Überraschungen

von Uwe van Hoorn

Sage bei der Ornithologie nicht vorschnell: „Das kann nicht sein!“, das ist eine Erkenntnis aus vielen Jahren Vogelkunde. Und das zeigt sich in diesem Frühjahr in Essen mit Nachdruck:

Die Greifvogelgruppe des NABU Ruhr kontrollierte im Mai im Essener Süden die bekannten Horststandorte, als ihnen plötzlich ein Neuntöter vor die Linse flog. Als kurz darauf an gleicher Stelle auch ein Weibchen gesichtet wurde, kam ein begründeter Verdacht auf: die erste bekannte Brut des Neuntöters in Essen seit 35 Jahren! Damals brütete der Neuntöter auf einer Streuobstwiese der Naturschutzjugend, zu der er aber leider nie zurückkehrte.

Nun scheint er seine Brutareale zu erweitern. Und bei der diesjährigen Brut gab es mindesten 4 flügge Jungvögel, die im Juli von verschiedenen Beobachtern gesehen, fotografiert und gefilmt wurden.

Bei einer erfolgreichen Nachsuche gestern wurde als besonderes „Sahnehäubchen“ an gleicher Stelle ein kreisender Schwarzstorch gesehen. Auch hier Brutverdacht?

Der absolute Knaller des Frühlings in Essen ist aber die Brut des Wiedehopfes und das ebenfalls im Essener Süden.

Dies ist die erste bekannte Brut seit 1977 in Nordrhein-Westfalen! Nach 43 Jahren brütet wieder ein Wiedehopfpaar in unserm Bundesland und das in Essen. Sensationell!!!

Auch hier muss man allerdings sagen, dass es gleichzeitig ein weiteres Indiz für den forcierenden Klimawandel ist.

Und wenn dann noch, wie vor zwei Wochen, 33 Gänsegeier über der Eifel kreisen, fallen Ornithologen die Reisebeschränkungen durch Corona nicht so schwer.

Bleibt alle aufmerksam und lasst Euch vom Leben freudig überraschen!