Bevor ich zum Aus der „Borbecker Nachrichten“ noch einmal Stellung nehme, ein Blick auf meine Geschichte mit dieser Zeitung.

Anfang der 1980-ziger Jahre suchte die neu gegründete Naturschutzjugend Essen-Mülheim für ihre aufstrebende Gruppe ein Vereinsheim. Über die Eltern eines Jungen bekam ich Kontakt zu Walter Wimmer, der damals mit der „Borbecker“ eines der auflagenstärksten und engagiertesten Wochenblätter in der Bundesrepublik führte. Walter Wimmer war so, wie ich mir einen Journalisten immer vorgestellt hatte: Geradeaus, hart in der Sache und dabei überaus menschlich. Und so war auch seine Zeitung, die seinerzeit eine Auflage von über 20 000 Exemplaren erreichte. Sie war im Großraum Borbeck ein Stück Heimat und eine Institution.

Mit Hilfe der „Borbecker“ bekam die Naturschutzjugend von der Stadt Essen einen Pachtvertrag für die Voßgätters Mühle, heute eine Einrichtung mit gutem Ruf weit über die Grenzen der Stadt hinaus.

Damals lernte ich diese heimatverbundene Art des Journalismus schätzen. Dort wo den großen Tageszeitungen die „Geschichte“ zu wenig spektakulär war, erkannte die „Borbecker“ das Potential.

Als die WAZ-Gruppe um die Jahrtausendwende die Übernahme der Borbecker Nachrichten betrieb (Walter Wimmer sprach laut der Zeitung „Die Zeit“ von nackter Gewalt) begann der Absturz. Die hausinternen großen kostenlosen Anzeigenblätter schöpften die Anzeigenkunden ab, NRZ und WAZ brachten mehr und mehr Stadtteilnachrichten und so schrumpfte das Budget und die Zahl der Kunden.

Hier empfehle ich das Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/Borbecker_Nachrichten

Man muss vermuten, dass die Funke-Medien-Gruppe kurz vor dem siebzigsten Jubiläum dieser bemerkenswerten Zeitung endgültig erledigt hat, was Walter Wimmer schon vor 20 Jahren befürchtete.

Ich hoffe, dass die Verlagsgruppe für die festen und freien Mitarbeiter der „Borbecker Nachrichten“ gute Zukunftslösungen anbieten kann. Wenigstens das haben sie verdient!

Mir wird die Borbecker fehlen und dem deutschen Journalismus eine ganz besonderes Wochenblatt!

Hier geht es zur Onlineausgabe eines Artikels über die Wintervogelzählung und mich.

Die Veröffentlichung des etwas umfangreicheren Scanns würde mich ~60€ kosten. Wer den ganzen Artikel als Scann lesen will, der wende sich bitte an mich.

Das obige Bild ist nicht aus der Veröffentlichung!