problemlos. Die vielen Erntefahrzeuge auf den Bundesstraßen fuhren zum Glück in die andere Richtung.

Die Rezeption des Klostercampings Thale öffnete am Nachmittag erst um 15Uhr und so sind wir noch einem Hinweis aus der Straßenkarte gefolgt: die Teufelsmauer lag direkt am Weg. Dieser Teil des Harzes (der „Sagenharz“) hat wirklich beeindruckende Felsformationen zu bieten. Davon sehen wir am Ende dieser Reise und beim Start des Herbsturlaubes sicher mehr, denn dann kehren wir auf diesen Campingplatz zurück.

Blauflügel-Prachtlibelle

Auch wenn er (incl. einer Kurtaxe von 3€ pro Person und Nacht) mit 32,90€ nicht zu den ganz günstigen Plätzen gehört. Duschen kostet 1€ extra. Andererseits: wir sind ja sonst auch nie zur Hauptreisezeit unterwegs und genau an diesem Wochenende haben exakt ALLE Bundesländer Ferien. Es gibt auf diesem Platz auch keine freien Kapazitäten und wir können froh sein, einen Platz vorgebucht zu haben. Nicht mal unangemeldete Zelter bekommen noch ein Plätzchen.

Am Abend sind wir dann kläglich mit dem Versuch gescheitert, in einem der vielen Restaurants einkehren zu können. Geschlossene Gesellschaften und Reservierungen standen dem im Weg. Für August werden wir auch dort rechtzeitig reservieren!

Sehr schön ist die Lage des Campingplatzes oberhalb der Bode. Die Blauflügel-Prachtlibellen fliegen sozusagen am Wohnmobil vorbei.

31.7. Thale – Zella-Mehlis

Für 8:20Uhr war der Bäckerwagen angekündigt. Da wir vergessen hatten Brötchen vorzubestellen, war ich vorzeitig an Ort und Stelle. Trotzdem mussten wir froh sein, noch drei Körnerbrötchen in bunter Auswahl zu bekommen. Auch mal lecker.

Nach der gestrigen Erfahrung mit den Restaurants haben wir uns sowieso vorgenommen, beim nächsten Einkauf ein paar Vorräte mehr einzukaufen und dazu gehört dann auch ein Toastbrot.

Abenteuerland Harz

Wir kamen erfreulich früh weg und sind erstmal zur Rappbodetalsperre gefahren und haben uns dort die „längste Hängebrücke ihrer Art“ (was immer es bedeuten soll) und die fliegenden Menschen an der Megazipline angesehen. Elke könnte man gar nicht so viel Geld bieten, dass sie auch nur die Brücke nutzen würde. Gitterroste zum durchgucken. Das Fliegen ist gegenüber meiner Überquerung des Rio Tajo in Toledo/Spanien schon noch eine andere Größenordnung. Okay, mit meinen derzeit doch arg ramponierten Knochen/Gelenken würde ich es mir heute auch gründlich überlegen. Jedenfalls stürzte sich der Mann auf dem Bild mit den Worten ins Leere: „Ich bin Supermann!“

Es gibt noch zwei weitere „Attraktionen“, die wir aber aktiv nicht sehen konnten: aus der Gondel unter der Brückenmitte kann man noch einen Pendelsprung wagen, der im freien Fall 75m beträgt oder man geht mit Sicherungsseilen die Staumauer hoch. Die Preislisten sind einen Blick wert.

Oldtimer der Firma Saurer

Vor unserer Abfahrt kam eine Reisegruppe mit einem Oldtimerbus der Firma Saurer. Ein Schmuckstück und in der Unterhaltung sicher ganz schön aufwendig.

Heute war erneutes Tanken angesagt. Nach mehreren teuren Angeboten habe ich dann doch ein günstiges Angebot für DIESEL gefunden.

Mit leichter Verspätung sind wir auf der nachträglichen Geburtstagsfeier von Hanni angekommen, von der ich mich frühzeitig verabschiedet habe, um dies hier zu einem vorübergehenden Abschluss zu bringen.

Die Gespräche mit den männlichen Gästen von Hannis Fete möchte ich mal so zusammenfassen: immer noch gibt es leider eine Unsitte „Wessis“ hartnäckig zu siezen. Und auch hier gibt es eine Tendenz zu glauben, dass „frech behauptet halb bewiesen“ ist. Das ist dann so wie im Westen. Mir völlig neu: angeblich soll das neue Endlager für Atommüll in Thüringen geplant sein. Nicht mehr im Wendland/Gorleben, wo ich vor Jahrzenten mit demonstriert habe.

Morgen geht es nach einem Frühstück mit Hanni ab zum Dreiländereck und dann folgen erstmal vier ruhige Tage (knapp) auf dem Schlosscampingplatz Issigau. Der wirkliche Start in das „Grüne Band“.

1.8. Zella-Mehlis – Dreiländereck – Issigau

Nach einem Frühstück bei Hanni, bei dem sie wirklich an alles gedacht hatte, was einen süßen Frühstücker wie mich beglückt, konnten wir schon um 10:30Uhr mit dem Womo zur Tour durch den Thüringer Wald starten, immer dicht am Rennsteig. Man sieht es dem Wald an, dass er viel Regen abbekommt. Er ist deutlich vitaler als weite Teile des Harzes.

Dann gab es viele Kurven und Steigungen, perfekte Pilzwälder, geniale Fernsichten, Hinweise auf Glashütten und Schaubergwerke, blühende Bergwiesen und Straßensäume, aber auch komplett schieferverkleidete Häuser, die schon auf den nächsten Naturpark hingewiesen haben: das Thüringische Schiefergebirge. Bei dem Ort Lichte unser Schreck schlechthin: ein Kleinvogel flog mit üblem Knall gegen die Windschutzscheibe. Nicht zu verhindern, trotzdem Sche… . Und führte zu einer kurzen Unkonzentriertheit und zum ersten Umweg des Tages, weil wir einen Abzweig verpassten.

Nach Saalfeld (Feengrotten im Angebot!), das wir uns für spätere Fahrten als Wohnmobilstellplatz und sehenswerte Stadt vorgemerkt haben, ging es immer an der Saale entlang. Dabei verpassten wir den Abzweig auf die B90, der zweite Umweg des Tages. Zum Glück hatte ich nach 10km so ein „ungutes Gefühl“. Zurück und ab über Bad Lobenstein, das „Thüringer Meer“, Gefell und dann … ätsch … die B2 nach Hof gesperrt. Nächster Umweg über Reuth. Was für ein genialer Blick bis weit hinein nach Tschechien. Goethe sagte: Umwege erhöhen die Ortskenntnis. Wie wahr! So waren wir jetzt auch kurz im Bundesland Sachsen.

Dreiländereck

Wenige Minuten danach war es soweit: nach zwei Wochen Reise kamen wir zum südlichen und eigentlichen Startpunkt unserer Fahrt entlang des „Grünen Bandes, dem früheren Dreiländereck zwischen der DDR, der BRD und der Tschechoslowakei, bei Prex. Meine Empfehlung: man sollte mit einem größeren Wohnmobil NICHT auf den angegebenen Parkplatz hinunter fahren, sondern auf dem kleinen (funktionslosen?) Bushalteplatz oberhalb stehen bleiben. Es ist kein Spaß da unten wieder raus zu kommen. Elke war zum Glück zu Fuß vorausgegangen. ;-)

Ein Bach als Grenze ist im Vermessungswesen ja durchaus üblich. Ein sumpfiges Feuchtgebiet als Grenze zwischen Tschechien – Sachsen – Bayern eher ungewöhnlich. Früher war das Gebiet sicher weiträumig abgesperrt. Das allradgetriebene Polizeiauto in schmuckem Oliv, welches heute auf der Tschechien Seite stand, eher eine Verzierung. Heute konnten wir trotzdem alle Grenzen überschreiten!

im Schlosshof

 

Jetzt sind wir auf dem Schloss-Camping-Issigau, haben einen tollen Stellplatz, im Biergarten des Restaurants das Spezialbier der Region, das Zoigl, genossen und perfekt gegessen. Jetzt sind drei ruhige Tage angesagt. Allerdings: es ist 21Uhr und es prasselt lautstark der Regen auf das Womodach. Im Bett ganz gemütlich!

2.8. Schloss-Camping-Issigau

Gestern Abend hörte der Regen beizeiten auf und es wurde eine sehr ruhige Nacht.

Für ein Frühstück im Freien war es dann heute doch ein wenig kühl. Im Schloss kann man am Vortag Brötchen bestellen, die wohl auch vom Bäcker frühmorgens geliefert werden. Um 10Uhr waren sie dann  aber doch etwas zäh. Morgen werden wir ihnen in unserem kleinen Backofen neue Knusprigkeit verleihen.

Schachbrettfalter

Die Gegend ist bergig! Beim Spaziergang mit Gina ging es sehr schnell ziemlich grob bergauf. Nicht wirklich das Lieblingsgelände eines alten Ostfriesen (alles was höher ist als ein Deich ist übertrieben!). Direkt am Weg Vogelrufe, die mir in diesem Jahr so häufig begegnet sind, wie seit Jahren nicht mehr. Nur wenige Meter neben mir saß ein Neuntötermännchen. Immer wieder nett.

Sehr schön auch die Wildblumenauswahl am Wegesrand inklusive der zahlreichen Schmetterlinge. Dem Schachbrett (oder auch Damenbrett) musste ich aber einige Zeit hinterherjagen, bis mir das nebenstehende Foto gelang.

Schlosscamping Issigau


Es folgte ein sonniger Tag … bis ich am Abend dann noch richtig nass wurde, obwohl oder gerade weil ich die Markise ausgefahren hatte, damit wir trotz der aufziehenden Wolkenfront draußen zu Abend essen konnten. Kaum waren wir mit dem Essen fertig, da ging der Starkregen los. Die Sturmsicherung hatte ich vorsorglich zwar noch angebracht, aber im Womo sitzend hatten wir nicht bemerkt, dass die Markise unter den Regenmengen einen Sack gebildet hatte, in dem sich sicher eine Badewannenladung Wasser gesammelt hatte. Eine der Eckstützen stand schon schräg und so musste ich raus, um Schlimmeres zu verhindern. Anschließend konnte ich mich komplett umziehen. Kaum war ich in trockenen Klamotten, kam die Sonne wieder raus.

3.8. Blick ins Höllental

Essen im Gewölbe

Bevor ich zu unserer kleinen Wanderung komme, ein paar Infos zum Campingplatz: wir können ihn wirklich empfehlen. Die Stellplätze sind groß, die gepflegten sanitären Einrichtungen haben für einen Campingplatz sehr gutes Niveau (wenn auch die Zahl der Nutzer derzeit wegen der Coronamaßnahmen begrenzt ist). Das Restaurant hatte ich ja bereits gelobt und es wird uns heute noch mal zu Gast haben. Diesmal im Gewölbe, denn es hat am Nachmittag feste geregnet, da haben auch die Bäume nichts geholfen.

Die Familie Braitmaier ist sehr freundlich und hilfsbereit. Und für das derzeit sehr wechselhafte Wetter können die Betreiber ja nichts. Die Preise sind für die Hauptsaison normal und es sind einige Leistungen (z.B. Duschen und schnelles Internet) inklusive. Aufgrund der Nähe zur A9 ist der Platz auch für eine Zwischenübernachtung gut!

Blick über das Höllental nach Lichtenberg

Es liegt mir aber fern über das Wetter zu schimpfen. Heute Mittag konnten wir bei idealem Wanderwetter (bewölkt aber trocken, ein wenig Sonne und um die 20°) die geplante Wanderung zum „König David Felsen“ unternehmen. Wie ich gestern schon schrieb: kein Gelände für Ostfriesen, aber auch nicht für eingeborene Essenerinnen. Wir kamen beide ordentlich ins Schwitzen und Elke hätte fast vorzeitig abgebrochen. Diese Aussichtskanzeln sind auch wirklich nicht ihr Ding und sie wollte sich auch nicht auf die fotografierte Bank setzen. Bei mir schmerzt jetzt auch der Meniskus am anderen Bein. Der Lack ist ab!

Hundefüße und -schnauze in der Issig kühlen


Ein Besuch in der wohl sehenswerten Kirche ist derzeit nicht möglich, da es auch hier vor drei Wochen ein Hochwasser der Issig gab, das in der Kirche Schäden angerichtet hat. Seither soll auch das Leitungswasser des Campingplatzes abgekocht werden und wir haben unsere Wasservorräte vorsichtshalber nicht aufgefüllt. Wahrscheinlich wurde die Trinkwasserentnahmestelle überspült. Gina findet die Issig aber super!

Morgen gibt es viele „Grenzerfahrungen“, weshalb wir früh aufbrechen wollen. Apropos Grenzen: auch jetzt sind wir nur wenige Kilometer von einem Dreiländereck entfernt: Bayern – Sachsen – Thüringen.

4.8.2021 Grenzerfahrungen auf dem Weg zum Badesee Irmelshausen

im Höllental

Was soll das werden, wenn der „Reiseleiter“ seinen eigenen Zeitplan nicht im Kopf hat: erst beim Zahlen wurde ich von Herrn Braitmaier darauf hingewiesen, dass wir eigentlich bis zum 5.8. vorgebucht hatten. Dies aber keineswegs unter dem Aspekt, dass er die nun fehlende Übernachtung bezahlt haben wollte. Wir müssen aber wegen der Wasserproblematik tatsächlich weiter, denn unsere Vorräte gehen zur Neige.

Viel Wasser gab es dann im Höllental, bei einer schönen Wanderung von Hölle aus bis zur ersten Brücke und zurück. Schön eben, wie der Ostfriese es mag, und bei angenehmen Temperaturen. Die Seblitz muss neulich auch Hochwasser geführt haben, denn es gab immer mal matschige Wegepassagen. Die erwartete Wasseramsel habe ich nur gehört.

Kurz hatten wir überlegt, am Quellenhaus die Möglichkeit zu nutzen kostenlos ein paar Flaschen Höllen Sprudel zu zapfen. Eine Geschmacksprobe zeigte jedoch so deutlichen den Eisengehalt, dass wir darauf verzichtet haben.

Froschgrundseebrücke

Nun ging es mit dem Womo immer möglichst dicht an der ehemaligen innerdeutschen Grenze entlang. Nicht immer ganz einfach, denn auf den oft sehr schmalen Straßen wird viel gebaut und so klappte schon am Vormittag so manche Routenplanung nicht. Das führte dazu, dass ich schon meinen Plan, im Restaurant am Froschgrundsee noch die Mittagsessenszeit zu erreichen, in Gefahr sah. Der Internetauftritt mit Speisekarte hatte verlockende Wirkung und tatsächlich kamen wir 15 Minuten vor Küchenschluss an. Die Verlockung war berechtigt!

Über den Froschgrundsee spannt sich die gleichnamige Brücke der ICE-Linie München – Berlin. Sie wurde 2011 eröffnet und ist die längste Eisenbahn-Bogenbrücke Deutschlands.

Das östliche Ufer des Sees ist die Grenze zwischen Bayern und Thüringen.

Kontrollweg und Magerwiesen

Danach fuhren wir nur ein paar Kilometer weiter, bis zu den Kalkmagerrasen, die entlang des Kontrollweges bei Emstadt mit Hilfe von Schafherden erhalten werden. Für Orchideen ist es zu spät in der Zeit, aber es gab auch so typische Zeigerarten wie Steinquendel (oder auch Feldthymian, der ja auch bei mir im Vorgarten ganz wunderbar gedeiht) oder auch die ersten Silberdisteln.

Auf der Weiterfahrt dann eine Grenzerfahrung der anderen Art: ohne Vorankündigung standen wir kurz vor Tremersdorf plötzlich vor einem kleinen Tunnel mit einer Durchfahrtshöhe von 2,80m und das auf einer schmalen Straße, wo wir weit hätten zurücksetzen müssen. Laut Kfz-Schein ist das Wohnmobil 2,67m hoch. Aber was ist mit der Satellitenschüssel und dem Solarpaneel? Elke musste aussteigen und mich durch die Unterführung lotsen, was so eben ging. Außerdem gab es weiter bis zum Campingplatz am Badesee Irmelshausen immer wieder Sperrungen und Umleitungen, so dass die Fahrt sich doch ein wenig mehr zog als geplant.

Solitärbaum Schwarzerle

 

Das ornithologische Highlight des Tages war die Turteltaube, die vor uns von der Straße aufflog. Meine erste Turteltaube seit Jahren.

Wir sind jetzt seit dem Dreiländereck ziemlich genau 200km an der Grenze entlang gefahren. Jetzt ist erstmal wieder für 3 Übernachtungen Pause mit hoffentlich schönen Spaziergängen auf der Grenze von Bayern (da liegt der Platz) und dem nur 200m entfernten Thüringen.

Der Campingplatz ist ganz anders als der Letzte. Es ist alles etwas rustikaler, aber trotzdem mit Charme. Der Badesee wäre für mein Patenkind Jule sicher ein besonderer Anziehungspunkt. Wäre er für Gina auch, aber der Hund darf aufgrund behördlicher Einschränkungen weder auf die Wiesen noch ins Wasser. Für Hundebesitzer gibt es ein paar gesonderte Plätze. Unser Standplatz ist in der Nähe einer wunderbar gewachsenen Schwarzerle und im Moment noch sehr ruhig. Das wird sich Freitag ändern, denn es gab schon Vorbesichtigungen und entsprechende Ankündigungen des Platzwartes. Der wusste übrigens sofort, vor welchem Tunnel wir gestanden hatten. ;-)

5.8. Campingplatz am Badesee Irmelshausen

ein Gewitter zieht auf

Es ist 13:30Uhr und es zieht (zu Ginas Leidwesen) gerade ein Gewitter über den Platz. Wir haben aber schon einen schönen Rundgang mit Gina durch die grenznahen Felder hinter uns.

Eine gute Gelegenheit etwas zu Elkes Lieblingsthema, dem Wetter, zu sagen. Seit wir auf unserer Reiseroute angekommen sind, ist es durchwachsen. Regen und Gewitter gab es aber immer nur, wenn wir fuhren oder im Wohnmobil saßen. Auf unseren Spaziergängen hatten wir immer Glück. Und bei Temperaturen von rund 20° ist es zum Laufen auch ganz angenehm. Wir sind zufrieden und hoffen es bleibt so.

Platterbsen im Weizen

In Irmelshausen gibt es den Biolandhof Wacker, bei dem wir an den nächsten Tagen einkaufen wollen. Endlich mal wieder Bioeier und vielleicht auch Fleisch für den Grill. Den Feldern sieht man diese Form der Landwirtschaft an: zuletzt habe ich vor Jahren im brandenburgischen Brodowin, das ja für seine großen ökologischen Flächen bekannt ist, solche Felder und Feldränder gesehen. Einige Fotos zur Blütenpracht werde ich an den nächsten Tagen auf die Fotoseite setzen.

Am platzeigenen Kiosk gibt es gratis eine gute W-LAN-Verbindung, so dass bis zur Abreise am Samstag der Reisebericht incl. Fotos auf dem Laufenden sein sollte.

Blick über den See zum Kiosk

Nachmittags wurde es dann noch richtig sonnig und ich konnte am Kiosk und mit Blick auf den Badesee Bilder und Text auf die Homepage setzen. Meine beiden Reisegefährtinnen kamen später dazu und wir konnten die Küche ausprobieren: zwei Mal Currywurst – Pommes und zwei Weizen = 20€. Die Wurst auch hier eher der Sorte dicke Brühwurst und eine wirklich gute Soße. Insgesamt sehr lecker!

Immer wieder bauten sich Wolkentürme auf und am Abend und in der Nacht hat es zeitweilig heftig gegossen. Inzwischen sind mehr Familien mit Zelten da, die ich bei dem Wetter bedaure. Der Platz nimmt das Wasser inzwischen nur noch zögerlich auf und es haben sich einige große Pfützen gebildet.

6.8. Irmelshausen in der Regenpause

Es ist 14:20Uhr und der Regen prasselt wieder auf das Womodach. Auch heute haben wir die zweistündige Regenpause perfekt genutzt. An dieser Stelle mal ein Lob für wetter.com, die in der Regel die Niederschläge sehr präzise voraussagen: 11:45Uhr Regen Ende – 14Uhr erneuter Regen. Fast auf die Minute!

Emmer oder Zweikorn

Unser Weg führte uns heute durch die Felder und entlang der Milz (nicht die im Körper! – ein Fließgewässer) nach Irmelshausen. Auf einem Feldstreifen fiel mir ein Getreide auf, das ich noch nicht im Anbau gesehen hatte, aber trotzdem sofort sicher war, dass es sich um Emmer oder auch Zweikorn handelte. Passt ja gut zu dem Biolandhof im Ort, wo wir im Verkaufsschrank auch tatsächlich Emmerkorn neben den Bioeiern fanden, die wir uns für die weitere Reise gekauft haben.

Schloss Irmelshausen

Ein paar Blicke auf Schloss und Kirche, die in den Türmen reichlich Dohlen beherbergen, und dann auch schnell zurück zum Campingplatz. Ankunft 14Uhr … die ersten Tropfen fallen.

Über das teilweise doch etwas matschige Geläuf war Elke wenig amüsiert. Wir müssen beide den Plan im Auge behalten, uns mal neu und wasserdichte Wanderhalbschuhe zu kaufen.

Außerdem brauchen wir einen neuen Minibackofen. Unser hat heute Morgen den Geist aufgegeben und wir müssen die Brötchen nun so essen, wie wir sie kriegen: nicht immer knusprig.

Es ist wahrscheinlich gut, dass wir morgen fahren und wir sind dann hoffentlich ausgeschlafen. Auf den Plätze um uns herum ist gerade rege Aktivität und es sind nicht nur viele Zelte sondern auch viel Bier, viele Biergarnituren und sogar ein Getränkeautomat angekommen. Vorsichtshalber habe ich die Truppe mal darauf hingewiesen, dass wir morgen nach dem Frühstück abreisen wollen und rangieren müssen. Mal sehen ob es hilft.

Die Pizza, die wir am Nachmittag am Kiosk mit Hefeweizen und Mirabellenschnaps genossen haben, können wir empfehlen.

7.8. Grenzbefestigungsreste und Noahs Segel

Am Vortag hatte sich ein Wohnmobil in dem Matschloch der Einfahrt auf der Wiese festgefahren und Elke hatte größere Bedenken. Wir kamen aber schwungvoll durch, allerdings mit einigen Dreckspritzern am Aufbau.

blühende Wiesen auf dem ehemaligen Minenfeld


Zur ersten Station des Tages waren es nur ein paar Kilometer. Hinter Mendhausen, dem ersten Ort auf der thüringischen Seite, kamen in Richtung Behrungen schon bald die ersten Reste der alten Grenzanlagen in Sicht. Durch eine private Initiative ist dort einer der Grenztürme erhalten und ein Stück mit Zaun und Sperren wieder aufgebaut worden. Wir hatten das Glück vor Ort Herrn Dr. Walter Rußwurm zu treffen, den ehemaligen Bürgermeister der Gemeinde, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegen das Vergessen anzukämpfen. So bekamen wir zusätzlich zu den erklärenden Tafeln noch ein paar interessante Fakten aus erster Hand.

Drei Anmerkungen noch:

  1. Auch Herr Dr. Rußwurm hatte nicht an die Wiedervereinigung geglaubt.
  2. 2001 wurde noch eine scharfe Tretmine im ehemals 20m breiten Minenstreifen gefunden.
  3. Unser Wohnmobil konnte sich auf dem kurzen Stück des Kolonnenweges zum Parkplatz am Grenzturm den Dreck aus den Profilen der Reifen rütteln.
Thüringer Rhönhaus

Kaufland in Meiningen hatte tatsächlich einen neuen Minibackofen für uns und nach der Ergänzung unserer Vorräte, einer kleinen und nicht ganz freiwilligen Rundfahrt durch Meiningen mit seinen prächtigen Gebäuden, ging es gemütlich durch die thüringische Rhön.

Nachdem wir im Thüringer Rhönhaus lecker und auch heute unter freiem Himmel gegessen haben, ging es zu der Attraktion in der  Nähe: Noahs Segel. Die Besucherplattform (Eintritt 2€) bietet einen fantastischen Rundblick über die Rhön. Weit hinein in die Bundesländer Thüringen, Hessen und Bayern.

Noahs Segel

Wobei die Kinder die Röhrenrutsche hinab vom Turm besonders interessant fanden. Ist auch für Erwachsene erlaubt, ich habe verzichtet, um Fernglas und Kamera nicht zu gefährden und ich hatte auch keinen „Rutschsack“ mit nach oben genommen.

Elke und Gina sind nicht mit aufgestiegen und man muss sagen, dass auch der Blick ohne Turm spektakulär ist. Dazu, wie schon an vielen Stellen zuvor: herrlich blühende Wiesen. Sollte Helmut Kohl bei der Wiedervereinigung das mit den versprochenen „blühenden Landschaften“ gemeint haben?

Nun stehen wir auf dem Gelände eines ehemaligen Kompaniegeländes, dem Weidberg-Campingplatz. Wir bleiben also ganz nah dran an der deutschen Geschichte.

Blick vom Weidberg-Campingplatz in das Unesco - Biosphärenreservat Rhön

8.8. oben auf der thüringischen Rhön

Es trippelt fleißig auf dem Womodach, wo sich Bachstelzen und Hausrotschwänzchen ein Stelldichein geben. Wir hoffen sie fangen viele Fliegen, die von der Schafherde übriggeblieben sind, die gerade über die Nachbarwiese getrieben wurde.

das Kompaniegelände am Weidberg

Wie auf dem Foto oben zu sehen ist, ist heute herrliches Rhönwetter: Sonne und Wolken – ein perfekter Fotohimmel. Elke ist es allerdings schon zu viel Wind.

Wir wundern uns ein wenig, dass wir uns das ehemalige Kompaniegelände nur mit wenigen anderen Campern teilen. Es ist auf dem Platz alles Notwendige vorhanden, wenn man mit einfachen Standards zufrieden ist. Die Chefin bietet sogar einen Brötchenservice an und im Bereich des Büros ist das WLAN für meine Uploads zur Homepage schnell genug. Das Internet ist im Preis enthalten. Was ein wenig verwundert ist das Passwort: vergessen.

Rhönidylle

Direkt nebenan ist die Erlebniswelt Rhönwald, die interessante Angebote für alle Naturinteressierten, aber insbesondere für Familien mit Kindern macht.

Unsere gestrigen Stationen „Noahs Segel“ oder das Thüringer Rhönhaus sind nur 5km entfernt und überhaupt gibt es viele Wandermöglichkeiten durch Wälder und Blumenwiesen. Mit gaaanz vielen Schmetterlingen.

Bei den derzeit gut gefüllten Campingplätzen, die ansonsten auf unserer Route liegen, ist das hier wirklich eine sehr ruhige und empfehlenswerte Alternative und gleichzeitig mittendrin im Thema ehemalige innerdeutsche Grenze. Und wenn der Schäfer mit Herde und Hütehunden durchs Panorama zieht: Idylle pur.

9.8. über Point Alpha nach Altenburschla an der Werra

Als ich um 6Uhr von meiner Blase aufs Klo geschickt wurde, waren es im Wohnmobil 14Grad. Es ist eben der höchst gelegene Campingplatz in der thüringischen Rhön. Draußen waren es 12Grad. So habe ich zum ersten Mal in diesem Urlaub die Heizung angemacht. Sie funktionierte auch ohne Zucken und auf niedriger Stufe war es genau die richtige Temperatur, um noch mal zwei schöne Stündchen zu schlafen.

Um 9Uhr hatte die Sonne dann schon genug Kraft das Womo alleine zu heizen und es reichte auch schon für ein Frühstück unter freiem Himmel. Die Nebel zogen durch die Rhön und jetzt war die Szenerie mit Schäfer und Schafen ganz besonders, weshalb ich das gestrige Tagesabschlussbild auch ausgetauscht habe.

Lina - Fenja - Gina

Heute möchte ich zwei neue Freundinnen von Gina vorstellen: Lina und Fenja sind gestern mit den Eltern im VW-Bus angekommen und beide große Hundefans. Sie kamen ganz vorsichtig fragen, ob sie mit Gina Gassi gehen dürften, was wir gerne zugelassen haben und Gina auch willig mitgemacht hat. Sie wollte nach einer Runde gar nicht zum Wohnmobil zurück. Die beiden Schwestern waren glücklich, Gina fürs erste zufrieden und wir konnten in Ruhe packen. Und die Eltern habe ich selbstverständlich um Erlaubnis für das nebenstehende Bild gebeten.

Noch ein paar Worte zum Weidberg-Camping: wir haben incl. Strom und Brötchen für die 2 Nächte 35€ bezahlt. Superpanorama inclusive! Bei einem späteren Rhönaufenthalt kommen wir gerne und auch für länger wieder. Und wer Camping in der Rhön plant, der sollte sich von den Bildern des Kompaniegebäudes im Internet nicht von einem Besuch abhalten lassen.

Amerikas Vorposten

Als nächster Grenzpunkt stand Point Alpha und das Grenzhaus bei Geisa/Thüringen und Rasdorf/Hessen auf dem Programm. Es ist wohl der Platz an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, an dem die meisten Informationen zusammengetragen worden sind und an dem das Drohpotential des kalten Krieges mit vielen Exponaten belegt ist. Wir waren gute zwei Stunden in dem Bereich unterwegs, haben aber trotzdem eher nur einen groben Überblick bekommen. Ich empfehle sehr die Informationen im Internet zu nutzen, die beispielsweise etwas zum Fulda-Gap sagen. Einerseits ein Schlachtplan für den Fall des Angriffs durch den Warschauer Pakt und andererseits auch ein Spiel, bei dem man gar den Einsatz von Atomwaffen als Möglichkeit erwägen konnte.

Rüstungsgüter

Es wird bei dem Besuch der Ausstellungen deutlich, wie gefährlich die Situation oft gewesen ist und wie froh wir sein können, dass der Frieden erhalten worden ist.

Diese Informationsmöglichkeiten sollten jedermann zur Verfügung stehen. Von daher ist es mir der hohe Eintrittspreis ziemlich unverständlich. Erwachsene zahlen 8€ und Familien 22€ Eintritt. Das ist für viele Leute eventuell ein Grund verzichten zu müssen. Es ist doch politische Bildung und sollte auch so gefördert werden.

Flockenblume in Minigröße

Noch eine kleine Naturnotiz: auf dem Ausstellungsgelände wird regelmäßig gemäht. Sowohl bei den häufigen Disteln wie auch bei den Flockenblumen führt das dazu, dass sie Blüten fast ohne Stengel ausbilden.

Auf der Weiterfahrt hätten wir erneut (nach einem PKW-Kurvenschneiden zwei Tage zuvor) das Wohnmobil in die ewigen Jagdgründe befördern können: in einer Ortsdurchfahrt mit rechtwinkliger Kurve rechts kam uns ein LKW entgegen und wenn ich nicht schon frühzeitig gebremst hätte, wäre nicht nur unsere vordere Wohnmobilecke links sondern auch der Fahrer ins Nirwana befördert worden. Er hatte keineswegs Vorfahrt! Unglaublich…auch der Schreckensschrei von Elke.

Eigentlich bin ich ein Fan der LKW-Fernfahrer, es sind schließlich Profis, aber als mir anschließend auf dem Weg nach Eisennach auch noch ein leerer  Langholztransporter hartnäckig übel im Nacken saß, habe ich ihn verflucht.

wie nett!!!

 

Jetzt sind wir auf dem Campingplatz in Altenburschla, ebenfalls unmittelbar an der Grenze. Das benachbarte Großburschla war für die Einwohner ganz nah und gleichzeitig unerreichbar fern.

Der Platz ist unter niederländischer Leitung und wir wurden mit dem nebenstehenden Schild auf unserm Platz begrüßt. Sehr nett!

Vieles basiert hier auf Vertrauen. Die Anmeldung erfolgt genau wie die Bezahlung in Eigeninitiative und per Briefumschlag. Auch die Brötchenbestellung bei einem Bäcker in einem der Nachbarorte funktioniert mit SMS oder WhatsApp und Bezahlung in einem Briefkasten.

Es gibt auf diesem Platz kein Internet und nur ein sehr schlechtes Handynetz. Das „Einspeisen“ meines Reisberichtes muss also bis Freitag warten.

10.8. Altenburschla

In der Nacht und den ganzen Morgen hat es geregnet. Auf dem Platz haben sich große Pfützen gebildet und ich muss Slalom zum Spielebus laufen, wo am Morgen die Brötchen liegen … aber nicht unsere. Irgendwie hat die Bestellung nicht geklappt, obwohl der Bäcker meine App abgerufen hatte. Gut, dass wir vorsorglich Toastbrot gekauft hatten. Altenburschla hat keine Geschäfte.

Elke und Gina schlafen bei dem Wetter besonders lang. Ist ja auch gemütlich im Bett, wenn der Regen aufs Dach trommelt.

historischer Anger in Altenburschla

Kurz vor 11Uhr hört der Regen auf und wir frühstücken heute dann doch im Womo. Die Bioeier aus Irmelshausen sind köstlich und trösten ein wenig über die fehlenden Brötchen hinweg.

Beim Gassigang mit Gina nehme ich den Rundweg an der Werra entlang und durch den Ort mit seinen schönen und mit Blumen geschmückten Fachwerkhäusern. Es gibt in Altenburschla auch nur noch ein Hotel mit Restaurant. Für gutes Essen bin ich ja durchaus bereit angemessene Preise zu bezahlen. Was muss der Koch aber mit Matjes und Bohnen veranstalten um dafür über 20€ verlangen zu können? Oder ein vegetarisches Ratatouille für 24€!

Grillen am Platz

Also wird Klappi endlich mal ausgepackt und ich fahre mit Elektrounterstützung nach Wanfried zum REWE-Markt. Geht ganz locker und fast potteben.

Zurück am Platz kommt jetzt auch erstmalig in diesem Urlaub der Gasgrill zum Einsatz. Thüringer Bratwurst (in Hessen) und Minutensteaks in Bärlauchmarinade…Gina und ihre Kostgeber sind begeistert vom Angebot der Region!

Frauchen mit Anton im Gegenlicht

Auf dem Platz vor uns und mit Blick auf die Werra steht ein Ehepaar aus dem Münsterland mit ihrem Jagdhund Anton. Ein netter Hund … aber zum Glück ist Gina ruhiger und möchte mit Katzen spielen und sie nicht killen. Gina möchte genau genommen mit allen Tierarten einfach nur spielen!

Auch heute gebe ich eine Bestellung beim Bäcker auf und bekomme trotz eindringlicher Bitte keine Antwort. Mal sehen, ob es morgen Brötchen gibt.

11.8. Ruhetag mit Umzug

Willkommenstafel und ein Womo der eckigen Art

Die Brötchenbestellung hat geklappt! Dafür stellt sich heraus, dass ich den Platz um einen Tag zu kurz vorgebucht habe und wir auf dem Campingplatz umziehen müssen. Ist aber kein Problem und schnell erledigt. Für Elke stehen wir jetzt sogar besser, denn jetzt verhindern keine Bäume den Fernsehempfang am Abend.

Eigentlich hatten wir vor, am Nachmittag die 4km nach Heldra zu laufen, um dort in der „Herberge zum Kleegarten“ essen zu gehen. Dann wurde es aber doch ein kompletter Ruhetag mit Bütterkes als Wildersatz.

Auf dem Weg nach Heldra hätten wir an der Siedlung Bahnhof Großburschla wieder einmal die ehemalige Grenze überschritten. Seit dem 1.8. und dem Dreiländereck sind wir mit dem Wohnmobil ziemlich genau 400km immer dicht an der ehemalige Grenze gefahren und sind auch in Bereichen gelaufen, wo früher so gut wie niemand hinkam. Wer zur Zeit der Teilung Deutschlands Erfahrungen mit dieser Grenze gemacht hat, für den ist es immer noch ein Wunder, dass so eine Tour wie unsere heute möglich ist. Die folgende Geschichte, die ich von einem der beteiligten jungen Männer erzählt bekam, passt dazu:

Drei Freunde kamen mit ihrem PKW an die Grenze der DDR in Berlin und wurden vom ersten Posten durchgewinkt. Der zweite Volkspolizist hielt sie an und brüllte sofort los, sie hätten gefälligst beim ersten Posten anhalten müssen. Darauf der Fahrer: „Ihr Beamter hat uns durchgewinkt!“ Der Vopo brüllte weiter: „Wir haben keine Beamten, wir sind ein Arbeiter- und Bauernstaat!“ Der Fahrer sagte ohne groß nachzudenken: „Okay, ihr Bauer hat uns durchgewinkt.“ Und damit begann nicht nur diesmal, sondern auch bei jedem weiteren Versuch in die DDR einzureisen das komplette Programm der Schikane, von der so mancher Grenzgänger zu berichten wusste. Die Freunde standen auf der „schwarzen Liste“ und konnten Berlin fortan nur noch im Flieger verlassen.

Heute ist das alles Geschichte und wir haben uns auf dieser Reise so manches mal gefragt, wie bescheuert die Regierenden gewesen sein müssen, so mit dem eigenen Volk und mit den Grenzgängern umgegangen zu sein.

Spezialität Velo-Grill

Hier auf dem Campingplatz kann man sehen, wie ganz anders es auch gehen kann: gelebte Völkerverständigung. Es sind viele Niederländer hier (was nach unserer Erfahrung bei niederländischer Leitung oft so ist), aber auch Deutsche, Franzosen, Belgier, … . In mancher Hinsicht ist der Standard einfach, aber die Herzlichkeit der Leute macht das komplett wett. Und es gibt so viele nette Details, wie zum Beispiel diesen witzigen Grill, den sich jeder an seinen Stellplatz fahren kann.

ein Globalisierungsgewinner - die Nilgans

 

Am Abend habe ich beim Gang mit Gina in der Werraaue die Nilgänse gesehen, die ich bisher nur gehört hatte. Diese wehrhafte Art hat als Neozoen (eingeschleppte Art) im Laufe der letzten 20 Jahre wohl ganz Deutschland besiedelt. Mancher Greifvogel musste Nilgänsen seinen Horst überlassen, mancher Wasservogel sein Brutgewässer verlassen, weshalb die Art nicht von allen Naturfreunden gerne gesehen wird.

12.8. Heilbad Heiligenstadt

unsere Schönheit

Gina hatte heute gar keinen Bock Altenburschla zu verlassen. Okay, eigentlich hat sie nie Bock mit dem Wohnmobil zu fahren. Elke hatte Probleme sie nach dem morgendlichen Gassigang zum Campingplatz zurück zu bringen und mit jedem Meter in Richtung Womo wurde sie langsamer. Sie liebt die Fahrerei und die damit verbundene Geräuschkulisse nicht wirklich. Dabei war es heute eine kurze Fahrt nach Heiligenstadt, aber schon mit einigen Kurven, in denen sich im Mobil gerne mal ein paar Dinge geräuschvoll neu sortieren.

Wohnmobilstellplatz Heilbad Heiligenstadt

Im „Heilbad Heiligenstadt“ haben wir den Stellplatz (fast) sofort gefunden. Er hat nur 6 Plätze für Wohnmobile mit Strom und Sanistation (beides gegen Gebühr), ist sonst aber kostenlos. Und so war es gut, dass wir schon um 12Uhr da waren, denn um diese Zeit ist am Ehesten ein Platz zu bekommen und wir bekamen nach unserer Einschätzung den Besten, unter einer stattlichen Eiche.

Leider wird im Ort gerade die Fußgängerzone ausgebaut, was in Zukunft sicher sehr schön ist, derzeit aber etwas nervig. In Bereich der Baustelle liegt auch das Rathaus mit der Touristeninformation. Diese bietet einen freien Internethotspot an, nutzbar aber nur vor der Tür. Der Service könnte verbessert werden.

Fußgängerzone

So kam es dazu, dass zuerst Elke die örtliche Wirtschaft mit einem Schuhkauf gefördert hat (in einem Geschäft nahe des Björn Höcke Wahlkampfbüros – bah!), während ich, auf einem Mäuerchen neben dem Rathaus sitzend, endlich wieder ein paar Einheiten vom Reisebericht und den dazugehörigen Fotos auf die Homepage laden konnte. Und dies mit der Folge, dass ich das Display meines ThinkPad anschließend mit einem Displayreiniger von dem „Blattlausnektar“ reinigen konnte, denn ich hatte unter einem Baum gesessen. Ich hätte mir Gedanken machen sollen: mehrfach fielen Marienkäferlarven auf meine Tastatur.

zwei Essen für Drei

Am Abend haben wir im „Sankt Martin“, das nach einer der großen Kirchen benannt ist, sehr gut Ochsenfilet (Elke) und Lammfilet gegessen. Gina wie immer von beidem ein bisschen. Wir stellen dabei wieder einmal fest, dass die Preise im „Osten“ sich schon sehr an Westniveau angeglichen haben.

Auf dem Gang zum Wohnmobil fand ich am Fuße der St. Marien-Kirche eine Handschwinge von einem weiblichen Wanderfalken. Etwas Ornithologie auch hier und ganz unvermutet.

Vereinzelte Mauersegler waren auch noch zu sehen. Es könnten aber schon Durchzügler aus dem hohen Norden sein.

13.8. durch den Harz zurück nach Thale

sterbender Harzwald

Heute ist Freitag der Dreizehnte und unsere Fahrt vom Heilbad Heiligenstadt nach Thale führte uns sehr eindringlich vor Augen, wie nahe am Zusammenbruch der Harzwald steht. An einer Stelle dachte ich, dass wir auf Felswände zufahren, und dann waren es tausende von toten Fichten. Auf den Höhen zwischen Bad Lauterberg und Braunlage waren große Flächen schon abgeräumt, riesige Holzstapel warteten auf die Abholung und auf der anderen Seite Baumskelette ohne Ende. Was für ein Sterben! Ich habe es nicht fertig gebracht, von den schlimmsten Gebieten ein Foto zu machen.

die Pfoten in der Oder kühlen

Gina ficht das alles natürlich nicht an. Ein Kneippbad in der Oder ist bei den heutigen Temperaturen (selbst im Oberharz über 25°) der Höhepunkt der Erfrischung. Für uns ist es dann eher der Zwischenimbiss in Elend, dass lange nicht so elend ist, wie viele Waldansichten davor. Und als mit lautem Signal die Brockenbahn vorbei fährt, kam Elke auf die Idee, im zweiten Teil unserer Reise im Herbst doch einmal mit ihr auf den Brocken zu fahren. Mal schauen, wie Gina das findet!

Wir sind vom Dreiländereck Tschechien-Sachsen-Bayern bis hier 562km gefahren. Für Spaß habe ich mal überschlagen, wie oft wir die ehemalige Grenze überquert haben: mindestens 30 Mal. Unglaublich, oder? Es wäre vor 35 Jahren undenkbar gewesen und hätte manchen „Ossi“ das Leben gekostet.

Forellengewässer Bode

Und eine Wanderung von Thale aus ins Tal der Bode, in die Schlucht unter dem Hexentanzplatz und dem Rappboden, wäre für uns „Wessis“ nur ein Traum gewesen. Morgen ist es für uns möglich, ohne „Einreiseantrag“ und Grenzkontrollen. Was für ein Glück! Wir haben viele Gründe es zu feiern, zu nutzen und zu genießen!

Und genau dies werden wir jetzt im Restaurant „Zur Forelle“ tun, bei dem wir schon gestern einen Tisch im Biergarten reserviert haben, nachdem wir vor zwei Wochen zur gleichen Zeit kläglich gescheitert sind.

Nachtrag: die Forellen waren wunderbar und empfehlenswert. Reservieren ist am Wochenende unbedingt notwendig!

14.8. Wanderung ins Bodetal

das Hexentor in Thale

Es ist 21Uhr und ich habe soeben die bisher letzten Teile des Reiseberichtes und die neuesten Fotos gespeichert. Morgen geht´s heim und auf dem Weg ist dann ganz am Anfang noch die Station am „Hexentanzplatz“ oberhalb des Bodetales, den wir heute auch mit der Kabinenbahn hätten erreichen können.

Im Ort Thale gibt es ganz viel hervorragende Schnitzarbeiten verschiedener Künstler, zum Teil mit der Motorsäge ausganzen Stämmen herausgearbeitet. Elke und Gina gehen hier gerade durch ein Tor mit Hexen, Katzen, Eulen und dem Teufel.

Wanderung im kühlen Bodetal

Wie geplant sind wir durch das Bodetal bis zum Gasthaus Königsruhe gewandert und wussten schon am Beginn des Tales, warum meine Tochter Tanja uns einen Aufbruch früh am Tag empfohlen hatte, was wir aber nicht geschafft haben: wirklich viele Menschen, die meisten aber nur bis zu den Talstationen besagter Kabinenbahn und dem Sessellift auf den Rappboden. Dort sind ja auch so eine Art Dauerkirmes und ein Klettergarten. Danach verlief es sich ein wenig.

Biergarten Gasthaus Königsruhe

Das Gasthaus Königsruhe wirbt damit, dass es einen der 100 schönsten Biergärten Deutschlands hat. Er liegt wirklich schön, aber an dieser Stelle im Bodetal keine funktionierende Toilette anbieten zu können, führt zu allseits bekannten Schäden in der umgebenden Natur, die Naturschutzgebiet ist.

Wir haben auch nur etwas getrunken. Für eine Hauptmahlzeit war es uns noch zu früh, obwohl mich das Wildgulasch schon gereizt hätte.

Gina hat auf Hin- und Rückweg jetzt auch das Wasser der Bode verkostet und offensichtlich für gut befunden. Eine Forelle hat sie uns aber nicht gefangen, obwohl ich sie ausdrücklich darum gebeten hatte.

der Goethe-Felsen

Ansonsten gab es auf dem Weg zum Campingplatz noch das Denkmal für die Bergmönche, das auf der Fotoseite zu sehen ist.

Das Abschlussessen dieses ersten Teils der Reise entlang des „Grünen Bandes“ nahmen wir dann in der Traditionsgaststätte „Grüne Tanne“ ein, was von der Rezeption des Campingplatzes als rustikal bezeichnet wird. Elke hat erstmal mit Stirnrunzeln registriert, dass mehrere Gerichte mit Pferdefleisch angeboten werden. Besonders bemerkenswert fanden wir beide die Namensgebung „Reitersteak vom Pferd“. Haben wir natürlich beide nicht genommen. Ansonsten war das Essen „handfest“, wobei Elke mit Erstaunen zur Kenntnis nehmen musste, dass Schaschlik hier ohne Soße serviert wird.

Kleiner Fuchs im Biergarten

Fast am Ende dann noch ein Hinweis für Menschen, die noch nicht ganz so oft im ehemaligen Osten gewesen sind: bei der Bestellung des Nordhäuser Kornes fragte die Kellnerin heute, ob wir „einen für Erwachsene“ haben möchten. Das passt zu der Geschichte aus einer früheren Fahrt, wo uns der Wirt gefragt hatte, ob wir einen „Westler“ oder einen „Ostler“ haben möchten. Die Lösung: der Wirt behauptete, dass es bis zur Öffnung der innerdeutschen Grenze im Osten nur Schnapsgläser in 4ct gegeben habe und die „unerwachsene“ Größe von 2cl erst mit der Forderung der Westler danach eingeführt wurde.

Nach dem morgigen Besuch des Hexentanzplatzes (mal sehen wer tanzt!) geht es noch einmal in diesem Urlaub über die Grenze. In 4 Wochen soll es dann in Wernigerode weitergehen.

15.8. Hexentanzplatz und Heimreise

Hexentanz

Als Abschluss des ersten Teiles unserer Reise entlang des „Grünen Bandes“ haben wir uns einen Besuch des Hexentanzplatzes oberhalb von Thale ausgesucht. Mit dem Wohnmobil anfahrbar und quasi auf dem Weg zur A38 und damit schon ein wenig Heimreise.

Es war mir klar, dass die üppigen Parkplätze dort oben kosten werden, aber 5€ für PKWs und 7€ für unser Wohnmobil, das ist mal ein gutes Geschäft.

Blick ins Bodetal mit dem Gasthof Königsruhe

Wir waren relativ früh vom Campingplatz gestartet und so vor den Massen, die im Laufe des Tages dort zu erwarten sind, vor Ort. Neben Sommerbob, Hexengolf, verschiedenen Lokalitäten, Tierpark und der Kabinenbahn ins Tal ist hier natürlich mit einem auf dem Kopf stehenden Hexenhaus, der Walpurgishalle und viel Hexenkram alles sehr touristisch.

Zugegeben: die Aussichten ins Tal sind spektakulär und wir waren sehr froh, dass wir den „beschwerlichen Weg“ weder rauf noch runter klettern mussten.

Russischer Bär

Zum Abschluss dann noch ein schönes Naturerlebnis. Zwischen ganz vielen Blütenpflanzen (insbesondere die von Meike sehr geliebte Wegwarte) flog ein auffälliger Falter, den ich schon viele Jahre nicht mehr gesehen hatte: der Russische Bär, der auch wegen der Farbverteilung Spanische Flagge genannt wird Dies wird nun auch das abschließende Bild dieser Reise.

Auf der A38 sind wir um 13:40Uhr ein letztes Mal in diesem Urlaub über die frühere innerdeutsche Grenze gefahren. Jetzt ist es eine Bundesländergrenze wie die anderen (Niedersachsen – Hessen – NRW), die wir auf dem Weg ins Ruhrgebiet überquert haben. Die Zeiten haben sich geändert und das ist gut so!

Vier Wochen Heimaturlaub für Arzttermine etc.

Urlaub am „Grünen Band Teil 2“

Stellplatz am Katzenteich

Um 12:12 Uhr überquerten wir mit 100km/h die Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt auf der A36. Das hätte man vor 35 Jahren mal ausprobieren sollen. Dramatische Folgen wären sicher gewesen!

Auf dem von mir ausgewählten Stellplatz „am Katzenteich“ war erfreulich viel Platz (es sind doch 21 Stellplätze-ist im Netz nicht eindeutig). Manche Wohnmobilisten wollen den relativ hohen Preis wohl nicht bezahlen.

Der Fußweg in die Stadt ist für alte Leute wie uns trotz eines eifrig schnüffelnden Hundes in ca. 15 Minuten gut zu bewältigen.

Das Lob auf die Fachwerkstadt Wernigerode ist berechtigt. Der erste Weg führte zur Touristeninformation in dem schönen alten Rathaus, um die Kurtaxe zu entrichten. Dann ein Bummel durch die Fußgängerzone, Kaffee und Kuchen am Markt, endlich neue Wanderhalbschuhe (beim Orthopäden in einer Seitenstraße) und schließlich Spätzle mit Hirschfilet und Pfifferlingen in der Fußgängerzone. Alles hat wunderbar geklappt. Und dazu diese kleinen Verzierungen: am Nachbartisch erzählte eine Frau, dass im Landkreis jemand ein Reh totgefahren hätte und er dem Reh eine Warnweste angezogen hat, damit nicht noch ein zweites Auto mit ihm kollidiert. Die herbeigerufene Polizei hat sich wohl sehr amüsiert.

Dampflok Baureihe 99

Gerade (19:30Uhr) fährt (für uns unsichtbar) eine Brockenbahn mit Dampflock in Richtung „Wernigerode Hauptbahnhof“ (wie die Frau in der Touristeninformation meinte) am Stellplatz vorbei. Ein Geruch nach Kindheit und der Fahrt mit einem von einer „ Schnellzuglokomotive 103“ D-Zug von Münster nach Emden zieht mir durch die Nase. Wir sahen auf dem Weg nur eine Lock der Baureihe „99“ im Bahnhof stehen.

Bei dieser Gelegenheit etwas zur Preisentwicklung in dieser Region der neuen Bundesländer:

  1. Eigentlich hatten wir geplant mit der befreundeten Familie meiner Patenkinder mit der Schmalspurbahn auf den Brocken zu fahren. Ich hätte vor dem Angebot an die Freunde erstmal die Preisliste checken sollen: für jeden Erwachsenen kostet die Hin- und Rückfahrt auf den Brocken (egal von welchem Bahnhof) rund 50€, für mein Patenkind unter 14 rund 30€ und für Gina 15€. Der Gesamtpreis hätte fast 300€ betragen und Gina hätte außerdem einen Maulkorb tragen müssen. Das hat mir erst die Sprache verschlagen und dann dazu geführt, dass ich den Plan aufgegeben habe.
  2. Für zwei Stücke Torte und zwei Milchkaffe waren über 17€ fällig und ich habe mich gefragt, ob sich viele Anwohner von Wernigerode das leisten können!?! Mir scheint, dass in den touristisch geprägten Gebieten der neuen Bundesländer die Lohn- und Rentenentwicklung mit dem Anstieg der Preise nicht mithalten kann.

14.9. Quedlinburg

In Wernigerode habe ich den Streckentacho wieder auf „0“ gestellt. Jetzt wird alles auf die 562km des ersten Reiseteiles aufaddiert.

Heute waren es nur 30km, bis zu dem Stellplatz „an den Fischteichen“ in Quedlinburg. Eigentlich wollten wir auf den Stellplatz am Marschlinger Hof, aber dort gibt es nur 6 Plätze und die waren schon belegt. Hier ist es etwas unruhiger und es gibt bis auf eine Entsorgungsstation keine Versorgung. Rudimentäre Reste einer Stromsäule gibt es noch und die Toilette, die es gibt, gehört zum benachbarten Imbiss und kostet 1€ Gebühr. Auch die Bezahlung am Parkautomaten erschließt sich einem nicht sofort und da die Karte nicht akzeptiert wurde, ging für die Tagesgebühr von 18€ (incl. Kurtaxe) fast unser ganzes Silbergeld drauf.

Quedlinburg - Markt

Auch heute wieder wunderbares Wetter mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Beim Stadtbummel haben wir tatsächlich die Schattenseiten der Straße gesucht.

Seit der Grenzöffnung wollte ich immer schon nach Quedlinburg und es ist ein netter Zwischenstopp. Die Stadt ist sehr lebendig und auf dem benachbarten PKW-Parkplatz stehen Autos aus ganz Deutschland. Und auch hier: Preise auf Westniveau. Elke kam so zu ihrer ersten Pizza des Urlaubs und ich habe für unser morgiges Abendessen mit Rolf auf dem Campingplatz in Halberstadt einen stattlichen Räucheraal und zu einem stattlichen Preis erstanden.

König-Heinrich-Brunnen

Der auf dem Foto abgebildete Brunnen zeigt Herzog Heinrich beim Vogelfang, obwohl er gerade gekrönt werden soll. Die Geschichte verbirgt sich hinter dem blauen Link. Und erst beim Lesen wurde mir klar, dass ich es versäumt hatte, Elke an diesem Tag bei der Krönung zu fotografieren: die oberste Stufe ist so konzipiert, dass jedermann quasi auf dem Thron unter der Krone Platz nehmen kann.

Ungefähr an dieser Stelle sind wir dann wohl auch unwissend an dem ehemaligen Haus von Freundin Claudia (bzw. ihrer Familie) vorbeigelatscht, obwohl ich es eigentlich suchen wollte. Claudia selbst gehört noch 1ha Ackerland in den Sülzwiesen, zu denen ich aber noch keinen Hinweis gefunden habe.

auf dem Schlossberg

Claudia hatte uns auch das Restaurant auf dem Schlossberg empfohlen, aber das hatte zu. Überhaupt ist dort oben im Moment einiges eingeschränkt, da die Welterbestadt Quedlinburg sich für die Besucher aufhübscht. Gegessen haben wir dann beim Italiener in der Fußgängerzone.

Am nächsten Wochenende hätten wir diesen Stellplatz sicher sofort fluchtartig verlassen, denn auf der anderen Straßenseite wird gerade eine Kirmes aufgebaut. Jetzt stört nur der Geruch vom Imbiss ein wenig. Nun ja: es ist eben ein Stellplatz.

Nachtrag am nächsten Morgen: man kann für 1€ die Toilette des Imbisses benutzen. Der Inhaber findet es ganz normal und hält das WC einwandfrei sauber.

15.9. Quedlinburg – Hedeper – Halberstadt

Uhubrutfelsen

Am Morgen bin ich dann doch noch mal auf die Suche nach dem ehemaligen Haus von Claudias Familie gegangen (diesmal erfolgreich), habe freilaufende Eier auf dem Markt, der gerade eröffnet wurde, und frische Brötchen (etwas zähe Ausführung) gekauft.

Am Wahlkampfstand der SPD konnte ich dann auch klären, wo der „Moorhof“ liegt und hatte so einen Anhaltspunkt, wo ungefähr die Sülzwiesen sind (die kannte der Quedlinburger Wahlkämpfer auch nicht).

Dort angekommen sah ich auch den Uhubrutfelsen, von dem Claudia gesprochen hatte und der offensichtlich verhindert, dass der benachbarte Steinbruch auch diese Landmarke beseitigt.

KEINE Junguhus

Ganz kurz sah es aus der Ferne für mich so aus, als säßen zwei Dunenjunge im Felsen. Was für die Jahreszeit sensationell gewesen wäre, aber in Wirklichkeit waren es einfach nur weiße Kotspuren auf Felsvorsprüngen. Sonst war auch kein Uhu zu sehen und so musste ich mich mit Kolkraben, Rotmilan und Mäusebussard zufrieden geben.

 

ein Abend mit Rolf, Bier und Räucheraal

Dann ging es mal wieder für einige Kilometer über die Grenze in den Westen, um in Hedeper meinen alten Freund und ornithologischen Ziehvater Rolf für einen Tag abzuholen. Leider fing es genau zu der Zeit, als wir wieder in den „Osten“ fuhren, heftig an zu regnen und so blieb uns die Panoramasicht auf den Harz während der Fahrt verwehrt.

Es folgte ein gemütlicher Abend unter der Markise des Wohnmobils bei Räucherfisch, Bier und viel Flachserei auf dem Campingplatz am See in Halberstadt. Der Platz ist unbedingt empfehlenswert und der sehr freundliche Platzwart ein Unikum.

16.9. Halberstadt und der „Silberne Uhu“

Rolf hatte in seiner Bikerhütte gut geschlafen und saß, als ich die Womotür öffnete, schon über die bereitgelegte Lektüre gebeugt. Allerdings im sehr kühlen Wind und ohne Jacke, die er leichtsinnigerweise zu Hause gelassen hatte. Meine Zweitjacke passte ihm aber wie angegossen und er hat sie auch gleich bis zum Hals geschlossen und erst an der Grenze fürs Foto wieder ausgezogen. Aber eigentlich war ihm ja gar nicht kalt. ;-)

Wir haben für 3 Personen, Strom, Bikerhütte und Internet (gab´s ´nen Gutschein) 30€ bezahlt. Und das auf einem Platz, wo Rolf immer wieder sagte: „Was ist das schön hier!“ Sollten wir wieder mal in Halberstadt übernachten, sind wir ganz sicher wieder beim „Camping am See“.

Omas Ofen

Jetzt ging es mit dem Wohnmobil nach Halberstadt hinein, denn wir wollten uns ja die Ausstellung der „Modernen Vogelmaler“ zum Wettbewerb „Silberner Uhu“ ansehen. Sie findet alle zwei Jahre statt und Rolf und ich sind jetzt zum dritten Mal dafür in Halberstadt. Allerdings ist in diesem Jahr die Ausstellung nicht im „Heineanum“, dem Museum für Vogelkunde, sondern im Schraube-Museum (aus dem dieser nette Offen meiner Oma stammt). Etwas schade, da die Präsentation der Gemälde und die Ausleuchtung des Raumes nicht optimal sind. Trotzdem war es wieder ein schöner Überblick über verschiedene Stile und Ansätze, sich mit dem Vogelthema künstlerisch auseinander zu setzen.

Gerne würde ich hier ein paar Beispiele zeigen, das ist aber aus Gründen des Urheberschutzes nicht erlaubt. Hier gibt es zumindest einen kleinen Überblick.

zwei alte Freunde hinterm Grenzzaun

Auf der Rückfahrt gab es dann noch einen Stopp an der ehemaligen Grenze zwischen den Orten Hessen (ehemalige DDR) und Mattierzoll (BRD). An der Gestaltung der Ausstellungsvitrine, die auf einem Parkplatz an der B79 steht, hat Rolf genauso mitgewirkt, wie an den Feierlichkeiten der Grenzöffnung am 12.November 1989. Dazu hier ein Auszug aus einer Beschreibung des stellvertretenden Bürgermeisters von Winnigstedt, Marc Germer:

„Im November 1989 wurde nach der friedlichen Revolution in der DDR bei Mattierzoll die Grenze geöffnet. In den darauffolgenden Tagen und Wochen herrschte Volksfeststimmung in Winnigstedt. Der Verkehr nahm sprunghaft zu, als zwischen Mattierzoll und Hessen ein offizieller Grenzübergang zwischen den beiden deutschen Staaten eingerichtet wurde. 1990 folgte dann die lang ersehnte Wiedervereinigung. Auch in Winnigstedt machte sich die Wiedervereinigung bemerkbar. Die Einwohnerzahl stieg wieder auf über eintausend an, Handwerk und Gewerbe wurden belebt. Das Grenzmuseum in Mattierzoll erinnert heute an die deutsche Teilung und an die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten.“

Rolf berichtete uns vor Ort, dass sie nach der Grenzöffnung in den „Gasthof zur Weinschenke“ (1395 erstmals urkundlich erwähnt) gezogen sind und mit den Brüdern und Schwestern im Osten gezecht haben.

Wir haben jedenfalls zum Schluss unseres Ausfluges ein symbolträchtiges Foto durch den Zaun geschossen und dann Rolf wieder nach Hause gebracht. Es waren nette 24 Stunden.

Für uns ging es dann nur noch zum Campingplatz Räbke am Elm und jetzt sind für 3 Tage Relaxen, Körperpflege, Fernsehen gucken (erstmals funktioniert es in diesem Urlaub!) und auch Spaziergänge im Elm angesagt.

17.9. Räbke am Elm

Gimpelmännchen an Melisse

Am Stellplatz wurden wir von leise singenden Gimpeln begrüßt. Elkes Lieblingsvögel, die sich in unserem Garten, aus dem das Foto stammt, seit zwei Jahren rarmachen. Hier schauen sie immer wieder mal vorbei, genau wie der Schwarzmilan, der kontrolliert, ob es auf dem Platz was zu fressen gibt.

Endlich ausschlafen, ohne irgendwelchen Zeitdruck. Kurz vor Neun war ich trotzdem auf und habe weitere Teile des Reiseberichtes ins Netz gestellt. Der WLAN-Voucher kostet hier 2,50€ für 3 Tage, dafür ist die Verbindung (an unserem Stellplatz) aber wirklich gut.

Kapitän mit Anhang

Es war ein weiser Entschluss, gestern in Schöppenstedt auch ein frisches Brot zu kaufen. Hier auf dem Campingplatz gibt es nämlich in diesem Jahr keinen Brötchenservice und auch das nahe Dorf Räbke hat keine Einkaufsmöglichkeiten. Leckeres Roggenbrot mit Sauerteig zum Frühstück ist aber auch mal eine nette Alternative zu Weizenbrötchen.

Direkt nebenan stehen 3 alte Opel-Kapitäne von 1963 … das Jahr als ich mit 14 Jahren in die Lehre kam! Schicke Teile und immer noch in der Lage, die Wohnwagen der Besitzer zu ziehen.

erster Stauteich der Schunter

Nach dem Frühstück sind Gina und ich dann im großen Bogen um den Campingplatz gelaufen. Gina fand ganz besonders den See unterhalb des Platzes im Quellental der Schunter interessant. Endlich ein wenig Abkühlung und frisches Vollwertwasser! Mir war die Schunter bisher völlig unbekannt und erst in der Verlinkung (blau) habe ich gelesen, dass sie ein wichtiger Nebenfluss der Oker ist und einen großen Teil des nördlichen Elm entwässert. Die Quellen sind zwar unscheinbar aber doch insgesamt so ergiebig, dass im nahen Räbke früher 7 Wassermühlen damit betrieben werden konnten. Übrigens gibt es auf der Seite von Räbke auch einen schönen Slider (gleitende Bilder wie auf der Startseite meiner Homepage) mit Fotos von Dorf und Umland.

Abends dann Bildung pur: „Gefragt - Gejagt“, „Quizduell – Olymp“, Tageschau, „extra 3“, Krimi, „Heute Journal“ mit Politbarometer und zum Abschluss noch die „Heute-Show“. Magazin Royal mit Jan Böhmermann ging dann nicht mehr. ;-)

18.9. Räbke am Elm

Bluthänfling

Beim Spaziergang mit Gina noch mal ein wenig Ornithologie: Ein Turmfalke flog Attacken auf einen Schwarm von mindestens 100 Bluthänflingen, die dadurch sehr schöne Flugbilder zeigten. Mit meinen begrenzen Mitteln aber nicht zu fotografieren. Deshalb auch hier ein Bild aus einem anderen Urlaub, wo der Hänfling auf dem benachbarten Wohnwagen saß und sehr schön die rote Brust zeigte, die auch heute bei den Flugmanövern mit dem Fernglas gut zu sehen war. Außerdem flog ein Braunkehlchenpaar Minutenlang vor uns am Weg entlang.

reife Schlehen

Waren im ersten Teil der Reise die Blütenpflanzen botanisch dominierend, sind es jetzt die Früchte. Etwas erstaunt war ich über den Reifegrad der Schlehen, den ich so erst in einem Monat erwartet hätte.

Am Nachmittag haben wir in den Elmstuben mit Blick auf das (bereits geschlossene) Schwimmbad gegessen. Meine Einschätzung: Michelin-Sterne wird die Küche sicher nicht bekommen, aber die „Schnitzel Wiener Art“ waren frisch zubereitet. Die erwartete Salatgarnitur bestand aus zwei grünen Blättern, einer Tomatenscheibe und zwei Gurkenscheiben.

Bevor wir gegangen sind habe ich auf der Kegelbahn noch zwei Kugeln geworfen. Nach über einem Jahr Kegelpause mehr schlecht als recht und mit der klaren Erkenntnis, dass die Gelenkigkeit deutlich nachlässt!

19.9. Gedenkstätte Helmstedt-Marienborn

Es gibt noch neue Fotos von den Kapitänen der Landstraße mit ihren Wohnwagen, weshalb ich das Bild von vorgestern durch ein solches ersetzt habe. Okay, Borgward-Isabella wäre für Elke und mich aus verschiedenen Gründen noch schöner. ;-)

Apropos Fotos: es gibt natürlich viel mehr Fotos zu unserer Reise, als ich in diesem Reisebericht unterbringen kann (und will). Das gilt in ganz besonderem Maße auch für den heutigen Tag. Unbedingt auch die Fotoseite gucken!

Ein Nachtrag zum Campingplatz Räbke: beim Bezahlen bekam ich von der Chefin noch ein Geschenkpaket für Gina. U.a. eine kleine Portion Nassfutter: Rind mit Zucchini und Spätzle. Wau!!! Da wird sie demnächst unsere billigen Dosen wahrscheinlich verschmähen.

hier ging es in die DDR

Dann ging´s zum Kernpunkt des heutigen Tages, der Gedenkstätte „Deutsche Teilung Marienborn“ an der A2 bei Helmstedt. Es war heute Mittag mit 13 Grad eh schon sehr frisch, aber die Geschichte, die man an dieser Stelle sehr dicht erleben kann, machte uns zusätzlich frösteln. Wie muss es erst den Menschen ergangen sein, die diesen Willkürakten eines totalitären Regimes ausgesetzt waren. Jedem der auf der A2 in Richtung Berlin unterwegs ist, empfehle ich einen Stopp. Er wird den Rest des Weges durch die ehemalige DDR mit einem anderen Gefühl fahren.

Überbleibsel vom kalten Krieg

Auch musste ich heute gleich mehrfach an den Gewerkschaftskollegen denken, dessen Geschichte ich am 11.8. schon einmal beschrieben habe und hier noch einmal wiederhole, damit niemand suchen muss:

Drei Freunde kamen mit ihrem PKW an die Grenze der DDR in Berlin und wurden vom ersten Posten durchgewinkt. Der zweite Volkspolizist hielt sie an und brüllte sofort los, sie hätten gefälligst beim ersten Posten anhalten müssen. Darauf der Fahrer: „Ihr Beamter hat uns durchgewinkt!“ Der Vopo brüllte weiter: „Wir haben keine Beamten, wir sind ein Arbeiter- und Bauernstaat!“ Der Fahrer sagte ohne groß nachzudenken: „Okay, ihr Bauer hat uns durchgewinkt.“ Und damit begann nicht nur diesmal, sondern auch bei jedem weiteren Versuch in die DDR einzureisen das komplette Programm der Schikane, von der so mancher Grenzgänger zu berichten wusste. Die Freunde standen auf der „schwarzen Liste“ und konnten Berlin fortan nur noch im Flieger verlassen.

Rollsperre, Beschaubrücke und Kommandantenturm

Auf dem Kommandantenturm (auf dem Foto rechts) saß ein hoher Offizier der Grenztruppen. Er setzte alle Ampeln, Schlagbäume und Rollsperren ein, auch und gerade im Falle einer „Grenzverletzung“. Was so manchem Fluchtversuch ein tödliches Ende bereitet hat. Wir haben uns die spezielle Ausstellung der tödlichen Fluchtversuche lieber gar nicht mehr angeguckt. Das undeutliche Bild eines völlig zerfetzten LKWs mit der Markierung des erschossenen Fahrers, auf den mindestens 1000 Schüsse abgefeuert worden sind, hat uns gereicht. Es ist die Tafel an der Rollsperre, wo auf dem Foto gerade die geführte Gruppe steht.

Grünes Heupferd

Ein wenig erleichternd: auf einem der erläuternden Schilder saß ein Grünes Heupferd. Erst hatte ich gedacht, es sei vielleicht ein Östliches Heupferd (sozusagen als besonderer Abschluss an dieser Stelle), aber diesen beiden Arten war die damalige Grenze sowieso ziemlich schnurz.

 

 

Danach ging es entlang des Lappwaldes zum Campingplatz am Loosteich in Mariental, wo wir in der Mittagspause ankamen und uns trotzdem unkompliziert einen Stellplatz zugewiesen wurde. Wie man sehen kann (denn das hier geht heute noch ins Netz) sogar mit WLAN. *

Und zum Erwärmen von Leib und Seele ging es gegenüber in die „Alte Wache“, wo wir sehr gut gegessen und Feldschlösschen-Pils getrunken haben.

Fluchtorte

 

Mariental-Horst war vor dem Krieg Fliegerhorst (deshalb Mariental-Horst) und nach dem Krieg Flüchtlingslager. Unsere Mutter kam aus Hirschberg in Schlesien auch hier an und wurde dann Ostfriesland "zugewiesen", wo sie unseren Vater kennengelernt hat.

Das Kasernenareal ist in den sechziger Jahren vorbildlich zu einer schicken Wohnsiedlung umgebaut worden. Das Ensemble hat uns sehr beeindruckt!

* Das WLAN-Netz war dann doch bis zu unserem Stellplatz nicht stabil genug, schmierte beim Speichern des Reiseberichts mehrfach ab und als mein ThinkPad diesem Beispiel folgte, hatte ich ein echtes Problem, da ich die neuen Teile des Reiseberichtes nicht vorher abgespeichert hatte.

Nachtrag am nächsten Morgen: jetzt ist der Reisebericht doch im Netz und außerdem meinte gerade ein Düsenjäger, dass er über den ehemaligen Fliegerhorst donnern müsste. Sehr zum Schrecken von Gina.

20.9. durch den Drömling zum Elbeling

Bei mir war es die Mutter, bei der Dame an der Rezeption des Campingplatzes der Vater, der nach seiner Flucht aus Schlesien in Mariental-Horst gelandet ist. Er blieb allerdings hier und die nette Dame am Empfang ist tatsächlich in den umgebauten Kasernengebäuden aufgewachsen und preist ihre Heimat.

Am Morgen hatte ich über einen im Hintergrund laufenden Speichervorgang doch noch den größten Teil des gestrigen Berichtes retten können und so begann der Tag leichter als gedacht.

ein besonderer Rundweg

Für uns ging es in mehreren Schleifen durch den Drömling, der, obwohl ich das Gefühl hatte, dass es doch schon Veränderungen zum Schaden der Natur gegeben hat, immer noch ein besonderes Stück Deutschland ist. Bis zum Fall der Grenze war das wenig besiedelte Gebiet eh ein Refugium für die Natur, weshalb der Fischotter in den vielen Gräben und Flüsschen, wie der Ohre, überleben konnte. Jetzt versuchen haupt- und ehrenamtliche Naturschützer diese besondere Stück Natur so gut es geht zu erhalten.

Wir haben eine Runde im Gebiet der „Halboffene Weidelandschaft Röwitz“ gedreht. Es gab zwei Wege: eine „große“ Runde mit 3,6km und eine kleine Runde um die Weidefläche der Heckrinder mit 2km. Elke entschied sich … für die kleine Runde, die aber zur Hälfte durch hohes und nasses Gras ging, an dem außerdem Zecken schon einige Zeit auf uns gewartet hatten. Elkes Kommentar zur Hälfte: „Dieser Rundweg ist eine Unverschämtheit!“ Meine Antwort: „Hätten wir Gummistiefel an, wäre alles okay!“. Übrigens: der längere Weg wäre durchgehend befestigt gewesen.

Raubwürger

Elke hat sich schon nach kurzer Zeit zwei Zecken von der Hose geschnipst und bei Gina fanden wir vier. Ich fürchte es waren nicht alle, aber das wird sich an den nächsten Tagen zeigen.

Ich fand´s alles nicht so schlimm und freute mich eher darüber, dass der Raubwürger, den ich im Drömling sehen wollte, sich wunderbar zeigte. Kaum hatte ich ihn fotografiert und Elke ihn gesehen, flog er im hohen Bogen davon.

was für Stiere

Waren die Heckrinder am Anfang unserer Runde noch weit entfernt, schienen sie uns am Parkplatz zu erwarten. Was für stattliche Tiere! Und, wie wir aus der Erfahrung wissen, was für köstliche Rouladen, Sauerbratenstücke, …. Oh, ich verlaufe mich gerade. ;-)

Pilze dazu (jetzt ist es aber gut!) wären vielleicht auch nicht schlecht. Neben den Rotfussröhrlingen auf der Fotoseite gab es am Wegesrand noch ganz viele Große Parasolpilze, Schopftintlinge und Wiesenchampions, die unverschämt weiß von den (mit Rindviechern bestückten) Wiesen herüberleuchteten.

Jetzt sind wir auf dem Campingplatz Elbeling am Radegaster Haken der Elbe, der schon ein wenig in Winterruhe ist, die offiziell am 1.10. beginnt. Keine Gaststätte mehr und Brötchenservice auch nicht. Aber wir haben ja mit Katja und Dieter liebe Freunde im benachbarten Brackede, die unser Frühstück morgen mit einem süßen Stuten gerettet haben und sich darauf freuen, morgen mit uns in Bleckede essen zu gehen.

21.9. Wanderung nach Bleckede

Deichwanderung nach Bleckede

Alina und Eric, die netten Betreiber des Campingplatzes „Elbeling“ sind zwar fast schon im Wintermodus, aber trotzdem jederzeit da, wenn sie gebraucht werden. Bei uns war heute eine neue Gasflasche angesagt, denn bei morgendlichen Temperaturen von 15 Grad im Wohnmobil müssen wir für ein gemütliches Frühstück erstmal ein wenig einheizen.

Danach ging es gemeinsam mit Freundin Katja über den Heisterbusch und die dortige Schäferei nach Bleckede. Kurz nach dem Start endlich die ersten Kraniche dieses Urlaubs. Mehrere Trupps flogen in die Elbtalwiesen ein.

Nutria beim Mittagessen

 

Eine besondere Freude bereitete uns der „Biber“, der am helllichten Tage und ohne auch nur erkennbar Notiz von uns zu nehmen, im Flachwasser Wurzeln und Pflanzenteile verspeiste. Leider war es dann aber doch nur eine mächtige Nutria, wie man an den langen weißen Barthaaren und dem Schwimmstil, bei dem die Nase weit aus dem Wasser schaut, erkennen kann. Erstmal eine kapitale Fehlbestimmung meinerseits, da ich glaubte, den breiten Biberschwanz gesehen zu haben.

Grandios immer wieder diese alten Eichen in der Elbtalaue, die sich auch von den regelmäßigen Hochwassern nicht unterkriegen lassen. Markante Wahrzeichen dieser wunderbaren Landschaft.

später Neuntöter-Jungvogel

 

Auf der Fotoseite ist auch ein Foto vom Echten Labkraut, das auch heute noch in der veganen Käseherstellung und beim Cheddar zur Herstellung eingesetzt wird. Weitere Verwendungen im Bereich der Kräuterheilkunde, Färberei, …. Ich empfehle mal wieder die blauen Verlinkungen.

Als ornithologischer Höhepunkt des Tages zeigte sich kurz vor Bleckede noch ein junger Neuntöter. Den hätte ich schon im Süden vermutet, sah dann aber auf ornitho.de, dass es nicht der einzige Neuntöter ist, der sich hier noch ein paar Großinsekten fängt.

Den Abschluss des gemeinsamen Tages machte ein Essen im griechischen Restaurant „Kavala“ in Bleckede: sehr lecker und absolut authentisch. Manchmal kann man nicht dankbar genug sein, dass sich Menschen so viel Mühe geben, um uns einen kulinarischen Genuss zu bereiten. In diesem Fall seit 1989! Efcharistó – Danke!

22.9. Bleckede Hafen und Gemütlichkeit bei Mancini

morgentlicher Blick hinüber

Heute sollte es mit dem Dieters Auto nach Bleckede gehen und eventuell zu Fuß zurück. Oder wenigstens einen Teil. Katja kam von Brackede per Pedes um uns einzusammeln und Gina und ich haben uns auf den Deich begeben und den Blick über die Elbe in die ehemalige Landschaft der DDR genossen. Die Sonnenflecken leuchteten immer andere Bereiche aus. Auf dem Foto die Stixer-Wanderdüne, die wir später auf dieser Reise noch besuchen werden und weiter rechts ein Baum, der in der Morgensonne leuchtet.

Riesenlaubholzwespe

Dieter sammelte uns ein und auf dem Weg zum Treffpunkt eine bemerkenswerte Blattwespe, bei der ich die Freunde Guido, Frank und Holger um Bestimmung gebeten habe.

Und dann eine Szene, die wir uns alle für diesen Tag gerne erspart hätten! Alle steigen ins Auto, Gina am Vordersitz bei Elke im Fußraum. Beim Anfahren springt die Kofferraumklappe wieder auf. Ich steige aus, schließe die Klappe, bekomme aber wegen einer automatischen Verriegelung meine Tür nicht wieder auf. Elke öffnet ihre Tür in der Hoffnung, damit die Sperre zu lösen, was für Gina das Signal ist, es geht wieder raus. Indem sie die Bewegung raus macht, schlägt Elke schnell die Tür zu und Gina schreit wie am Spieß: die Pfote ist in der Tür eingeklemmt und die Tür lässt sich nicht mehr öffnen. Was für ein furchtbarer Schrei, was für gruselige Minuten bis ich mit Gewalt die Tür nach oben hebeln konnte. Gina kam sofort raus und hatte offensichtlich keine schwere Verletzung. Aber uns allen war sauübel!!! In Bleckede hatten wir das Gefühl, dass das Gelenk etwas anschwillt und sie beim Laufen die Pfote entlastet und wir haben ein kühlendes Spray in der Apotheke geholt. Das findet sie (weil es zischt wie eine Schlange) offensichtlich aber schlimmer als den Schmerz.

Karussellliegestühle im Hafen von Bleckede

Katja und Dieter sind inzwischen schon sehr hier in der Gegend verwurzelt und kennen viele Leute. Im Bleckeder Hafen trafen wir einen eingeborenen Menschen aus Castrop-Rauxel (wo Katja auch mal kurze Zeit gewohnt hat) und im Laufe des Tages stellte Katja uns noch den einen oder anderen Jetzt- oder Immer-schon-Bleckeder vor. Mir gefielen besonders gut die neuen Liegebänke im Hafen, auf denen man sich im Kreis drehen und die wunderbare Landschaft (und den Seeadler – siehe Fotos) an sich vorüber ziehen lassen konnte. Dort wird übrigens gerade ein genialer Wohnmobilstellplatz gebaut, der bei den Einheimischen aber durchaus skeptisch gesehen wird („Unser schöner alter Hafen im Griff der Touristen!“).

bei Mancini


Und dann haben wir es uns für den Rest des Nachmittags bei Mancini (Breite Str. 40) richtig gut gehen lassen. Sonnenschein, perfekter Kaffee und „Crème brûlée Tarte“ zum dahinschmelzen. Und sozusagen als „Sahnehaube“ genau vor uns ein Verkaufswagen mit ausgewählten Käsesorten aus ganz Europa, wo sowohl Dieter wie auch ich lange vermisste Spezialitäten kaufen konnten.

Die geplante Wanderung zurück zum Campingplatz haben wir uns dann geschenkt, weil wir nicht wussten, ob es gut für Ginas Pfote ist.

23.9. Bleckede – Hitzacker

Café Zeitraum

Für dieses Jahr also Abschied vom Elbeling. Wenn uns nicht entscheidende Dinge abhalten, kommen wir im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder! Alina sagt, dass sie, wenn nicht Corona wieder das Regiment übernimmt, am 15.3. wieder öffnen wollen.

Mit Katja und Dieter trafen wir uns dann im Café Zeitraum in Bleckede zum abschließenden gemeinsamen Frühstück. Von den Betreiberinnen sehr liebevoll zubereitet und auch an einen süßen Frühstücker wie mich wird gedacht. Wer also demnächst den neuen Wohnmobilstellplatz im Hafen nutzen wird, hat eine gute Option fürs Frühstück mehr.

Danach trennten sich unsere Wege: die Freunde standen am Deich um zu winken und für uns ging es nach Hitzacker an der Elbe.

Dass dort der Stellplatz verbessert worden ist, hatten wir schon im Netz gelesen. So gibt es nun endlich Strom (2€ für 6 Stunden - es können nur 2€ - Stücke eingeworfen werden) und die Zahl der Plätze wurde erhöht. Wir bekamen in der Mittagszeit ohne weiteres noch einen Platz, wenige Stunden später standen aber auch schon Wohnmobile in den Bereichen des Parkplatzes, die eigentlich für PKWs vorgesehen sind. Die früher händisch kassierte Gebühr von (8€?) pro Nacht gibt es nicht mehr.

Außerdem ist Hitzacker nach den extremen Hochwässern von 2002, 2003 und 2006 mit Flutmauern und – toren versehen worden und hat sein Bild, von der Elbe aus gesehen, dadurch sehr verändert. Daraus entstanden ist die „Prinz-Claus-Promenade“ im Gedenken an Claus von Amsberg,  Prinz der Niederlande, der in Hitzacker am 6.9.1926 geboren worden ist.

Bei der Jahrhundertflut 2013 mussten die zusätzlichen Aluminiumelemente auf den Flutmauern montiert werden und das Wasser stand tatsächlich nur wenige Zentimeter unter der Oberkante. Ohne die Hochwasserschutzmaßnahme wäre die historische Altstadt weitgehend abgesoffen.

Hitzacker

An der Promenade und mit einem perfekten Blick auf die Elbe (und hinüber in die ehemalige DDR) ist das Restaurant „Claus“, in dem wir ganz ausgezeichnet gegessen haben! Das ganze abgerundet mit Wendlandbier vom Fass und mit einer „Crème brûlée“, die sich hinter französischen Originalen nicht verstecken muss. Alles 5 Minuten vom Wohnmobilstellplatz und sehr empfehlenswert!

Ich weiß nicht, wie oft und unter welchen Bedingungen ich schon in Hitzacker gewesen bin, aber diesen Teil meiner Geschichte möchte ich wegen der aktuellen politischen Entscheidung zum „Endlager“ hier anfügen: irgendwo in einem der Gebäude hinter dem Fisch auf dem Foto habe ich meine ersten Kontakte zum Widerstand gegen das Endlager Gorleben geknüpft und den „Wendenpass“ der „Republik Freies Wendland“ erworben.

Nun, 40Jahre später und nach vielen Auseinandersetzungen, ist das Endlager in den Salzstöcken unter der Heide Geschichte. Es ist eben doch alles nicht so sicher, wie die Politik es damals glauben lassen wollte.

Den Wendenpass habe ich selbstverständlich noch, schließlich ist er für das gesamte Universum gültig, solange der Inhaber noch lachen kann. So hieß es damals. ;-)

24.9. Taube Elbe – Elbuferstraße – Seehausen

unser Rollmops liebt das Leben

Erst mit dem Schreiben des gestrigen Reiseberichtes wurde mir klar, dass ich doch schon deutlich mehr als 10 Jahre nicht mehr in Hitzacker gewesen sein muss. Und doch ist es mir immer vertraut geblieben. Es ranken sich für mich viele besondere Lebensgeschichten um diesen Ort und diese Elbtalauen - Landschaft.

Gina durfte heute auf dem Deich an der Tauben Elbe bei Penkefitz ihren Drang zum fröhlichen Purzelbaumschlagen ausgiebig ausleben. Sie war völlig aus dem Häuschen und stupste uns immer mal wieder an, wenn wir für ihren Geschmack zu lange an einer Stelle standen, um die vielen Wasservögel zu beobachten. Eindeutig in der Überzahl: sicher mehr als 1000 Schnatterenten.

die Taube Elbe

Gina kann es natürlich nicht erkennen, aber dieses Bild der weiten Landschaft an der Tauben Elbe kann sie jeden Tag auch in Essen sehen: auf unserem Garagentor. Ein Foto, dass ich in den Achtzigern hier aufgenommen habe, ist die Grundlage für die Fotomontage, aus der ich die Plane für das Tor habe fertigen lassen. Es hängt jetzt über 15Jahre und ich habe vor ein paar Monaten damit begonnen, die verblassenden Farben nachzuarbeiten.

Anschließend fuhren wir die „Elbuferstraße“ entlang, bis vor 35Jahren auch die Straße entlang der innerdeutschen Grenze. Gleich mehrfach erinnerte ich mich an Stellen, wo wir damals an Aussichtspunkten gestanden haben und in die nahe und doch so ferne „DDR“ geblickt haben. Nicht glaubend, dass wir es noch erleben dürfen, ohne Probleme die Elbseite zu wechseln.

Kranichfamilie an der Elbuferstraße

Auch das ist anders geworden: der Landkreis Lüchow – Dannenberg mit den Elbtalauen galt damals bei Ornithologen als das Paradies für seltene Vogelarten, wie zum Beispiel den Kranich. Die wenigen bekannten Brutplätze wurden, wie im Elbholz bei Gartow, von ehrenamtlichen Naturschützern bewacht. Inzwischen haben sich die Bestände des Kranichs gut entwickelt und es gibt sogar schon erste Brutpaare in NRW. Das gilt leider für viele andere Vogelarten nicht. So ist beispielsweise der Bestand des Rebhuhns in Deutschland in der gleichen Zeit um 90% eingebrochen.

Nach einigen Tagen im „Westen“ fuhren wir um 13:30Uhr wieder über die „Grenze“ zwischen Kapern und Bömenzien.

Als wir um 15Uhr in Seehausen auf dem Stellplatz ankamen, mussten wir feststellen, dass die Touristeninformation schon um 12Uhr geschlossen hatte (wg. Freitag) und auch erst Montag wieder öffnet.

Den kulinarischen Höhepunkt des Tages brachte meine Tochter Meike am späten Nachmittag aus Berlin mit: ein grandioses „Bœuf bourguignon“. Was für ein Gedicht! Leider von mir nachher mit etwas zu viel Rotwein „veredelt“.

25.9. Seehausen/Altmark

Stellplatz Seehausen mit Petrikirche

Die Lages des Stellplatzes in Seehausen ist, wie man auf dem Foto sehen kann, quasi mitten im Ort und trotzdem grün und ruhig. Je nachdem wo man steht, ist in der Woche morgens am ehesten der Kindergarten, der einen beizeiten aus den Federn holt. Die Auslastung des Stellplatzes ist derzeit eher gering und wir vermuten, dass ein guter Teil der Wohnmobilisten den Platz wieder verlässt, ohne zu zahlen.

Meike hatte uns neulich einen Artikel aus der örtlichen Zeitung geschickt, in dem stand, dass der Platz weiter aufgewertet und dann auch mit einer Schranke gesichert werden soll. Können wir nur begrüßen.

das Gartenprojekt nach 2 Monaten

 

Nach einem gemeinsamen Frühstück im Wohnmobil, das derzeit eine bessere Küchenausstattung hat als Meikes Häuschen, konnte ich dann in Meikes „pflegeleichter Hofanlage“ (so die Beschreibung im damaligen Verkaufsexposé) die Entwicklung meines Gartenprojektes besichtigen. Erwartungsgemäß ist nicht alles gleich gut angegangen, trotzdem ist Meike ganz zufrieden. Und ich auch. ;-)

Tagpfauenauge

Auch die in der Region derzeit häufigen Schmetterlinge haben die Angebote des Gartens inzwischen entdeckt und mögen durchaus auch ein feuchtes Duschhandtuch als Ruheplatz, wie dieses Tagpfauenauge.

26.9. kleine Wanderung und Wahltag

ein stolzer Hahn

Schon gestern Nachmittag kam mehr und mehr die Sonne raus und heute hat Meike mit uns eine kleine Wanderung (für sie wohl eher ein Spaziergang) nach Norden aus dem Ort in die Alandniederung unternommen. Die führte uns zuerst durch einen Bereich von Seehausen, in denen Kleintierzüchter ihr Paradies haben. So viele Hühnerrassen habe ich lange nicht mehr gesehen und einige auch zum ersten Mal. Eigentlich müsste es hier ein Leichtes sein, im Ort Eier von glücklichen Hühnern zu kaufen.

 

Raupe des Labkrautschwärmers

Auf dem Weg eine mir völlig unbekannte Raupe, nämlich die eines Labkrautschwärmers, wie ich nachher mit Hilfe der auf meiner Homepage verlinkten Schmetterlingsseite bestimmen konnte. Durchaus wohl selten, weshalb ich den Fund auch an den Betreiber der Seite gemeldet habe.

Die von Meike „bestellten“ Weihen sahen wir nicht, dafür aber einen Fischadler, der den Aland auf Beute kontrollierte und einen Raubwürger, den Meike in der Gegend auch noch nicht gesehen hatte. Vielleicht schon ein Wintergast.

schwarz-gelb und unpolitisch: Holzbiene auf Tagetes

Am Nachmittag haben wir das Fleisch gegrillt, das wir gestern beim örtlichen Metzger gekauft hatten. Lecker!

Und rechtzeitig vor der ersten Prognose waren wir am Wohnmobil und konnten im Laufe des Abends tatsächlich miterleben, dass die SPD die CDU/CSU als stärkste Fraktion im Bundestag abgelöst hat. Wer hätte das vor einem halben Jahr noch geglaubt. Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Dreierbündnis in der Regierung herauslaufen, wobei die Grünen und die FDP als Partner feststehen. Lassen wir uns überraschen. Dass A. (Achmed?) Laschet immer noch behauptet einen „Regierungsauftrag der Wähler“ zu haben, hat mit der Wirklichkeit wohl nichts mehr zu tun.

27.9. weiter zum Campingplatz am Rudower See

Wir haben uns für die Abreise von Seehausen viel Zeit gelassen. U.a. habe ich noch ein ausführlicheres Gespräch in der Touristeninformation geführt und aus meiner Sicht ein paar Anregungen zum Projekt „Verbesserung des Wohnmobilstellplatzes“ gegeben. Und über den Touristenzugang habe ich dann auch die neuesten Teile des Reiseberichtes eingegeben. Diese Möglichkeit gibt es tatsächlich aber wirklich nur unmittelbar am oder im Gebäude.

auf dem Campingplatz am Rudower See

Nach dem Tanken bei DER Tankstelle (diesmal sofort Diesel! – siehe 20.7.) ging´s zu Kaufland nach Wittenberge zum Großeinkauf für die nächsten Tage. Denn nun sollen es ein paar Tage mehr an einem Platz sein.

Um 16Uhr kamen wir auf dem Naturcampingplatz am Rudower See an, wurden von den Eheleute Beck freundlich eingewiesen und haben jetzt einen ganz wunderschönen Stellplatz mit viel „Luft“ ringsum und, sehr zu Elkes Freude, Fernsehempfang.

Hier werden wir aber sicher trotzdem herrlich ruhige Tage verbringen.

28.9. Rudower See und Radtour bei Lenzen

weinlaubgeschmückte Fichten

Das erste Foto des heutigen Tages gehörte den vom wilden Weinlaub rot gefärbten Fichten am Rande des Campingplatzes. In dieser Intensität habe ich es so noch nicht gesehen und das Rot leuchtet prächtig in der Morgensonne. Fast schon ein wenig weihnachtlich. ;-)

Morgen soll angeblich ein Sturmtief durchziehen und deshalb haben wir den heutigen Tag für Aktivitäten in der Natur genutzt.

Uferweg am Rudower See

Zuerst eine kleine Runde entlang des Rudower Sees. Der leichte Wellenschlag am Badeplatz des Campingplatzes hat Gina wieder vom ersten Bad abgehalten. Aber bei dem weiteren Gang entlang des Ufers traute sie sich dann doch ins Wasser, aber immer nur bis zum Bauch.

Die Sonne zauberte herrliche Farbspiele ins Herbstlaub, der Haubentaucher auf dem See fütterte noch zwei ständig bettelnde Junge und endlich sah ich auch wieder einige Pilze, die ich zu Hause schon lange nicht mehr gefunden habe. Mit Birkenpilzen, Goldröhrlingen, Champignons und Schopftintlingen hätte ich eine schöne Pilzpfanne zubereiten können, aber das stand heute nicht an.

Zurück am Platz habe ich das Klapprad ausgepackt und noch eine (für meine Verhältnisse) große Runde gedreht. Der Akku war zum Glück noch geladen und hielt auch für die ganzen 23 Kilometer.

Blick vom Deich auf Lenzen

Direkt nach dem Start flogen hoch über mir zwei rufende Seeadler. Ziehende Saat- und Blässgänse auf dem Weg in die Elbtalauen machten mit ihren charakteristischen Rufen auf sich aufmerksam.

Andererseits: durch die Wälder und Felder bis zum Elbdeich bei Wustrow so gut wie keine Begegnungen mit anderen Menschen. Erst auf dem Elberadweg, der auf dem Deich entlang dem Naturschutzprojekt „Lenzer Elbtalauen“ verläuft, kamen dann doch regelmäßig Radfahrer vorbei.

strukturreiches Weideland im neuen Überflutungsraum

 

Es ist ein tolles Projekt: der Elbdeich wurde hier um bis zu 1,3km ins Landesinnere zurückverlegt und dem Fluss bei Hochwasser so Überschwemmungsflächen zurückgegeben. In diesem ca. 420ha großen Gelände grasen rückgezüchtete Wildpferde der Rasse „Liebenthaler Wildlinge“ und Rinder, die durch ihren Verbiss sogenanntes halboffenes Weideland erhalten und gleichzeitig die Entwicklung neuer Auwaldstrukturen ermöglichen.

Burg Lenzen

 

Empfehlenswert ist auf jeden Fall der Besuch der Burg Lenzen, in dem der BUND ein Informationszentrum unterhält, wo man viele Informationen zu den Naturparadiesen in der Elbtalaue bekommt und dann gezielt nach den eigenen Interessen die jeweiligen Orte besuchen kann.

Auch das Burgrestaurant und das dazugehörige Biohotel haben einen guten Ruf.

29.9. ein Regentag mit der „kleinen Dott“ und einem toten Dachs

die kleine Dott

Von dem für heute angekündigten Sturmtief hat uns nur die Regenfront erreicht. Eine gute Gelegenheit in das Heft über die „kleine Dott“ zu gucken, dass die Campingplatzbetreiber mir geliehen haben. Ich hatte sie nach der Geschichte gefragt, die sich hinter der Zeichnung von dem blonden Mädchen auf dem Graureiher verbirgt. Eine Kurzfassung: Die kleine Dott war ein zwölfjähriges Mädchen aus der Gegend, der in der Johannisnacht die Blüten der Rennefarre (des Rainfarns) in den Schuh gefallen waren, die dadurch für die Menschen unsichtbar wurde, dafür aber mit den Tieren reden konnte. In der Beschreibung besucht sie mit den Tieren die verschiedenen Ort und Naturräume der Prignitz, immer auf der Suche nach der Erlösung aus der Verwandlung.

Bis an den Rand eines dieser Orte, dem Rambower Moor, führte mich später die regenschwere kleine Wanderung mit Gina. Kurz vor Nausdorf stand ein Kranichpaar mit einem Jungvogel auf einem Acker, bei dem trüben Wetter aber zu weit weg um sie erkennbar fotografieren zu können.

Meister Grimbart - der Dachs

Am Wegesrand lag ein Stück weiter ein frischtoter Dachs, um den Gina einen respektvollen Bogen machte. Wie lange bin ich schon keinem lebenden Dachs mehr begegnet, hier wurde er, wie so oft, Verkehrsopfer an einer wenig befahrenen Straße. Immer wieder ein trauriger Anblick, heute aber irgendwie passend zu diesem grauen Tag.

Hinter Nausdorf beginnt das Rambower Moor. Ein Blick auf die Beschreibung des Moores und die Wegweiser zu den verschiedenen Naturräumen ringsum zeigen, dass diese Gegend durchaus auch das Potential für einen längeren Urlaub hat. Der Campingplatz am Rudower See ist ein perfekter Ausgangspunkt.

30.9. ein stürmischer Tag mit reizenden Aspekten

Campingplatz und Rudower See

 

In der Nacht kam er dann doch noch, der windige Teil des Sturmtiefs. Er zerrte unablässig an der Markise, die ich zum Glück gut mit dem Sturmband und Ankern gesichert hatte. Es ächzte und knarrte aber schon mächtig. Gina mag das ja mal überhaupt nicht. Nach dem Frühstück war sie froh, als wir den unruhigen Ort zur Gassirunde verlassen haben. Auf dem nebenstehenden Foto von Campingplatz und Rudower See kann man an ihrem Schwanz gut erkennen, wie der Wind an ihr zauste. Auch im Womo wurde Gina erst ruhiger, als wir die Markise endlich mit vereinten Kräften wieder eingefahren hatten.

streifenloser Schopftintling

 

 

Am Nachmittag kam die Sonne etwas länger heraus und der Wind flaute langsam ab. Körperpflege war angesagt und die brachte ein besonderes Phänomen mit sich: für den Gang zum Sanitärgebäude habe ich mich, wegen der bequemen Handhabung, in Elkes Bademantel gezwängt. Sehr körperbetont!

Und so bot sich den wenigen Campinggästen der Anblick einer gestreiften Knackwurst auf stacheligen Beinen. Ich weiß, der eine oder die andere meiner Leser-innen hätte davon jetzt gerne ein Foto, aber so weit geht die Leserbelustigung nun doch nicht. Obwohl: der nebenstehende Schopftintling ist nicht gestreift, hat aber ansonsten eine gewisse proportionale Ähnlichkeit. ;-)

1.10. der Lenzen – Tag

ein Lieblingsplatz - immer schon

Als Elke Herrn Beck, dem Pächter des Campingplatzes, sagte, dass wir abreisen wollen, meinte der, das gehe nicht, weil das Tor sich nicht mehr öffnen lässt. Allerdings schob er gleich enttäuscht nach, dass im Moment alle abreisen wollen. Bei der Abrechnung (~25€ pro Nacht incl. Brötchen) erzählten die Becks, dass sie mit dem Ende der Saison aufhören, dem Platz aber als Dauercamper erhalten bleiben. Verständlich, aber schade! Sie werden dem Nachfolger große Fußstapfen hinterlassen. Wir werden im nächsten Jahr wiederkommen und sehen wie es geworden ist.

Elbtalradweg vor dem Höhbeck

Den Einbau des Fotos von Gina unterm Wohnmobil benutze ich jetzt noch einmal für den Hinweis auf die Fotoseite, auf der deutlich mehr Bilder zu sehen sind, als in diesem Reisebericht. Zum Beispiel auch eines von der Wustrower Fachwerkkirche, die ich auf dem Weg zum gemeinsamen Gang entlang des Lenzener Deichprojektes fotografiert habe.

Auf dem hier abgebildeten Foto vom Elberadweg ist rechts die Funkrelaisstelle auf dem Höhbeck zu sehen. Von dort aus haben wir in den siebziger und achtziger Jahren oft sehnsuchtsvoll in den Osten geblickt und der Westen weit hinein in die DDR gefunkt.  An den nächsten Tagen gibt es viele Möglichkeiten, die damals so „fernen“ naturnahen Flächen zu erleben.

Eulenspiegel und Schopenhauer als Scheißerle der Lenzener Narrenfreiheit

Heute nun auch noch einmal gemeinsam die Burg Lenzen mit ihrem interessanten Garten, dem Kaffeeangebot mit Apfel-Ananas-Streuselkuchen und den Figuren der Lenzener Narrenfreiheit, die vor der Burg zu besichtigen sind. Die Geschichte hierzu verbirgt sich wie immer hinter dem blauen Link. Für die närrische Beamtenfigur fanden wir im Park eine schöne Reiherfeder, sodass er wieder einsatzfähig ist. Die Besteigung des Turmes und die sicherlich grandiose Aussicht von dort oben (eine Empfehlung) habe ich mir für den geplanten Frühjahrsurlaub 2022 aufgehoben.

Aussicht beim Essen

Jetzt stehen wir mit dem Wohnmobil für eine Nacht auf dem Stellplatz neben der Gaststätte „Haus am See“, nur drei Kilometer vom Campingplatz der letzten Tage und eine echte Konkurrenz bei einer Zwischenübernachtung: direkt am Rudower See und der Gaststätte, nahe bei Lenzen, mit Entsorgungsstation und Brötchenservice und für 15€ pro Nacht. Allerdings gibt es derzeit nur ein gemeinsames Klo für Alle und die vorhandenen Duschen sind nicht in Betrieb.

Um 17Uhr war es heute im windgeschützten Bereich der Gaststätte noch mal möglich, im Freien zu essen und das bei diesem wunderbaren Blick auf den Rudower See. Und der Koch rundete den Genuss des frisch gezapften Radebergergers mit gekonnten Kreationen ab: feuriger Rinderspieß und ein Tomahawk Steak vom Duroc – Schwein. Der Koch liebt seinen Beruf und das ist gut für die Gäste!

2.10. von Lenzen nach Unbesandten

typisches Landschaftsbild der Elbtalaue

Es ist nach Jahrzehnten, die ich mehr oder weniger regelmäßig am Elbufer verbracht habe, schon ein Stück heimatliches Bild, das sich mir jedes Mal bietet, wenn ich auf den Deich komme und die weiten Vorländer mit den alten Eichen sehe. Und trotzdem ist es jetzt anders, denn ich kann jederzeit die Flussseite wechseln. Heute schauten wir immer von Ost nach West, freuten uns an der wunderbaren Natur und dem weiten Land und auf der anderen Seite steht der Aussichtsturm bei Grippel, an dem ich mit Jörg schon übernachtet habe und wo wir in den Achtzigern vom Zoll kontrolliert wurden. Damals standen wir auf dem Aussichtsturm und versuchten zu sehen, ob auf der anderen Seite außer der Volkspolizei auch „normale“ Menschen und nicht nur Rinder und Vögel zu sehen waren. Soweit ich mich erinnern kann ... vergeblich.

Gartencafé und Pension Elbeglück

Heute sind Elke und ich bei der „Alten Fischerkate“ in Mödlich auf den Deich gegangen und zum „Elbeglück“ gelaufen. Daselbst gab es das köstliche Storchenbier aus dem Wendland, also sozusagen „von drüben“ und wir haben uns tatsächlich ausnahmsweise schon in der Mittagszeit eines gegönnt. Das Personal und die Chefin erfreulich entspannt und freundlich. Ich glaube, dass die angeschlossene Pension sicher ein Geheimtipp ist. Der Chefin gehörten auch die properen Hühner auf der Wiese nebenan, die uns wegen ihres plüschigen Hinterteiles sofort ins Auge gefallen waren. Auf meine entsprechende Bemerkung meinte sie: „Sie legen aber schlecht!“ Ich: „Dachte auch eher an Hühnersuppe!“ Sie: „Ich esse lieber Hühner die ich nicht persönlich kenne. Neulich hat mein Hahn noch ein Huhn beglückt und ist dann tot umgefallen!“ Auch nicht schlecht, oder?

Apropos „Leben und Tot“, was im Bereich der innerdeutschen Grenze ja oft schwierig war. Heute kamen wir auch einer ganz alten Geschichte nahe, die mit der Lenzener Narrenfreiheit zu tun hat. Der Amtmann Gijsels van Lier, dem die wunderbaren Sätze zugeschrieben werden, die Grundlage zur Schaffung der Figuren waren, ist am 8. Dezember 1676 in der dem „Elbeglück“ benachbarten Kirche von Mödlich in einem „Leichenhäusgen“ beigesetzt worden, denn es war sein ausdrücklicher Wunsch: „Ick will bi miene  Burckes slopen.“ (Ich will bei meinen Bauern schlafen.) leider war die Kirche nicht auf, sodass wir dem Amtmann, dessen Sarg im Kirchturm steht, nicht die Ehre erweisen konnten. Offensichtlich ein schlauer Mann mit Wurzeln in Holland.

Alter Hof am Deich

Nun sind wir in Unbesandten, wo der „Alte Hof am Elbdeich“ nicht nur ein Hotel mit gelobtem Restaurant anbietet, sondern auch drei Wohnmobilstellplätze mit Stromanschlüssen. Wir haben wunderbar gegessen, sind noch ein wenig über den Deich gelaufen (der „Westen“ ist hier sooo nah!) und hatten wieder unsere helle Freude an Gina. Nah am Weg standen Kühe und Gina hat sie (wie ja fast alle Tiere) wieder zum Spielen aufgefordert. Die Kühe wussten es nicht zu deuten.

Kühe im Elbvorland

Bevor wir morgen den Bereich Lenzen und damit das Land Brandenburg verlassen, will ich noch eine Geschichte aus der Zeit des „kalten Krieges“ loswerden, für die ich aber leider im Internet keine Belege mehr finde. Ich kenne sie vom Hörensagen:

Im Bereich Lenzen grasten immer schon Kühe auf den saftigen Weiden des Deichvorlandes. Die Versorgung durch die Bauern war zu Zeiten der DDR nicht ganz einfach, denn diese Bereiche waren wegen der latenten Fluchtgefahr unzufriedener Bürger Sperrgebiet, in dem nicht jeder leben durfte. Eine Kuh aus Lenzen soll insgesamt drei Mal unter den Augen der bewaffneten Volkspolizei die Elbe durchschwommen und sich nach Pevestorf im Westen abgesetzt haben. Wie war das noch mit dem Schießbefehl? Es war wohl jedes Mal ein mittelhochtiefer Staatsakt, die Kuh seinem Besitzer im Osten zurückzugeben. Egal ob die Geschichte stimmt oder nicht: mich hat sie erfreut! ;-)

3.10. Tag der Deutschen Einheit

Elbtaldünen bei Klein Schmülen

Heute wird es ein kurzer Tagesbericht, dafür gibt es zusätzlich einen Newsletter und einen Blog. Es ist schließlich DER Feiertag, der den Kern dieser Reise feiert: die Wiedervereinigung.

Einzige Zwischenstation zwischen dem „Alten Hof am Deich“ und Vielank mit seinem Brauhaus, dem heutigen Tagesziel, war die Elbtaldüne bei Klein Schmölen, nach der örtlichen Beschilderung „ein Schutzgebiet von weltweiter Bedeutung“. Wirklich schön, aber wie Elke richtig bemerkte, eine kleine Ausgabe der Dünen auf der Kurischen Nehrung in Litauen. Nun ja, bei alledem, was in Deutschland schon für fragwürdige Ziele zerstört worden ist, freut man sich auch über dieses UNESCO-Biosphärenreservat, in dem zwar Kinder die Vegetation abseits der vorgeschriebenen Wege killen, aber die Hunde an kurzer Leine zu führen sind.

Heckrinderschmorbraten

 

 

Am Abend dann ein Rinderschmorbraten vom Heckrind vom Allerfeinsten. Und beim Vielanker Bier empfehle ich das Dunkle, wenn man sich vorher über die hellen Biere die Geschmacksknospen geschärft hat.

Am Nachbartisch saß ein junger Mann, der bei der Bedienung beklagte, dass es die einfachen Gerichte aus der alten Speisekarte nicht mehr gebe und mancher Ostler sich die neuen Preise nicht leisten könne. Womit er uneingeschränkt Recht hat. Wir stellen das auch vermehrt auf unserer Reise fest. Das Schmorbratengericht war wirklich super, aber 20,90€ plus Getränke, das kann sich im Osten nicht jedermann/-frau leisten. Das ist nicht gut!

4.10. Seeadler, Wiesenchampignons und weiter nach Rüterberg

das Vielanker Brauhaus

Die Nacht auf dem Stellplatz der Brauerei (übrigens kostenlos, aber man soll sich an der Rezeption anmelden) wurde schon früh am Morgen unruhig, denn die Bauern fuhren mit ihren dicken Treckern und Hängern mit Silage mit Vollspeed am Platz vorbei.

Bevor wir von Vielank abfuhren gab´s noch einen Gang zu der großen Heckrinderherde. Immer wieder beeindruckende Tiere. Wie auch die beiden Seeadler, die über dem Wald der Lübtheener Heide kreisten.

Wiesenchampignons

Außerdem hatten wir gestern schon auf einer Wiese ganz viele Wiesenchampignons gesehen und heute wurde geerntet. Tolle Pilze in allen Altersstadien und von denen ich nur einen Bruchteil des Bestandes mitgenommen habe. Überhaupt ist es ein gutes Jahr für Pilze. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viele Parasolpilze/Riesenschirmlinge in so großen Gruppen gesehen habe.

Es ging dann erst noch mal nach Dömitz zurück, weil dort hier im Bereich die einzigen Supermärkte mit größerem Angebot sind. Ansonsten muss man über die Dömitzer Brücke nach Dannenberg (im Westen) oder nach Ludwigslust (im Osten).

Kleine sprachliche Anekdote vom Einkauf am Rande: es war Mittag und in der Bäckerei wohl gerade Personalwechsel. Ich wurde von der Verkäuferin des Vormittags bedient und die zweite Verkäuferin wollte etwas wissen. Meine Bedienung guckte mich an und sagte zur Kollegin:“ Ich mach noch eben den Kunden fertig, “ woraus sich eine nettes Wortgeplänkel zwischen den Frauen und mir ergab. Eine Kundin kam dazu, hatte den Anfang nicht mitbekommen und prallte regelrecht zurück.

Blutrote Heidelibelle

Und jetzt sind wir auf dem Wohnmobilstellplatz in Rüterberg, einem besonderen Ort auf einer hügeligen Landzunge und mit einer ganz eigenen Grenzgeschichte. Dazu morgen mehr.

Heute Nachmittag eine kleine Runde zum neuen Aussichtsturm mit Blick auf die Elbe und hinüber zum Westen. Gibt es jetzt auch für privat. Früher nur für die Volkspolizei auf dem Grenzturm direkt daneben. Dieser ist heute (wie so viele von den erhaltenen Grenztürmen) in Privatbesitz und wird zum Ferienturm umgebaut.

Tongrube Rüterberg

Nachdem Gina sich auf dem Sandweg entlang der Elbwiesen ausgiebig rollen konnte und dabei immer Libellen und Schmetterlinge aufscheuchte, sind wir noch zur „Tongrube Rüterberg“ gelaufen. Dieser Platz ist im Frühjahr, wenn die Amphibien aktiv sind, sicher sehr spannend. Ein kleiner naturkundlicher Verein, der „Förderverein Naturschutz Elbetal e.V.“ betreut das Gebiet und hat erklärende Tafeln, zum Teil auch an einzelnen Pflanzen, aufgestellt.

im Westen geht die Sonne unter


Und dann die erste Pilzpfanne des Urlaubs. Elke glaubte mir dann doch, dass ich die Pilze alle richtig als Champignons bestimmt hatte und keine Knollenblätterpilze dabei waren. ;-)

Beim abendlichen Spaziergang mit Gina hinab an die Elbe türmte aus einem der Nachbargärten ein Reh (Rosen sind lecker!). Und über der alten BRD gab es ein Abendrot mit jener Wolkenbildung, die meist für den nächsten Tag Regen verspricht. Eine Vorhersage die mein Wetterfrosch (Elke) auch schon in Erfahrung gebracht hat.

5.10. Regentag in der „Dorfrepublik Rüterberg“

das Eingangstor zur Dorfrepublik Rüterberg

In den frühen Morgenstunden begann es zu regnen. Im Bett eigentlich ganz gemütlich, aber letztendlich hörte der ergiebige Landregen erst am Nachmittag wieder auf. Gina und ich haben eine sehr feuchte Runde ums Dorf hingelegt. Dabei waren wir auch an der Gedenkstätte der „Dorfrepublik Rüterberg“ (das Foto ist vom nächsten Tag). Die erklärenden Tafeln füge ich hier in größerer Form an und hoffe, dass man die Informationen lesen kann. Ansonsten ist Geschichte dieses Ortes und die Entstehung der Dorfrepublik aber auch wieder hinter den blauen Verlinkungen zu finden. Wirklich ein sehr spezielles Stück deutsch-deutscher Geschichte, dass ich allen Interessierten ans Herz lege.

Erläuterungstafel zur Dorfrepublik Rüterberg

Historische Daten

Eigentlich wäre die Dorfrepublik Rüterberg wegen des tiefen und speziellen Einblicks in die Geschichte der deutschen Teilung auch ein guter Endpunkt der Reise entlang des „Grünen Bandes“.

Aber an den nächsten beiden Tagen werden wir nun selbstverständlich auch noch bis zum letzten ehemaligen Grenzpunkt am Strand der Ostsee bei Lübeck fahren.

6.10. Elkes und Hendriks Geburtstag – die Elbe entlang zum Elbe-Lübeck-Kanal

Campen am Kanal

Nach dem gestrigen Regentag heute als Geburtstagsgeschenk strahlender Sonnenschein. Gut für die Laune, den gemeinsamen Spaziergang zur Gedenkstätte Rüterberg und die Fahrt durch die Elbtalauen bis Boizenburg. Dort haben wir die Elbe verlassen und es ging nordwärts die Grenze entlang gen Ostsee. Heute aber nur bis zur „Freizeitwelt Güster“ am Prüßsee und dem Elbe-Lübeck-Kanal., südlich von Mölln.

Bemerkenswert ist der heutige häufige Wechsel der Bundesländer:

  • Rüterberg gehört zu Mecklenburg-Vorpommern.
  • Direkt anschließend wären wir vor 35 Jahren noch in der DDR gewesen, sind aber heute in Niedersachsen (obwohl auf der „falschen“ Elbseite), da dieses Gebiet geschichtlich zum Königreich Hannover gehörte. Heute Amt Neuhaus und Landkreis Lüneburg.
  • Das Amt Boizenburg-Land gehört dann wieder zu MecPom.
  • Übernachtet haben wir dann in der Nähe des Ortes mit dem schönen Namen „Göttin“ in Schleswig-Holstein.
der Blick beim Geburtstagsessen

 

Die Freizeitwelt Güster hatten wir für die Zwischenübernachtung gewählt, da wir dort direkt am Kanal übernachten konnten und das Restaurant Seepavillon uns für Elkes Geburtstagsessen ein gutes Angebot machen konnte. Und das, wie man sehen kann, bei einer wunderbaren Aussicht.

Aufgrund der Nähe zur A24 auch ein guter Campingplatz für eine Zwischenübernachtung!

7.10. das Ende der Reise entlang des „Grünen Bandes“ am Ostseestrand

Nandu als Grenzgänger

Auch heute ging es auf der letzten Etappe immer nahe der ehemaligen „Zonengrenze“ und der heutigen Grenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern entlang. Die Kraniche, die wir gestern noch beim Ort Göttin auf einem abgeernteten Maisfeld stehen sahen, waren weitergezogen. Aber in der Nähe des Lankower Sees und fast genau auf der Landesgrenze stand seitlich der Straße der abgebildete Nandu. Es sollte der einzige seiner Art an diesem Tag bleiben, was zwischen dem Schaal- und dem Ratzeburger See nicht unbedingt zu erwarten war, schließlich hatten wir dort vor Jahre auch schon einmal zehn mitten auf der Straße.

Wenn man so will, ist diese Begegnung wirklich eine Grenzerfahrung: so um die Jahrtausendwende sind einige Nandus bei Groß-Gronau in Schleswig-Holstein aus ihrem Gehege ausgebüxt. Die Grenzanlagen zum Osten gab es zu ihrem Glück nicht mehr und so haben die Tiere ein entspanntes Leben in den ruhigen Naturbereichen des „Grünen Bandes“ östlich des Ratzeburger Sees begonnen. Eigentlich hatte man geglaubt, dass die deutschen Winter ihnen den Garaus machen würden, aber das Gegenteil war der Fall. Sie vermehrten sich und die Zahl der Nandus wuchs zeitweise auf fast 600 Vögel an. Die Landwirte, denen sie kräftig die Wintersaaten reduzierten, waren wenig begeistert und auch der eine oder andere Autofahrer machte die unschöne Erfahrung, dass ein Zusammenprall mit einem 25kg-Nandu unschöne Beulen ins Auto macht und, da der Nandu Federvieh ist, manche Versicherung den Schaden nicht bezahlt.

Inzwischen ist der Nandu in MecPom ins Jagdrecht aufgenommen worden und wird auch regelmäßig bejagt. Angeblich gibt es viele Jäger die hier die Chance sehen, legal einen Nandu zu schießen.

der Grenzpunkt am Ostseestrand

Kurz vor 14Uhr erreichten wir dann den Endpunkt unserer Reise entlang des „Grünen Bandes“, den Grenzpunkt am Ostseestrand zwischen Priwall (Westen/Lübeck) und Pötenitz (Osten/NWM). Die kleinen Schleifen wegen der Parkplatzsuche brachten uns für den zweiten Teil unserer Reise auf den Kilometerstand 888, was bedeutet, dass wir seit dem Start am 1.8. am Dreiländereck Tschechien-Sachsen-Bayern insgesamt 1650km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze gefahren sind. Manchmal, wie in den letzten zwei Wochen in den Elbtalauen, beidseits der Grenzlinien.

Es ist schon ein besonderes Gefühl, innerhalb von gut 4 Wochen (die Wochen „Heimaturlaub“ abgezogen) Anfang und Ende dieser geschichtlichen Grenzerfahrung erleben zu dürfen. Deshalb musste der erstbeste Strandgänger herhalten, um das nebenstehende Foto zu machen.

Und an dieser Stelle auch eine letzte Grenzgeschichte, die gleichzeitig auch eine Brücke zu unserm nächsten Ferienort Boltenhagen schlägt. Von einem Infoschild am Strand übernommen:

3.9.1989: Am Nachmittag konnten Strandbesucher beobachten, wie die Fähre „Peter Pan“ nach Travemünde einlief, dann aber wendete. Ein Grenzschiff der DDR fuhr mit Vollgas Richtung Fähre, jagte den Flüchtling Mario W. Er war von Boltenhagen 20 Stunden geschwommen und am Ende seiner Kraft. Die bundesdeutschen Retter waren schneller. Mario W. war der letzte bekannt gewordene Ostseeflüchtling.

Wir haben in diesen Wochen am „Grünen Band“ viel über die Geschichte unseres Landes oder auch unserer Länder nach dem zweiten Weltkrieg gelernt. Es ist gut, dass man den ehemaligen Grenzstreifen, die ja leider auch immer wieder „Todesstreifen“ waren, Zeit zur Entwicklung ganz spezieller Naturräume gegeben hat. Und es ist lobenswert, dass es entlang dieser Grenzlinie nach dem „Mauerfall“ Menschen gegeben hat, die mit viel Engagement und oft auch mit eigenen Mitteln diesen Teil unserer Geschichte erhalten haben. Oft waren sie da, wenn der Staat seine Pflicht zur Verantwortung an dieser Stelle nicht wahrgenommen hat.

Das Foto unten ist nach den Erfahrungen auch unser Wunsch am Ende dieser Reise:

Nie wieder geteilt!


Der Bericht über die Reise entlang des „Grünen Bandes“ ist hiermit beendet. Für uns folgen jetzt noch einige Urlaubstage an der Ostsee, an denen ich aber nur noch ein paar Bilder auf die Fotoseite einstelle. Es sei denn … es gibt Anekdoten der besonderen Art. ;-)


 

 

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