Schwäne in der Gänsebucht

Blick zum Campingplatz am Müritzarm

Reisebericht Herbsturlaub 2020 MecPomm und so

Ein Urlaub in Coronazeiten

Dieser Urlaub ist so anders als alle vor ihm und dieser Reisebericht wird es auch. Vielleicht wird es auch gar kein richtiger Bericht, sondern eher eine Beschreibung von Eindrücken und Begegnungen.

Schon die Tatsache, dass ich erst heute, dem 5.10., also dem elften Tag unserer Reise, überhaupt die Kurve kriege, zeigt ein wenig die Problematik eines Urlaubs, in dem ich bisher noch gar nicht so richtig angekommen bin. Ein paar Blicke auf die Tage bisher:

24.9.2020-12Uhr – Start zur ersten Etappe bis zum Steinhuder Meer

Eigentlich doch für Urlaubsverhältnisse eine ganz kurze Fahrt von rund 260km. Nach gut 3 Stunden hätten wir auf dem Stellplatz in Steinhude ankommen sollen. Zwei fette Baustellen auf der A2 zerstörten diesen Plan. Wir mussten mit dem Wohnmobil zwischen die LKWs und es ging über viele Kilometer nur Stop-and-go. Und so war es schon deutlich nach 16Uhr, als wir uns endlich auf dem Stellplatz eingerichtet hatten. Und ich war von der Fahrt so angestrengt, dass es dort nur noch für einen kleinen Spaziergang mit Gina, ein leckeres Räucheraalessen und eine Runde Computerskat reichte. Dann war die Energie für diesen Tag verbraucht.

Der Stellplatz in Steinhude war sehr gut belegt. Es besteht Maskenpflicht im Sanitärgebäude und die Duschen sind komplett gesperrt, was uns aber nicht besonders interessierte.

25.9.2020 – nächste kurze Etappe bis Brandenburg

Auch an diesem Tag keine 300km und auch an diesem Tag mit einer langen Baustelle bei Magdeburg, wo wir aber wenigstens nicht zwischen die LKWs gezwungen wurden. Bei all den Unfällen mit Brummifahrern, die wir schon selbst gesehen haben oder die man im Fernsehen mitbekommt, ist es immer ein schlechtes Gefühl, zwischen diesen riesigen Kisten zu fahren.

Kiebitze

Kurz vor Brandenburg gab es einen Abstecher zu den Reghahner Teichen, an denen wir vor Jahren den sensationellen Spitzschwanzstrandläufer (für Spaß mal schnell aussprechen!) gesehen hatten und erst kürzlich ein Graubruststrandläufer gemeldet wurde. Jetzt gab es nur einen großen Trupp Kiebitze und einen Grünschenkel. Die Kiebitze gaben mir die Möglichkeit, meine neue Fototechnik mal auf große Distanz auszuprobieren: fotografieren per Smartphone mit Hilfe eines Vorsatzes vor dem Spektiv. Ergebnis: es bedarf noch einiger Übung, aber dafür gibt es in diesem Urlaub ja sicher noch einige Gelegenheiten.

In Brandenburg waren wir wieder auf dem Stellplatz „Alte Feuerwache“ angemeldet und hatten uns per Onlinereservierung den schönsten Platz (Nr.1) gesichert. Wie wir erfuhren, wollten den an dem Tag schon drei andere Wohnmobilisten besetzen.

Die Stellplatzgebühr ist inzwischen auf 18€ geklettert, Strom inklusive. Derzeit nicht eingeschlossen ist die Benutzung der Toiletten. Wegen des durch Corona erhöhten Reinigungsaufwandes und um die Toiletten für Kanuten und Radfahrer freizuhalten, werden die Stellplatznutzer mit „eigener Infrastruktur“ gebeten, die eigenen Klos zu benutzen. Allerdings kann man sich auch für 5€ einen Zugangscode für die Toilette geben lassen.

Wegen der Coronaregeln ist auch der kleine Frühstücksraum in diesem Jahr nicht nutzbar. Und das WLAN funktionierte auch nicht wirklich gut.

Der Service ist deutlich eingeschränkt. Obwohl wir hier immer gerne waren: derzeit würde ich nach einem anderen Stellplatz suchen.

26.9.2020 – Fahrt nach Berlin

Eigentlich ein Katzensprung. Aber: wenn man in Potsdam erst der eigenen Wahrnehmung nicht traut, weil die ausgesuchte Straße nach Sackgasse aussieht, man dann schauen muss, wie man mit Hilfe des Navis (wer den Spanienbericht gelesen hat, dass wir schon da nicht wirklich Freunde geworden sind) zurück auf die Strecke will, aber dann nicht wie angegeben links abbiegt („Das kann doch gar nicht sein!“) … dann schaut man sich eben ein paar Vororte von Potsdam an und versucht sich mit dem Goethezitat: „Umwege erhöhen die Ortskenntnis!“ zu beruhigen.

Freundschaftsessen

Das Ganze bei strömendem Regen und im Wissen, dass Freundin Vera schon am Steglitzer Park ungeschützt auf uns wartet. Und auf den letzten Kilometern machten Baustellen, Umleitungen und enge Straßen keinen schlanken Fuß.

Schließlich fanden wir mit dem Womo (immerhin 7,35m lang) einen Parkplatz, konnten uns über das wetterunabhängig freundliche Wesen von Vera freuen und haben wirklich sehr gut im „Restaurant am Rosengarten“ gegessen. Doch noch ein erfreulicher Nachmittag.

Und dann hat uns das Navi wirklich einwandfrei von Steglitz auf den Campingplatz Gatow geführt. Vielleicht nähern wir uns ja noch an.

Auf dem Campingplatz scharfe Coronaregeln: wer ohne Mund- und Nasenschutz in den Sanitärgebäuden angetroffen wird, muss sofort den Platz verlassen.

Auf meine Frage nach dem in der Beschreibung angegebenen WLAN wurde mir gesagt, dass das zurzeit nicht funktioniert, weil in der gegenüberliegenden Kaserne zu Manöverzeiten ein Störsender auf der gleichen Frequenz unterwegs ist. Aha!

27.9.2020 – stationär in Gatow

Eigentlich war uns „versprochen“ worden, dass das Sauwetter des Vortages uns auch durch den Sonntag begleiten sollte. So war es zum Glück nicht, sondern es war weitgehend trocken. Sehr schön, denn am Nachmittag war meine Tochter Meike angekündigt und wir wollten zusammen an der Havel spazieren und essen gehen.

Dies ist nun der richtige Zeitpunkt um etwas zum Thema „Laufen“ zu sagen. Bei unserem letzten Ausflug im August mit dem Wohnmobil in die Maasduinen habe ich mir bei einer einfachen Bewegung das Knie verdreht und mir dabei, wie ein MRT ergeben hat, den Meniskus angerissen. Und jetzt ist es nicht wirklich prickelnd, längere Strecken zu laufen, auch wenn ich dabei einen Stützverband trage. Beschränkt die Möglichkeiten in diesem Urlaub ein wenig.

Zurück zum Tag: ich habe mir dann doch „auf eigene Gefahr“ für 5€ einen Voucher fürs WLAN geholt und siehe da, die Soldaten und ihr Störsender hatten wohl auch Sonntag. So kamen endlich wenigstens die ersten Bilder auf die Homepage.

Der Gang entlang der Havel bis zur Gaststätte Havelwelle zog sich, war aber ganz schön und immer mit Blick auf den Grunewaldturm. Immer wieder waren Eisvögel zu hören, aber gezeigt hat sich keiner.

Wir haben schon kleine Portionen bestellt, aber es war trotzdem wieder viel zu viel. Sogar von den frischen Pfifferlingen habe ich einige auf dem Teller gelassen. Eine Schande! Aber ich hatte die letzten Tage sowieso Probleme mit dem Magen und wollte kein Risiko eingehen.

Zurück ging es durch eine Siedlung, wo uns plötzlich ein Tor den Weg versperrte. Dahinter ging es eindeutig weiter und es gab seitlich eine Lücke. Meike und Elke passten hindurch … ich bleib mit dem Bauch stecken. Trotz Verzicht auf die letzten Pfifferlinge. Mit etwas klettern ging es dann aber doch. Wir vergaßen leider ein Foto zu machen. ;-)

Wer Gatow als Basis für Berlin nehmen will: unmittelbar vor dem Campingplatz ist eine Bushaltestelle, von der ein Schnellbus bis zum Bahnhof Zoo fährt. Komfortabel!

28.9.2020 – Fahrt zum Müritzarm

Nachdem Meike uns am Vorabend verlassen hatte, haben wir noch ein weiteres Bierchen getrunken … und am nächsten Morgen prompt verschlafen. Es war nach Zehn, als wir aufgestanden sind und beim Frühstück haben wir festgestellt, dass eigentlich um 11Uhr der Platz geräumt sein musste. Es wurde aber 12:15Uhr und als Elke den Torschlüssel abgab, wurde sie auch nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass wir eigentlich „im nächsten Tag“ seien. Sie hat ihren Charme spielen lassen, etwas über den schönen Platz gesagt und schließlich doch die 10€ Kaution für den Schlüssel wiederbekommen.

Als auf der A24 der Kirchturm von Linum zu sehen war, gab es endlich auch die ersten großen Kranichtrupps auf den Feldern. Die Region des Rhinluchs mit dem Highlight der Linumer Teiche ist wirklich ein besonderer Tipp für die Kranichbeobachtung im Herbst. Es stehen hier bis zu 90000 Kraniche in der umliegenden Feldflur und fliegen am Abend über das Dorf zu den Schafplätzen. Ich empfehle sehr einen Besuch und auch die blau gefärbten Links zu diesen Stichworten.

Erste Tagesstation war „unsere“ Imkerei Rübenapf in Rägelin. Es war diesmal nicht so einfach hinzukommen, denn die planmäßige Abfahrt Neuruppin war ohne Vorankündigung gesperrt und wir fuhren erstmal schwungvoll am Imker vorbei. Mit Blick auf die „Beute“ habe ich mich aber nicht beirren lassen und es war wie jedes Mal sehr nett mit Christine und Bernd. Und der Honig…unter anderem Kornblumenhonig…auf jeden Fall den Weg wert.

Blick zum Campingplatz am Müritzarm

Erstmal wieder auf der Autobahn war es ein Katzensprung bis zur Abfahrt Röbel und zu unserm gebuchten Campingplatz am Müritzarm im Ortsteil Gaartzer Mühle. Die Rezeption war nicht besetzt, aber telefonisch wurde mir gesagt, ich möge mir einen schönen Platz aussuchen und uns am nächsten Morgen anmelden.

Auf dem Weg zum abendlichen Essen mit den Freunden Gabi und Ernst im Restaurant Wiepeldorn, wo ich den Fisch wirklich empfehlen kann, ein schöner Blick zurück auf unseren Aufenthaltsort für die nächsten sechs Tage.

29.9.2020 – der erste Geburtstagstag des Urlaubs

junger Fliegenpilz

Es ist das dritte Jahrzehnt, dass die Freundinnen Gabi und Elke gemeinsam beenden. 2000 auf einer Finca auf Mallorca in den Bergen mit Blick auf die Bucht von Puerto Pollença, 2010 im Landesinneren am Rande von Pollença (mit einer bemerkenswerten Begegnung mit Peter Lustig…Fans der Sendung  „Löwenzahn“ wissen, über wen ich rede) und jetzt am Müritzarm.

Gabi und Ernst haben eine echte DDR-Datscha („Elke“) gemietet, einfach aber sehr praktisch eingerichtet. In einem kleinen Waldstück mit gutem Pilzbesatz von lecker über Rausch bis giftig.

Sumpf- und Kohlmeise

Einem einheimischen Tipp folgend, hat Gabi Sonnenblumen „besorgt“ und vor der Hütte aufgehängt. Ein absoluter Knaller für die heimischen Meisen. Zu meiner Freude hatten die Sumpfmeisen die Oberhand.

Am Nachmittag sind Elke und ich dann zum Seehotel Zielow gelaufen/gehumpelt, wo Gabi einen Tisch bestellt hatte. Sehr gutes Essen, ein ausgezeichneter Service und das ganze begleitet vom Einflug der Kraniche in die Flachwasserzonen der kleinen Müritz.

Abends stiegen dann langsam die Nebel aus den Wiesen auf. Schön zu sehen, aber für Ernst, der fahren musste, an manchen Stellen eine Herausforderung. Besonders weil hier überall mit starkem Wildwechsel zu rechnen ist.

30.9.2020 – Ruhetag an der Gaartzer Mühle und Außerirdische

Nach dem späten Frühstück, zu dem es mittelprächtige Brötchen und köstliche Croissants (wie die Besten in Frankreich!!!) aus der Rezeption gab, habe ich auf dem Vorplatz des Womos mit der Markise einen trockenen Platz geschaffen. Das allerdings nicht unfallfrei: ein Stück Rasen ist unter meinem linken Fuß in eine Vertiefung abgerutscht und ich bin mit meinen 1,88m (wenn es die denn noch sind!?!) lang nach hinten umgekippt und mit dem Hinterkopf auf die Wiese geknallt. Seit dem sind meine eh schon vorhandenen Probleme im Nacken übel verstärkt. Wie sagte Joachim Karl „Blacky“ Fuchsberger: Alter ist nix für Feiglinge.

darf ich starten?

Trotz alledem habe ich mittags meine Bandage umgetan und bin mit Gina durch die Felder gelaufen. Eigentlich bin ich zu einem großen, frisch geeggten Sandacker gelaufen. Und  da habe ich sie von der Kette gelassen. Kurz konnte sie ihr Glück nicht fassen und man kann zusehen, wie der Körper Spannung aufbaut, und als das Kommando kam ist sie im Vollspeed über den Acker gerast, hat ihre berühmten Kusselkopfe geschlagen (ich bezeichne sie ja gerne auch als Rollmops) und kriegte sich gar nicht wieder ein. Zum Glück hat sie ja kaum Jagdtrieb, denn es hätte schon verlockende Spuren von Reh- bis Rotwild gegeben. Und das kein Jäger in der Nähe war, hatte ich natürlich vorher per Fernglas geprüft.

ab durch die Mitte!!!

Was ist aus diesem Häufchen Elend geworden, das wir am 12.9.2015 am Flughafen in Hamburg in Empfang genommen haben. Ein Energiebündel, die gerne auch mal ihren Schabernack mit uns treibt. Auch ein freundschaftliches Zwicken gehört schon mal dazu. Was für ein Glück!

Am Abend gab es dann eine Videokonferenz mit dem Vorstand des NABU-Ruhr. Das schwache WLAN des Campingplatzes war dafür keine gute Grundlage und so hatte ich über weite Strecken gar keine Verbindung oder der Ton ließ vermuten, dass Außerirdische den Verein übernommen haben.

1.10.2020 – kleine Rundfahrt östlich der Müritz

Gabi und Ernst wollten sich von uns gerne mal ein paar besondere Schönheiten östlich der Müritz zeigen lassen.

Als Ornithologe habe ich sie natürlich zuerst zu DEN Adlerteichen an der Boeker Mühle geführt, mit der bekannten Erkenntnis: der Vorführeffekt lässt alle Vögel verschwinden. Nur ein einfacher Mäusebussard und ein vager Fischadlerverdacht ganz in der Ferne…eine schlappe Vorführung.

Wappen mit Elefant

Die Kirche von Boek konnte nicht fliehen und ist natürlich auch immer einen Besuch wert. Nicht nur die Naturaquarelle im Inneren der Kirche waren interessant, sondern auch das Wappen über der Eingangstür. Unwillkürlich fragt man sich, wie kommt der Elefant an die Müritz. Letztendlich ist es auch bei Wikipedia nicht so wirklich zu klären, aber es ist das Wappen der Familie des Barons le Fort und man muss fast davon ausgehen, dass es so etwas wie ein Wortspiel ist.

Mein Programm für den Tag war erstens üppig und zweitens übertrieben. Tatsächlich sind wir dann nur noch auf verschlungenen Pfaden nach Wesenberg gefahren und haben bei „unserm“ Hafengrill gegessen und getrunken. Natürlich gehört hier diese Geschichte hin: bei der ersten Fahrt in den Osten, die Elke und ich gemeinsam gemacht haben, waren wir genau bei diesem Imbiss. Damals stand  der Mann am Ausschank, was uns diesmal die Frau bestätigte. Zum Abschluss bestellte ich einen Rostocker Doppelkümmel „Mann un Fru“ und der Mann fragte: „Ost oder West?“ Äh was??? Rostock liegt doch im Osten! Nein, er klärte uns auf, dass es in der DDR nur Gläser mit 4cl gab und die kleinen Gläser mit 2cl erst nach der Wende eingeführt wurden. Und auch heute gab es dann „Ostler“, die im Doppelpack schon mal zu inneren  Verwerfungen führen können.

Am Schluss stand fest: morgen gibt es einen Ruhetag und eigentlich wollte ich mit unserem neuen E-Klapprad die Gegend erkunden. Doch manchmal…

2.10.2020 – anders als gedacht

Buchenrotschwanz

Zuerst waren es meine Wehwehchen, die mich von der geplanten Radtour abgehalten haben, aber dann haben wir einen gemeinsamen Spaziergang unternommen und Elke wurde plümerant.

Den Raubwürger haben wir aber noch zusammen entdeckt und das Buchenrotschwänzchen, von dessen Existenz ich bis zu diesem Tag nichts wusste. Es ist die behaarte Raupe des Buchenstreckfußes, eines unscheinbar grauen Nachtfalters, der seinen Namen daher hat, dass er in Ruhestellung die Vorderbeine nach vorne streckt. Gar nicht so selten, wie ich auf meiner Lieblingsschmetterlingsseite lesen konnte.

Raubwürger

Den Raubwürger habe ich natürlich bei ornitho.de gemeldet und mich bei der Gelegenheit gewundert, wie wenige Beobachter im Bereich der Müritz Meldungen eingeben. Der Vogel war offensichtlich dort stationär, denn auch an den Folgetagen konnte ich ihn in dem Bereich beobachten und am Abreisetag war auch ein niederländischer Ornithologe vor Ort.

Elkes Schwächung lag wohl an einer Unterzuckerung, denn nach einem Lebkuchen war sie wieder fit.

Am Nachmittag habe ich aber „Klappi“* für den Ausflug am nächsten Tag vorbereitet.

*Klappi ist ein fast neues E-Klapprad, das wir vor einigen Wochen gekauft haben. Es gehörte vorher einer 80 Jahre alten Frau, die damit von ihren Kindern überrascht worden und kaum damit gefahren war.

3.10.2020 – mit Klappi ins Kranichland

Eine wilde Sammlung optischer Geräte an Hals und Schulter eines großen Mannes, das Stativ auf dem Gepäckträger und das Ganze auf einem Klapprad…sicher ein sehr originelles Ensemble, dass sich da auf den Weg zu den Kranichen machte.

Parasol oder Großer Schirmling

Die praktische Handhabung wurde auch gleich auf die Probe gestellt, als ich „mal eben“ diesen wunderschönen Parasolpilz am Wegesrand fotografieren wollte. Welcher Gurt musste noch mal unter welchem hervorgezogen werden? Letztendlich musste ich das Spektiv zuerst ganz abnehmen, was den schönen Nebeneffekt hatte, dass die Größe des Pilzes gut zu erkennen ist. Bekanntlich kann man den Hut des „Großen Schirmlings“, wie der Pilz auch genannt wird, wie ein Schnitzel in der Pfanne braten und dies wäre eine gute Portion geworden. Nur der Platz an der Straße ist natürlich nicht so prickelnd, da Pilze ja bekanntlich Schwermetalle sammeln.

Nächstes Objekt der Fotobegierde war der Raubwürger vom Vortag. Er war auch wieder da. Ein Spezialfoto gelang mir aber nicht, denn ich war mit der schon am Anfang der Reise an den Reghahner Teichen eingesetzten Technik einfach zu langsam. Beim einfachen Blick durch das Spektiv hatte ich den Vogel wunderbar im Licht und leicht verdeckt. Die Zeit die ich brauchte, um den Vorsatz zu montieren nutzte der Raubwürger um sich für diesen Tag ins Irgendwo zu verabschieden. Pech!

Kranichfamilie

Hinter Neu Gaarz standen in den feuchten Wiesen mehrere hundert Kraniche, aber komplett im Gegenlicht und ich habe mich entschieden, an dieser Stelle auf dem Rückweg noch einmal ausführlicher das Spektiv zu benutzen. Besseres Licht in der Mittagszeit, das wusste ich vom Ausflug vor zwei Tagen, hätte ich bei den Kranichtrupps an der B194 beim Abzweig nach Rechlin. Dort konnte ich ein Stück seitlich der Straße (die mit ihrem Schwerlastverkehr schon ziemlich nervig ist) an einem Feldrand sitzen und die Fototechnik ausgiebig nutzen. Insbesondere diese Kranichfamilie (die Jungvögel haben die braunen Köpfe) war sehr kooperativ.

Insgesamt standen auch hier auf den Ackerflächen hunderte Kraniche mehr oder weniger weit entfernt. Irgendwann hielt auf dem Feldweg zum Acker ein niederländischer PKW und zwei Männer mit Spektiv stiegen aus. Schon nicht so ganz optimal, denn die Kraniche, von denen man ja behauptet, sie hätten auf jeder Feder ein Auge, weil sie so vorsichtig sind, gingen sofort auf Distanz. Ich wartete darauf, dass die Ornithologen wieder einpacken und fahren würden. Stattdessen kam einer der beiden zu mir, hielt mir sein Vogelbuch unter die Nase und fragte mich, ob das tatsächlich alles Kraniche seien. Bemerkenswert!

Wir fuhren dann fast gleichzeitig ab. Die Kraniche waren auf einige hundert Meter Abstand abgerückt.

Kranichtanzplatz

Auf der Rückfahrt war ich kurz versucht, mir das Gelände und die Leute des „Kulturkosmos Müritz“ anzugucken. Dem Link zu folgen empfehle ich auch hier. Ein besonderes Projekt!

Hier muss ich zugeben, dass ich zur Sportschau wieder am Campingplatz sein wollte und die großen Kranichtrupps ja auch noch warteten. Dort kam das Licht immer noch schräg von vorne, was man den Fotos ansieht, aber die Stimmung war grandios. Ab und an hielten Radfahrer und freuten sich, dass sie durch das Spektiv mit Smartphone optisch „so nah“ an die Kraniche herankamen und waren auch ganz begierig auf ein paar Erklärungen. Insbesondere als ein paar der Vögel anfingen zu tanzen, waren sie ganz fasziniert. Ein guter Tag!!!

4.10.2020 – an der Müritz entlang nach Waren

Noch ein paar Worte zum Campingplatz am Müritzarm. Die Übernachtung kostete jetzt in der Nachsaison 19€ inklusive Strom. 3 Minuten Duschen kosten 50Cent. Bei ausgiebigerer Pflege also schon mal 1€. Durchaus ein Platz, den man für ein paar Tage empfehlen kann.

die ehemaligen Speicherhäuser

Heute war es wirklich eine Minitour am Westufer der Müritz hinauf nach Waren. Selbst mit den Beobachtungsschlenkern zu den Kranichplätzen waren wir nach zwei Stunden auf dem Stellplatz „Blumen und Parken“ ganz dicht am Hafen und am Zentrum. Unsere Vorbestellung war wichtig, denn der Platz war ausgebucht. In dieser Lage bei 13€ die Nacht inklusive Toiletten und Internet kein Wunder.

Im Hafen und an den umgebauten alten Speicherhäusern war richtig Betrieb. So viele Menschen sind wir ja gar nicht mehr gewohnt und uns sind, ehrlich gesagt, derzeit auch 1000 Kraniche lieber als 1000 Menschen. Zumal es auch hier nicht alle so genau nehmen mit den Coronaregeln.

Marktplatz von Waren

Was ist aus dem verschlafenen Städtchen geworden, in dem ich 1992 mit meinem defekten VW-Bus für 10 Tage gestrandet war. Damals hätte ich unweit des Hafens ein kleines Grundstück mit Häuschen für 15000,-DM kaufen können. Heute bekommt man dort sicher nichts mehr für einen  fünfstelligen Eurobetrag.

Vieles im Ort ist inzwischen wunderbar restauriert und die Speicherhäuser sind tatsächlich so genutzt worden, wie ich es mir damals schon gedacht hatte. Unten Gaststätten und Läden und oben Ferienwohnungen mit Blick auf den Hafen und die Müritz.

Jetzt war es uns aber in der Stadt eindeutig zu viel Trubel und wir waren froh, morgen in die Einsamkeit von Sabines Biobauernhof weiter fahren zu können.

5.10.2020 – auf zum Biobauernhof

Am Morgen bin ich in den Ort um Brötchen zu holen und die Ansichtskarten einzuwerfen. Das mit den Brötchen hat auch geklappt, aber statt die Karten einzuwerfen habe ich, mit Blick auf den bevorstehenden Winter, mir die am Vortag in einem Schaufenster gesehenen Haflinger-Filzpantoffeln gekauft. Die Karten fand ich dann bei der Rückkehr immer noch in meiner Tasche, wurde sie aber später beim Einkaufen im Familia-Markt los.

Nandu mit Gelege

Der Markt war sowieso gut sortiert, aber besonders bemerkenswert fand ich den Frischmilchautomaten eines Bauernhofes aus der Region vor der Tür. Man konnte nicht nur frische Milch zapfen, sondern es waren auch Flaschen mit einem Pulver im Angebot, mit denen man sich selbst Kakao, Erdbeermilch etc. zurechtschütteln konnte. Ausprobiert habe ich es nicht.

Sabines Biobauernhof liegt nur wenige Autominuten von Waren entfernt und hat neben Ferienwohnungen auch einen Stellplatz für Wohnmobile und Wohnwagen im Angebot. Und sehr viel Platz neben ganz wenig Menschen und vielen verschiedenen Tieren. Nach dem Kulturschock von Waren eine Wohltat. Nun zugegeben: Nandus mit Gelege hätte ich auf dem Hof nicht unbedingt erwartet, Gina fand es aber total spannend.

Gina macht sich bekannt

Gina mag eigentlich alle Tiere und würde gerne auch mit allen ein wenig spielen. Sie hat sich gleich mit den Hühnern und insbesondere auch mit den Ziegen bekannt gemacht. Es sah so aus, als wären die Ziegen ganz erstaunt, dass da ein Hund an den Zaun kam, der nicht sofort bellend auf sie zusprang.

Die Lage des Hofes ab von anderen Häusern und an einer kaum befahrenen Straße war überhaupt für Gina ein Geschenk. Wir konnten sie losmachen und endlich durfte sie toben und rollen so viel sie wollte.

Im hofeigenen Restaurant gab es am Abend Schnitzel und Spiegeleier aus eigener Herstellung. Sehr lecker und es war kein Wunder, dass das Lokal ausgebucht war. Es war für uns sozusagen das gelungene Vorkosten für Elkes Geburtstag am nächsten Tag.

Mit Hilfe unseres hier gut funktionierenden Fernsehers haben wir es tatsächlich geschafft, in den Geburtstag hinein zu feiern und auf die runde Zahl um Mitternacht mit einem Glas Cremant d'Alsace anzustoßen. Auf ein gesundes und glückliches neues Jahrzehnt!

6.10.2020 – „Hoch soll sie leben!“

Nach dem kleinen Umtrunk haben wir entspannt und sehr ruhig in diesen besonderen Tag hineingeschlafen. Völlig stressfrei!

Stellplatz auf Sabines Bauernhof

Die Freunde Gabi und Ernst waren für 14Uhr mit Pflaumenkuchen und Sahne angekündigt, also noch genug Zeit zum Aufhübschen (Dusche 3 Minuten 1€…also eventuell 2€) und Gassi gehen. Und den ganzen Tag Trompetenstöße von den Kranichen, den Vögeln des Glücks,  aus dem benachbarten „Kranichmoor“.

Es sollten mehr Gäste vorbei kommen als gedacht. Aber erst nach dem Kaffee, den wir trotz frischer Temperaturen mit Blick auf die Coronaproblematik vor dem Wohnmobil eingenommen haben. Es kam aber immer auch mal die Sonne zum Vorschein und so konnten wir uns vor dem benachbarten (leeren) Wohnwagen immer mal ein wenig aufwärmen.

Sauhaufen im Glück

Danach in den Stall zu den glücklichen Schweinen, die hier Auslauf und Sule haben. Die Kinder aus den Ferienwohnungen sind bei der Fütterung aller Tiere mit Begeisterung dabei. Mir hat der hier abgebildete Sauhaufen besonders gut gefallen.

DAS Pony

Zurück am Wohnmobil hatten wir gerade wieder Platz genommen, als der unerwartete Besuch kam: zuerst kam ein Pferdekopf um die Ecke und beschnüffelte Gabi. Kein Leckerchen …okay, dann weiter zum Gras nebenan. Wir lachten noch über diese erste Begegnung der besonderen Art, als nacheinander noch ein Kleinpferd, ein Pony und Esel Daniel* uns einen Besuch abstatteten. Die Krönung war jedoch, dass das Pony einen ernsthaften Versuch machte, das Wohnmobil zu entern. Die ganze Gruppe war aus der Koppel ausgebrochen, was, wie wir später erfuhren, durchaus nicht selten vorkommt.

* Esel Daniel ist auch der Namenspatron für das gut funktionierende kostenfreie (!) WLAN. ;-)

Am Abend war unser reservierter Tisch mit Kerze und Blumenstrauß dekoriert. Eine nette Aufmerksamkeit von der Chefin. Und die Essen waren wieder ausgezeichnet.

Apropos Aufmerksamkeiten: es gab natürlich einige Anrufe mit Glückwünschen zum Geburtstag, aber auch viele Glückwünsche über WhatsApp, SMS und Mail. Wie sagte Elke so richtig: die Zeiten haben auch den Stil verändert.

Insgesamt fand Elke auch: es war ein schöner Geburtstag an einem besonderen Platz.

7.10.2020 – Fahrt nach Zingst

Sabines Bauernhof war in der Planung nur als Geburtstagsplatz und Zwischenstation vorgesehen. Wir kommen aber ganz sicher wieder. Nicht nur der günstige Preis von 15€ pro Nacht und die besondere Stimmung des Biobauernhofes sind verlockend. Auch die Umgebung verspricht mit dem Torgelower See samt Seeadlerbrutplatz und anderen Naturschönheiten eine interessante Aufenthaltszeit.

Für die Fahrt zur Ostsee hatte ich mir eine Route ausgearbeitet, die schon nach wenigen Kilometern grob unterbrochen wurde. Ich hatte auf der Internetseite für B194 extra nachgesehen, ob es Störungen gibt. Angeblich nicht, aber dann kam schon vor Stavenhagen eine Vollsperrung. Nun ja, sieht man halt mehr von der Gegend. Allerdings wirklich nervig war ein Rübenerntefahrzeug mit mächtiger Überbreite, dass mit 25km/h die Straße abriegelte. Eine Begegnung mit einem LKW wäre der Supergau gewesen, denn es gab keine Ausweichmöglichkeiten.

zwei Prachttaucher

Nach drei Stunden waren wir inklusive Einkaufen und Tanken auf Zingst und wurden mit Sonne begrüßt. Unterwegs hatte es immer mal geregnet, was unserm Womo besonders hinter dem Erntefahrzeug einen leicht lehmigen Teint verpasste.

Also gleich ein erster Strandgang und dort gleich mal ein ornithologischer Leckerbissen: zwei Prachttaucher unweit des Strandes.

Weniger erfreulich (insbesondere für Elke) am Abend die Erkenntnis, dass auf unserem Stellplatz „Sonne 9“ Bäume den Fernsehempfang verhindern. Auch leichtes Rangieren kann das Problem nicht beseitigen. Und das bei anstehenden Fußballländerspielen! Und ein Wechsel des Platzes ist angeblich wegen der hohen Auslastung nicht möglich. Nun ja: letztes Jahr sind wir in Spanien 3 Monate ohne Fernseher ausgekommen!

8.10.2020 – Ruhetag mit Schauerwetter

Es rückte ein schweres Regenband von Westen an. Sah es im Netz erst noch so aus, als würden die Wolken es nicht bis Zingst schaffen, so erwies es sich bald als Illusion. So reichte es heute gerade mal zu zwei Gassirunden mit Gina, weiteren Rangierversuchen zwecks Fernsehempfang (ohne Ergebnis) und einem Essen im Steakhaus auf dem Campingplatz. Das zumindest für heute ein Lichtblick: mein Rumpsteak war auf den Punkt richtig gebraten, zart und perfekt gewürzt. Elke war mit ihrem Burger auch sehr zufrieden.

Der „Campingplatz Düne 6“ ist wirklich sehr gut belegt und im Restaurant ist Reservierung Pflicht. Die Tische werden so besetzt, dass die Coronaabstände gut gewahrt sind.

In der Nacht soll die Wetterfront durch sein.

9.10.2020 – sonnig ist es schöner!!!

baden bei 13° Lufttemperatur

Beim Frühstück (die Aufbackbrötchen aus dem Restaurant sind nicht der Knaller) trommelten Immer wieder Regengüsse auf das Womodach. Doch pünktlich zum Spaziergang riss der Himmel auf und für den Rest des Tages gab es einen Mix von viel Sonne und ein paar Wolken. Es sind zwar nur noch 13 Grad, aber die Sonne hat noch Kraft. Die vereinzelten badenden Menschen ließen uns dann aber doch fremdfrösteln.

Gina wartet

Heute keine Taucher auf dem Meer und der einzelne Mittelsäger war auch nicht besonders kooperativ. So konnte ich die meiste Zeit das Fernglas unter der Jacke lassen, die ich wegen des Windes zugeknöpft hatte. Es ist wirklich schon sehr herbstlich!

Wenn wir beide mit Gina unterwegs sind, geht es gar nicht, dass einer von uns auch nur 20m zur Seite geht. Gina bleibt dann, wie man auf dem nebenstehenden Bild sehen kann, völlig angespannt stehen. Kommt man zu ihr zurück, wird man begrüßt, als wäre man wer weiß wie lange weg gewesen. Gesang inklusive!

Abschiedsgruß

Am Spülsaum heute unter anderem mehrere rote Rosen und wir haben uns überlegt, ob die Wohl als letzter Gruß ans Meer, von einer Seebestattung oder einer verschmähten Liebe stammten. Es sind viele Geschichten dazu denkbar.

In Zingst ist auch gut Betrieb, wenn auch nicht so krass wie am Hafen von Waren. Ein paar Einkäufe waren angesagt und dann konnten wir tatsächlich noch mal in der Sonne sitzend essen. Bei mir musste es natürlich die Kutterscholle sein, die auch sehr gut war.

10.10.2020 – Eisvogel und Seeadler

der Eisvogelteich

Auch dieser Tag begann mit Regen, der am späten Vormittag aber nach ließ.

Elke hatte Schönheitspflege geplant und so war klar, dass ich eine Runde mit Gina drehe. Diesmal habe ich auch den Weg zum Eisvogelteich gefunden und tatsächlich war der Eisvogel, wie so oft, nur zu hören. Dem werde ich morgen aber noch nachspüren!

Schwäne in der Gänsebucht

Von dort ging es auf den Deich in Richtung Bodden und an der Unruhe von Gänsen, Reihern und Enten war festzustellen, es war ein Seeadler auf der Jagd. Es war ein diesjähriger Jungvogel und seine zahlreichen Attacken liefen alle ins Leere. Das Jagen will eben auch gelernt sein. Die Schwäne in der „Gänsebucht“ blieben übrigens erstaunlich gelassen und der Seeadler wusste wohl auch, dass diese Beute eine Nummer zu groß ist für einen Anfänger.

Etwas lästig waren auf dem Deichkamm entlang des Boddens die Radfahrer. Manche nehmen freundlicherweise das Tempo raus, wenn Fußgänger (und Hunde) in Sicht kommen. Aber gerade einige E-Bike-Fahrer verlassen sich bei 25km/h in erster Linie mal auf die Wirkung ihrer Fahrradklingel und Rücksichtnahme ist wohl ein Fremdwort. Nicht immer einfach, Gina rechtzeitig bei Fuß zu holen, wo es doch rechts und links des Weges so gut riecht.

Hafen von Zingst

Auf der Insel Kirr standen am frühen Nachmittag nur Gänse und Kiebitze und keine Kraniche. Den Einflug am Abend zu ihren Schlafplätzen werden wir uns an einem der nächsten Tage ansehen. Jetzt war hinter dem Hafen von Zingst schon zu sehen, dass es am Abend noch einige Schauer geben würde.

Zeit und Muße mit dem Reisebericht an das „Hier und Jetzt“ heranzurücken.

11.10.2020 – am „Eisvogeltag“ bin ich mit dem Reisebericht aktuell

Als ich heute Morgen um 8 Uhr aufgestanden bin, waren es draußen 8 Grad. Ohne Heizung, die wir nachts ausmachen, im Womo 17 Grad. Die Heizung funktioniert aber ausgezeichnet und innerhalb von Minuten ist die 20-Grad-Marke überschritten. Und auch die Isolierung dieses Wohnmobils ist deutlich besser als die vom Vorgängermodell. Die Wärme wird gut gehalten.

Heute begann für mich der Tag mit Körperpflege. Die Sanitäreinrichtungen hier auf dem Platz sind super und wenn die Camper damit auch noch pfleglich umgehen, ist alles okay. Leider haben manche Männer offensichtlich ein Problem damit, ein Gerät in die Hand zu nehmen, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Schrubber hat, auch wenn es ein Gummiabzieher ist. Meine Kabine musste ich jedenfalls erstmal vom überschüssigen Wasser befreien.

Eisvogelbild mit der Kamera

Da Elke es gestern doch nicht geschafft hatte, die Zeit meines Gassiganges fürs Duschen zu nutzen, war der Mittagsgang mit Gina auch heute meine Aufgabe. Diesmal zeigte sich der Eisvogel nicht nur, sondern ich konnte auch das nebenstehende Foto mit der Lumix aufnehmen. Und da war klar, hier gehe ich nachher mit meiner kompletten Ausrüstung hin und versuche, ihn noch besser zu erwischen.

Und so ging ich eine Stunde später erneut schwer bepackt mit Klappi auf Fototour. Die Schnatterenten auf dem Teich mussten für die Übungsaufnahmen herhalten. Sie waren erfreulich kooperativ. Eisvogel? Plötzlich flogen zwei in rasender Jagd hintereinander wenige Meter vor mir über das Wasser. Möglichkeit für ein Foto: Null. Okay, es gibt mindestens 2 Eisvögel, was die Chancen erhöhen sollte. Alle Ansitzwarten, die ich für günstig hielt, verschmähten sie aber. Dafür landete ein Vogel im Herbstlaub einer Birke … und war sofort nicht mehr zu finden.

Eisvogel in der Sonne

Nach einem Stellungswechsel meinerseits hatte ich das Equipment noch nicht wieder montiert, als ein Eisvogel auf einer abgebrochenen Birke landete. Einmal quer über den Teich. Freundlicherweise blieb er sitzen, bis ich alles montiert hatte. Dem Foto fehlt zwar die allerletzte Tiefenschärfe, aber ich taste mich ran. Was ich nicht aufnehmen konnte: als der Vogel von diesem Platz abflog, rüttelte er einige Sekunden über dem offenen Wasser und stürzte sich dann kopfüber hinein. Eine geniale Beobachtung!

Den zweiten Eisvogel bekam ich auch noch vor die Linse, diesmal aber im Schatten der Büsche. Immer wenn ich wieder auf Zingst bin, werde ich diesen Teich und die Eisvögel besuchen.

12.10.2020 – der Vorführeffekt und Wolkenzauber

Heute wollte ich Elke auch mal die Eisvögel „vorführen“. Und? Pustekuchen! Wieder einmal schlug der Vorführeffekt zu und die Eisvögel, die ganz bestimmt da waren, ließen sich nicht einmal hören. Gemein! Dann eben in diesem Urlaub nicht mehr!!!

Gegenlichtstimmung

Auf dem Deich am Bodden sahen wir, dass über dem Festland hinter Barth dicke Wolkenpakete lagen und auch Regenschwaden waren dabei. Sonne bei uns! In den großen Schilfbeständen immer wieder die Rufe der Bartmeisen, die man, hatte man die Oberkanten der Stengel im Fernglas, auch immer kurz auftauchen, ein Stück fliegen und dann wieder verschwinden sehen konnte. Frei sitzen oder ein Foto – Fehlanzeige. Am Darßer Ort ist es mir mit viel Geduld vor Jahren gelungen, ein Paar zu fotografieren.

Kraniche auf Kirr

Im Gegenlicht glitzerte der Bodden in feinstem Silber und die Wolken hatten etwas Bedrohliches. Vom Festland kamen schon am Mittag viele Kraniche zu den Schlafplätzen auf der Insel Kirr. Es musste auf den Äckern schon wirklich ungemütlich sein, denn Kraniche sind wettererprobt und im Herbst extrem hungrig. Schließlich geht es bald auf die kräftezehrende Reise nach Spanien. Auf jeden Fall ein wunderbares Bild: die dunklen Wolken, die Barther Kirche im Schatten und die Kraniche davor im schönsten Sonnenlicht.

Danach war „Bürotag“: noch einmal ein paar Ansichtskarten und die Beantwortung wichtiger Mails.

Am Nachmittag bekam Elke endlich die lang geforderte Pizza und dann ging es zum Erlebnis Kranicheinflug am Bodden. Nach der Seite im Netz, die die Kranichrastzahlen an den bekannten Sammelplätzen in Europa veröffentlicht, waren es am 4.10. im Bereich der Boddengewässer über 23000 Kraniche. Genau heute vor einem Jahr waren es in der Region über 85000. Der Winter ist in Skandinavien offensichtlich noch nicht angekommen.

Wolkenspektakel

Im Rhin- Havelluch, wo ich das „Storchendorf Linum“ schon häufig weiterempfohlen habe, sind es derzeit rund 65000 Kraniche und in der Diepholzer Moorniederung 14000. Überall gab es in den vergangenen Jahren schon höhere Zahlen. Und da in Frankreich und Spanien noch keine größeren Trupps gemeldet wurden, ist noch Nachschub zu erwarten.

Der Einflug der Kraniche hier und heute am Abend immer noch bei wunderbaren Lichtspielen in den Wolken. Bei dem nebenstehenden Foto hatten wir die untergehende Sonne hinter uns.

Seeadler und Kranichketten

Als besondere Zugabe flog dann noch ein Seeadler im letzten Abendlicht den Kranichketten entgegen, hatte es aber wohl eher auf die zahlreichen Pfeifenten abgesehen, die sich auch schleunigst davon machten.

13.10.2020 – die Skandinavier kommen!

die Skandinavier kommen

Als hätte ich es gestern schon gewusst: in Skandinavien scheint es Winter zu werden. Schon in der Nacht intensiver Kranicheinflug über die Ostsee. Gut zu hören, denn gefühlt immer genau über den Campingplatz und auch über das Wohnmobil.

Außerdem gibt es eine Sturm-/Orkanwarnung für diesen Bereich der Ostseeküste. Es soll erst morgen kommen. Sollten die Vögel in Skandinavien das schon heute fühlen können? Denn auch ein kräftiger Gänsezug ist über den Tag festzustellen.

Jedenfalls bin ich mit Gina zum Strand und habe sie, erlaubt oder nicht, die ganze Zeit frei laufen lassen. Immer wieder große Kranichformationen, die über die Ostsee kommen. Leider aber keine Seetaucher oder Eisenten. Vielleicht wird der Oststurm morgen Vögel gen Westen treiben.

rennen am Hundestrand

Schaut man nach Osten, sind die „Höhenlagen“ von Hiddensee mit dem Leuchtturm im Dormbusch zu sehen. Mit den Luftspiegelungen sieht das Ganze aus wie ein Walfisch, finde ich.

Gina freut sich schnüffeln zu können, wo immer sie will. Gerne auch mal an den Rucksäcken der Strandgäste. Plätzchen…Würstchen…Bütterkes???

Es ist aber sehr entspannt mit ihr, zumal ihre Einschätzung fremder Hunde (Spielkamerad oder Ekelpaket?) immer stimmt. Und wenn ich sie rufe, kommt sie (fast) immer sofort im gestreckten Galopp. Und zwischendurch fremde Menschen bis zur Rührung bezirzen geht auch!

letztes Abendlicht

Am Abend noch mal ein wunderbares Rumpsteak im platzeigenen Restaurant. Auch Elkes Schweinemedallions mit pfefferiger Pfeffersause waren perfekt. Und die rosa Nase von Gina bekam auch genug ab. Natürlich keinen Pfeffer!

Zum guten Schluss ein Blick über Ginas Tobarena zum Campingplatz im Abendlicht. Wegen der Ankündigung des Sturmes und eigener Erfahrungen mit in Mecklenburg abbrechenden Bäumen haben wir uns entschlossen, erst übermorgen weiter zu fahren. Außerdem sind wir zur Hälfte  in den nächsten Platz gefahren, um das  Fußballspiel  Deutschland-Schweiz  gucken zu können.

14.10.2020 – die Ostsee kann auch anders!

In der Tat hatte der Stellungswechsel zur Folge, dass die Satellitenschüssel sofort die richtige Position gefunden hat. Okay, ich hätte auch dieses Spiel nicht unbedingt sehen müssen, denn das Beste waren noch die Tore. Bezüglich des Fernsehempfangs, der in der Vergangenheit bei uns ja kein Thema war, sind wir jetzt schlauer.

stürmische Zeiten

Die Entscheidung, die Abfahrt zu verschieben, war komplett richtig. Die Sturmböen schüttelten das Wohnmobil schon in der Nacht und in den Alleen Vorpommerns dürften einige Äste vor und auf die Autos gefallen sein. Wir hatten vor Jahren dieses zweifelhafte Vergnügen mit dem VW-Bus und verzichten gerne auf eine Wiederholung.

Während einem Ostfriesen wie mir der kräftige Wind eine Heimatmelodie singt, sind Gina und Elke wenig angetan. Und als Gina am Meer die Wellenberge sah, wollte sie sofort wieder weg. Und als eine besonders kräftige Sturmbö ihr von hinten ins Fell packte, glaubte sie wohl es sei ein Fremder und fuhr erschrocken herum.

echtes Meer!

Strand gab es heute nicht. Die Ostseewellen schwappten bis an den Fuß der Dünen. Wasservögel hätte man nur sehen können, wenn sie gerade oben auf einer Welle geritten wären.

Trotz des Sturmes oder gerade mit seiner Unterstützung zogen den ganzen Tag weiter Kraniche von Skandinavien kommend zu den Boddengewässern. Wie gesagt: hier sind die Höchstzahlen des Herbstes lange noch nicht erreicht.

auweia sagt der Reia ;-)

Dass in diesem Kranichland der Betreiber eines Park- + Wohnmobilplatzes so ein Schild aufstellt. Bemerkenswert! In Essen wollten mir ja schön häufiger Leute erzählen, dass die Kraniche an der  Ruhr brüten, die kennen sie ja aber oft nur als Zugvögel hoch oben am Himmel.

Morgen geht es weiter nach Poel. Wir haben nun eine Zusage dort bis Sonntag bleiben zu können und damit den Ostseeurlaub abzurunden. Und dann geht es via Zwischenstation Hannover nach Essen, das gerade in den letzten Tagen zum Coronahotspot hochgestuft wurde. Was für verückte Zeiten!

am 15.10.2020 – ging es weiter auf die Insel Poel

Auf dem „Campingplatz-Leuchtturm“ auf Poel gibt es noch kein WLAN und deshalb konnte ich alle Fotos ab Poel erst in Essen in die Homepage einfügen. Die Chefin des Campingplatzes hofft, dass die notwendigen Glasfaserkabel im nächsten Jahr auf der Insel verlegt werden, hat aber Zweifel.

üppiger Stellplatz

So wurden es ruhige Tage auf Poel, denn auch das Handynetz gab nicht wirklich eine flotte Verbindung her. Dafür funktionierte auf diesem Campingplatz der Satellitenempfang für den Fernseher einwandfrei.

Wie man nebenan sehen kann, hatten wir einen üppigen Stellplatz. Ob es daran lag, dass man die Besucher mit dem Hotspotkennzeichen „E“ separieren wollte? Angeblich wurde zeitgleich auf anderen Campingplätzen in MecPom von den Ordnungsämtern nach Besuchern aus den Risikogebieten gesucht. Wir blieben komplett unbehelligt.

Nach dem wirbeligen Zingst hatte Poel etwas besonders entspannendes und es ist sicher, dass wir dort noch mal eine längere Zeit verbringen werden … auch ohne WLAN.

Mit dem abschließenden Hinweis auf die Fotoseite (u.a. Weißwangengänse und Inseltorte) und mit dem abendlichen Foto des Hafens von Timmendorf auf Poel beende ich diesen Reisebericht.

Hafen von Timmendorf auf Poel im Abendlicht

Wir hoffen sehr, dass weitere Reisen, eventuell auch über die Landesgrenzen hinaus, im nächsten Jahr wieder möglich sind.


 

 

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